Fußball-Regionalligen: Aufsteigen oder untergehen

In der Regionalliga können Klubs kaum überleben – es regt sich Widerstand.

Düsseldorf. Es ist ein Hochrisikogeschäft, einen Traditionsverein in der vierthöchsten deutschen Fußball-Liga zu führen. Die Regionalliga wird auch gerne "Pleiteliga" genannt.

Denn für ehemals große Namen des Fußballs wie den Wuppertaler SV, Preußen Münster, Hessen Kassel oder den SV Darmstadt 98 ist vernünftiges Wirtschaften in der Viertklassigkeit beinahe unmöglich. "Lange kann sich kein Traditionsverein die Regionalliga leisten", sagt Achim Weber, Geschäftsführer des Wuppertaler SV.

Die Gründe dafür liegen in der Unattraktivität der Gegner - 25 von 54 Mannschaften in den Staffeln West, Nord und Süd sind Reserveteams der Profiklubs - den hohen Sicherheits- und Stadionanforderungen und den niedrigen Fernsehgeldern.

Die Folgen sind Insolvenzen und Lizenzentzüge für Klubs, die sich finanziell verhoben haben, um der Regionalliga zu entfliehen. Dadurch konnten in der West-Staffel zuletzt sportliche Absteiger wie Borussia Mönchengladbach II und selbst der Tabellenletzte Eintracht Trier die Klasse halten.

28 der 29 Nicht-Zweitvertretungen in den Regionalligen haben sich nun zur Interessengemeinschaft Regionalliga zusammengetan. Ihr Ziel ist eine Reform der Spielklassen: Ab der Saison 2012/2013 soll es nur noch zwei Regionalligen geben. Die Bundesliga-Reserven bekämen eine eigene Spielklasse, deren Meister mit der schlechtesten Zweitvertretung aus der Dritten Liga den Platz tauschen soll. Kurz: 2+1-Modell.

Ende Oktober soll auf dem DFB-Bundestag in Essen über eine Reform entschieden werden. DFB-Vizepräsident Hermann Korfmacher sieht ein, dass es Reformbedarf gibt, aber in welche Richtung er tendiert, ist völlig unklar: "Des einen Vorteil ist immer des anderen Nachteil."

WSV-Geschäftsführer Weber ahnt jedoch: "Es wird keine unserer Forderungen umgesetzt. Was beim DFB zählt, ist nur der wirtschaftliche Faktor - und da stehen wir hinter den Bundesligisten in der zweiten Reihe."

Die zitierten Bundesligisten halten vom Lösungsvorschlag der IG Regionalliga nichts. Zwar hat Fortuna Düsseldorfs Cheftrainer Norbert Meier - Fortuna II spielt selbst in der Regionalliga - Verständnis: "Ich kann mir vorstellen, dass es irgendwann nicht mehr anders geht, als eine eigene Liga für die zweiten Mannschaften aufzumachen." Doch die meisten Vertreter der Profiklubs, deren Reserven kein Lizensierungsverfahren durchlaufen müssen, wollen, das alles bleibt, wie es ist.

Roland Virkus, Borussia Mönchengladbachs Nachwuchs-Direktor sagt: "Unsere jungen Spieler brauchen das Kräftemessen mit den erfahrenen Ex-Profis der Traditionsklubs und den Zuschauerdruck." Virkus erinnert an die Verantwortung gegenüber dem deutschen Fußball. "Wo sollen sich denn die jungen Spieler für die Nationalmannschaft entwickeln, wenn sie sich da nicht den letzten Schliff und die Spielhärte holen können?"

Fast 10.000 Fans aus 256 Fanklubs von 86 Vereinen aller Klassen sehen das anders. Sie haben im Internet eine Petition der Fan-Organisation "Pro-Regionalliga-Reform 2012" unterschrieben. Der aus Darmstadt initiierte Zusammenschluss sieht sich als emotionale Unterstützung der Vereins-IG. Das 2+1-Modell wäre die Traumvorstellung.

Bleibt alles wie es ist, müssen der WSV, Münster und all die anderen finanziell etwas riskieren, um aufzusteigen - oder unterzugehen.

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