Sauerland beteuert Unschuld

Der Duisburger OB nimmt im Landtag Stellung. Der Zank um die Schuld geht weiter.

Düsseldorf. Das Interesse war riesig, das sprichwörtliche Blitzlichtgewitter grell: Der Auftritt des Duisburger Oberbürgermeisters Adolf Sauerland (CDU) am Donnerstag vor dem Innenausschuss des NRW-Landtags war ein großes Medienereignis. Sechs Wochen nach der Katastrophe mit 21 Toten gab es jedoch nur die bekannten Schuldzuweisungen.

Sauerland wirkte äußerst gefasst, hatte zwei Anwälte an seiner Seite und bis ins letzte Detail vorbereitete schriftliche Erklärungen dabei. Doch zuvor hatten andere das Wort. Innenminister Ralf Jäger (SPD) stand zunächst im Mittelpunkt. Und er ließ erneut erkennen, dass er nicht mehr - wie noch kurz nach der Katastrophe - bedingungslos hinter der Arbeit der Polizei steht. "Darüber hinaus bleibe ich dabei, dass es unrealistisch ist, bei dem unfassbaren Chaos auf Veranstalterseite einen fehlerfreien Polizeieinsatz zu erwarten", sagte Jäger und räumte Kommunikationspannen ein.

Doch hauptverantwortlich seien die Veranstalter und die Stadt Duisburg, sagte Jäger und verwies auf ein von ihm ins Auftrag gegebenes Gutachten.

Von Anfang an war die Diskussion wieder bei der Frage, wer denn nun die Schuld hat für die Katastrophe bei der Veranstaltung, bei der rund 300000 junge Menschen tanzen und feiern wollten - und 21 von ihnen wegen offensichtlicher Mängel in der Planung sterben mussten.

In der Sitzung dominierten die Juristen, so auch bei der Stellungnahme Sauerlands. Der Berufsschullehrer lässt sich von einer renommierten Düsseldorfer Kanzlei vertreten, Anwältin Ute Jaspers sprach zunächst für ihn. "Die Stadt war als Ordnungsbehörde nicht verpflichtet, vor Ort Kontrollen vorzunehmen."

Sauerland sprach den Angehörigen mit fester Stimme Anteilnahme aus, sprach vom immensen Druck, der auf ihm laste, betonte aber auch: Einen Grund, zurückzutreten, sehe er nicht.

Der Anwalt des Loveparade-Veranstalters Rainer Schaller, Niko Härting, wiederum nahm die Polizei ins Visier. Die Gefahrenabwehr habe vor allem beim Zuschauerzustrom in der Verantwortung der Polizei gelegen.

Die Frage, wer denn nun zuständig war, ist mittlerweile auch eine politische. Zwar sagte Peter Biesenbach (CDU): "Es geht nicht um Zuständigkeiten, sondern darum, wie das passieren konnte." Er nahm die Polizeiführung und auch Minister Jäger persönlich ins Visier: "Wir wollen wissen, wer was wann wusste."

SPD-Mann Thoma Stotko attackierte hingegen vor allen Dingen den Veranstalter, die Schaller-Firma Lopavent. "Ihre eigenen Videos belegen, dass es kaum Ordner gab. Ihre eigenen Videos belegen, dass Sie die Eingangsschleusen trotz Zusagen nicht verschlossen haben."

Der Streit geht weiter, doch Aufklärung ist nicht in Sicht. Einen Untersuchungsausschuss scheut derzeit die CDU - aus Rücksichtnahme auf Sauerland und die alte schwarz-gelbe Landesregierung, die die Loveparade gepuscht hatte.

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