Pille tritt kürzer — Rampe bleibt

Markus Peerlings hat einen neuen Job. Es wird weniger Konzerte geben, aber das Angebot bleibt den Krefelder erhalten.

Pille tritt kürzer — Rampe bleibt
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Als Markus Peerlings vor neun Jahren die Kulturrampe eröffnet hat, wollte er damit nicht reich werden. Dass es finanziell so schwer werden würde, hätte er aber auch nicht gedacht. „Es war immer am Minimum. Da kommt man ins Grübeln. Die Kosten sind schon ein Batzen“, sagt „Pille“ Peerlings. Nach einer Knieverletzung musste der 45-Jährige im vergangenen Jahr einige Zeit Zuhause bleiben. Beim Surfen im Internet hat er in Essen eine Stelle gefunden, die er schließlich vor knapp drei Monaten auch angenommen hat. „Das war in erster Linie eine finanzielle Entscheidung“, sagt er.

Der neue Job wird sich auf das Angebot der Rampe auswirken. „Die Konzerte werden weniger.“ Er schätzt, dass es vier bis sechs Konzerte im Monat statt bisher zehn bis zwölf werden. Die Kulturrampe komplett zu schließen, zieht er aber nicht in Erwägung. „Hier steckt so viel Herzblut drin, dass das gar nicht zur Debatte steht. Wir haben hier alles selbst umgebaut.“ Etwas weniger Veranstaltungen ist keine neue Idee. „Ich habe schon länger gedacht, dass wir hier zu viel machen. Bei so vielen Konzerten sei es auch schwer, sie gut besucht aussehen zu lassen.“

Markus Peerlings

Als Peerlings die Rampe eröffnet hat, war der Grundgedanke, dass in Krefeld ein Veranstaltungsort für kleinere, schrägere Geschichten fehlt. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig ist, die Leute von Live-Musik zu überzeugen. Ich bin damit aufgewachsen, Freitag und Samstag bin ich auf Konzerte gegangen.“ Heute gebe es einfach viel mehr Dinge, die man machen könne. „Jetzt konkurriert man mit einem Billigflieger nach Dublin“, sagt Pille.

Er hält dennoch an der Idee fest, schräge Bands nach Krefeld zu holen. Demnächst hat er eine Techno-Punkband da, dazu sagt er nur: „Das ist so bekloppt, das ist einfach super. Es ist aber nichts, was sich gut verkaufen lässt.“

Obwohl es weniger Konzerte geben wird, wird keine Musikrichtung einfach wegfallen. „Ich lade nur die Bands ein, die ich selbst gern hören will. Ich habe da eine 60-Sekunden-Regel, dann entscheidet mein Bauchgefühl.“ Bands zu finden, ist nicht schwer, aber der Mailverkehr und die Organisation nehmen viel Zeit in Anspruch. „Die wollen ja auch bezahlt werden, essen und schlafen“, erklärt er.

Wenn ihm ein Teil der Organisation abgenommen wird, sei das schon eine große Hilfe. Bei der neuen Rhythm- und Bluesreihe, die heute mit Albie Donnelly startet, übernimmt Ralf Heinrich die Organisation.

Spaß macht die Rampe Pille aber nach wie vor. „Ich werde auch jetzt versuchen, immer da zu sein. Ich will die Bands auch selbst hören.“ Nur, dass es ein Hobby sein wird und kein Vollzeitjob mehr. „Ich bin auch ein wenig traurig. Ich glaube aber, so kann das eine gesunde Sache werden.“

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