Düsseldorf Farid Bang: „Rap ist wie Wein — je älter, je besser“

Mit hartem Hip-Hop feiert der Düsseldorfer Rapper Farid Bang Erfolge. Gerade hat er sein siebtes Soloalbum „Blut“ herausgebracht

Rapper Farid Bang.

Rapper Farid Bang.

Foto: Banger Musik

Düsseldorf. Die Entstehung der Marke Farid Bang könnte im Hip-Hop-Lexikon stehen unter „Wie macht man einen Gangsta-Rapper?“ Ein Stereotyp durch und durch: Rumhängen, kiffen, dealen, ab und zu Knast; will Profiboxer werden; fängt durch einen Kumpel mit dem Rappen an — der Kumpel geht in den Bau; wird selbst erfolgreich, startet Beef mit so ziemlich jedem anderen Rapper; gründet eigenes Plattenlabel. Dass diese Geschichte allerdings komplett in Düsseldorf spielt, der feinen, reichen Stadt am Rhein, ist dann doch nicht mehr so typisch. Und Farid Bang steht wie kein anderer Rapper für seine Heimatstadt. „Ich bin stolz, dass ich Düsseldorf auf die Rap-Karte gebracht habe“, sagt er. Unbescheiden, wie es sich für einen Gangsta-Rapper geziemt.

Geboren ist der marokkanisch-stämmige Künstler in Andalusien, kam aber als Kind nach Derendorf — und wohnt dort bis heute. Seine Laufbahn als Kleinkrimineller spielte sich rund um den Hauptbahnhof ab. Seine Gefängnisaufenthalte seien gewesen „wie Wochenendausflüge. Immer nur Kavaliersdelikte.“ Aber es trieb ihn immer schon zu Höherem. „Egal, was ich angefangen habe — ich wollte dann immer das Beste erreichen.“ So wie er mit dem Boxen anfing und gleich Profi werden wollte, so fing der mit der Musik an und wollte gleich an die Chartspitze. Das hat er geschafft: In den vergangenen drei Jahren sind seine Alben immer auf Platz eins geklettert, seine jüngste Veröffentlichung „Blut“ (27. Mai) immerhin auf Platz zwei.

Es war natürlich auch ein bisschen Glück dabei. Das Glück, die richtigen Leute kennen zu lernen zum Beispiel. Wie die Musiker Summer Cem und Eko Fresh, bei dessen Label er unterschrieb. Und Kollegah, mit dem er 2009 das Album „Jung, Brutal, Gutaussehend“ aufnahm und zum ersten Mal in die Charts kam — vier Jahre später erreichte der Nachfolger „JGB 2“ der beiden sogar Goldstatus.

Aber er traf nicht nur die Richtigen — er disste auch die Richtigen. In seinem Wikipedia-Eintrag ist das Kapitel „Beef mit Konkurrenten“ exakt so lang wie seine ganze Biografie. Besonders der Berliner Fler hatte es ihm angetan, jahrelang legten sich die beiden Musiker miteinander an. „Für mich ist es eine sehr spannende Geschichte, wenn zwei Menschen sich musikalisch duellieren“, erklärt Farid. Es sei die „Königsklasse“ des Rap. Aber im Moment fehlt dem kampfeswilligen Musiker der geeignete Gegenpart in Deutschland. „Wenn mich jemand herausfordert, bin ich dabei. . .“ Aber ohnehin hatte Farid Bang jüngst Anlass, darüber nachzusinnen, ob es nicht an der Zeit sei, in mancherlei Hinsicht kürzer zu treten. Er wurde 30. Für einen Gangsta-Rapper keine einfache Zahl.

„Manchmal denkt man bei der ganzen Fäkalsprache schon: Oh, ist das noch altersgerecht?“, verrät er. „Mit 20 ging das alles ganz locker von der Zunge.“ Ein Großteil seiner vergangenen Platten landete auf dem Index. Auf „Blut“ schlägt Farid jetzt auch mal deutlich ruhigere Töne an. Er selbst findet’s gut: „Rap ist wie Wein — je älter, je besser.“

Dass Hip-Hop ein Genre für Kiddies sei, aus dem man irgendwann mal herauswachsen müsse, von diesem Klischee hält er gar nichts: „Rap ist eine sehr lyrische — oder vielleicht die lyrischste — Musikrichtung. Ich bin nach wie vor voll motiviert.“ Und auch als Rapper kann man ein sehr erwachsenes Leben führen. Farid Bang sagt von sich selbst, dass er gesund lebt, sich gut ernährt. „Ich habe heute eine schöne Wohnung, ein schönes Auto.“ Und fleißig sei er. Muss er auch. Vor zwei Jahren hat er seine eigene Plattenfirma, Banger Musik, gegründet, produziert neben sich selbst fünf weitere Musiker. „Ich glaube, jeder Rapper träumt davon, ein eigenes Unternehmen zu gründen und die Musik selbst zu machen“, erklärt er. Außerdem sei er mit den großen Labels nicht klargekommen. Dafür muss er sich jetzt um Dinge wie Marketing und Vertrieb kümmern. „Aber das Geschäft ist bei uns nicht im Vordergrund. Wir sind Musiker.“

Trotzdem schön, wenn das Geschäft läuft — 250 000 Platten verkauft Banger Musik laut Farid heute im Jahr. Es gibt ihm Luft für anderes. Sport zum Beispiel. Er pumpt, so sagt er, in einem Studio, wo sonst nur alte Leute sind — ganz unauffällig. Macht Kampfsport — das moderne „Mixed Martial Arts“. Aber nicht bei Wettkämpfen. „Mit 30 in den Ring zu steigen und Rocky Balboa zu spielen, hat ja keinen Sinn“, findet er. Er reist auch gern — Spanien und Marokko natürlich, USA, Thailand, Dubai, Japan, Mexiko. „Südamerika möchte ich gern mal sehen.“ Und Mekka — Farid bezeichnet sich selbst als „muslimisch aufgewachsen“, hält den Fastenmonat Ramadan zum Beispiel ein. Auch Frau und Kinder gehören zu seinen Zielen in der Zukunft.

„Ich glaube, ich bin ein beliebter Junggeselle“, sagt er schmunzelnd. Und wer weiß — vielleicht ruft ja auch noch die Leinwand. Bei den „Fack ju Göhte“-Filmen war Farid erstmals in einer kleinen Kinorolle zu sehen — und hofft schon auf einen dritten Teil. Schauspielerei als neues Feld, um das Beste zu erreichen? Er sagt: „Für geile Projekte bin ich immer zu haben.“

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