Krefeld So rettet die Feuerwehr mithilfe von WhatsApp

Die Feuerwehr in Krefeld hat zum ersten Mal ein Unfallopfer mit dem Smartphone-Dienst geortet. Ohne wäre es brenzlig geworden.

Krefeld: So rettet die Feuerwehr mithilfe von WhatsApp
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Ein junger Mann verliert die Kontrolle über sein Fahrzeug, fliegt aus der Kurve der A 44-Ausfahrt „Krefeld-Forstwald“. Das Auto schlittert in das Gebüsch am Fahrbahnrand und bleibt seitlich auf der Fahrerseite liegen. Der 19-Jährige ist eingeschlossen, er kann wegen Verletzungen an Kiefer und Brustkorb nicht mehr sprechen.

Geistesgegenwärtig schreibt er seiner Freundin über den Nachrichtendienst Whatsapp von seinem Unfall. Die meldet sich bei der Feuerwehr.

Mit dem Umzug in die neue Feuerwache haben die Rettungskräfte ein Smartphone angeschafft, das nur einem Zweck dient: In besonderen Notfällen die Kommunikation mittels Whatsapp zu gewährleisten. „In dem Moment war es ein Lebensretter, den jungen Mann hätte dort niemand einfach so gefunden“, sagt Andreas Klos, Abteilungsleiter Gefahrenabwehr bei der Feuerwehr. Er ist unter anderem für die technische Planung der neuen Leitstelle verantwortlich.

Bei dem „Lebensretter“ handelt es sich um ein ganz normales Prepaid-Handy. Am Abend des Unfalls an der A 44-Ausfahrt bewährt es sich für die Rettungskräfte aber als äußerst hilfreich. Besonders für den sogenannten Disponenten in der Leitstelle. Der hat bei allen möglichen Arten von Notrufen die Aufgabe, den Einsatzort zu ermitteln und den Einsatzkräften schnellstmögliche durchzugeben. Er fordert die Freundin des Schwerverletzten auf, sich den Standort des verletzten per Whatsapp-Nachricht schicken zu lassen und diesen an das Smartphone der Leitstelle weiterzuleiten.

An diesem Abend hat der Messenger-Dienst, den weltweit rund eine Milliarde Menschen nutzen, für eine schnelle Rettung gesorgt. Die Rettungskräfte befreiten den jungen Mann und brachten ihn in ein Krankenhaus.

Trotzdem ist Whatsapp für die Leitstelle in Krefeld eine „improvisierte Lösung“ für Ausnahmesituationen, das macht Andreas Klos klar: „Es ist eine Krücke.“ Das Handy ist nicht in die sonstigen Kommunikationssystemen der Leitstelle eingebunden. Weil jede Drittanbieter-App eine Lücke für die sicherheitsrelevanten Daten der Schaltzentrale der Feuerwehr darstellen würde, erklärt Klos. „Stichwort Datenkrake.“ Die Nutzung von Whatsapp sei kein Standard und soll es auch in Zukunft nicht werden.

Aktuell kann die Feuerwehr alle Anrufer, die aus dem Festnetz den Weg in die Leitstelle finden, orten. Auf dem Bildschirm werden die Straße, Hausnummer und der Name der Person, der der Anschluss gehört, sofort angezeigt. Außerdem sehen die Mitarbeiter der Leistelle auf einer Karte — beispielsweise, welches Rettungsfahrzeug den kürzesten Weg zum Einsatzort hat. Das spart Sekunden, die Leben retten können. „Der Disponent hat ungefähr eine Minute Zeit, um den Standort an die Rettungskräfte weiterzugeben“, sagt Klos. Nach der sogenannten Hilfsfrist soll nach acht Minuten mindestens ein Rettungsfahrzeug am Einsatzort sein.

Der Haken: Die automatische Standorterfassung funktioniert derzeit nur bei Notrufen aus dem Festnetz einwandfrei, erklärt Andreas Klos. „Es ist vorgesehen, dass die Feuerwehren in Zukunft auch die Standortdaten von Anrufen per Handy automatisch bekommen.“ Eine entsprechende Regelung auf Bundesebene sei auf dem Weg.

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