Krefelder Pinguine Niederlage nach Penalty: Der lange Schatten von Christian Ehrhoff

Pinguine verlieren gegen Augsburg das Heimspiel nach Penaltyschießen — weil sie zwei Drittel mutlos agieren.

Daniel Pietta und die Pinguine stolperten Dienstagabend über Arvids Rekis und die Augsburger Panther.

Daniel Pietta und die Pinguine stolperten Dienstagabend über Arvids Rekis und die Augsburger Panther.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Es gibt diese Spiele, die niemand braucht, wenn Gegner und Spieltag nicht vor Attraktivität strotzen, es wieder eine Niederlage in einem Heimspiel setzt. Im Penaltyschießen mit 3:4 Dienstag gegen Augsburg. Sie vor allem aber überlagert sind — von einem gänzlich anderen Thema: Ehrhoff, Christian Ehrhoff, Verteidiger, NHL-Star, adaptierter Krefelder und Meisterspieler 2003. Der verlorene Sohn der Krefeld Pinguine, der jetzt auf Haifisch macht. In der komischen Stadt mit den zwei Türmen, wie Dienstag Pinguine-Fan Thorben Kokernak (42) vor dem Spiel gegen Augsburg sagt. Sein klares Bekenntnis: „Ich bin enttäuscht. Ich werde ihn aber nicht auspfeifen. Er ist kein Judas.“

Für Kokernak ist klar, dass es keine Frage des Geldes war. Er war mit Kumpel Michael Kniffel (51) sogar in Amerika, um Ehrhoff spielen zu sehen. Bei den Pittsburgh Penguins seinerzeit. „Da hat er uns einen NHL-Puck gegeben.“

Pinguine verlieren nach Penaltyschießen gegen Augsburg
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Für Kniffel sei die Bürde für Ehrhoff offenbar zu groß gewesen hier. Ehrhoff habe sich allein als Spieler gesehen und jetzt noch kein Interesse an weiteren Aufgaben. „Er ist eher der stille Typ, der Familienmensch.“ Und vergleicht ihn mit Dennis Seidenberg. „Der hat ein breiteres Kreuz, teilt auch aus.“ Beide sind sich einig: „Hätte er gesagt, er wolle in Köln Meister werden, wäre alles gut gewesen.“ Kniffel: „Immerhin hat er sich die 13 Jahre in der NHL im Sommer hier vorbereitet. Da waren die Pinguine gut genug dafür.“ Und fragt: „Jetzt nicht mehr?“

Dienstag waren die Pinguine im Spiel zu Beginn nicht so richtig gut. Herberts Vasiljevs, für sein 600. Spiel in der DEL vor dem ersten Bully geehrt, sagt in der Drittelpause: „Wir können nicht zufrieden sein. Wir müssen aggressiver spielen.“ Aber sie taten es nicht. Applaus von den Fans gab es dennoch — als die Drittelergebnisse der anderen Spiele verkündet wurden und das 0:1 der Kölner gegen Bremerhaven — ohne Ehrhoff freilich. Bei den Fans aber deutet sich ein Vorgeschmack auf das erste Wiedersehen an. Klaus Ruhland (61) war nicht sonderlich überrascht von Ehrhoffs Entscheidung. „Es ist schade, aber damit war zu rechnen. Dass er das allein sportlich begründet, glaube ich ihm aber nicht.“ Ruhlands Sohn Marco (37) sagt nüchtern: „Er hat halt in Köln die größere Chance, nochmal Meister zu werden.“ Ehrhoff soll einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieben haben. Gegenüber unserer Zeitung wollte er sich dazu nicht äußern.

Dienstag legte sich allerdings ein lähmender Schleier über die Mannschaft. 21 Sekunden waren im zweiten Drittel gespielt, als Andrew Leblanc für Augsburg traf. Nach einer halben Stunde führte Augsburg 2:0, Torhüter Niklas Treutle hatte den Puck prallen lassen, und Benjamin Hanowski nahm dankend an. Die weiteren zehn Minuten des Drittels waren nur mit Krankenschein zu ertragen — vogelwilde Pinguine. Pfiffe und Aufhören-Rufe begleiteten die Mannschaft in die Kabine. Martin Schymaniski weckte nach dem 0:2 dann mit dem 1:2 (48.), dem 2:3 (53.) sowie Mike Collins zum 3:3 (57.) nochmal Hoffnung auf Besserung. Sie trog — wie die Hoffnung um Ehrhoff.

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