Krefeld Ditib: Keine Einflussnahme aus der Türkei

Die Ereignisse polarisierten, sagt ein Sprecher der Türkisch-Islamischen Gemeinde Krefeld, aber man werbe für ein friedliches Mit- und Füreinander. Dabei helfe das neue Moschee-Projekt. Es gebe keine Versuche aus der Türkei, Einfluss auf Ditib auszuüben.

Krefeld: Ditib: Keine Einflussnahme aus der Türkei
Foto: Kay_Nietfeld

Krefeld. Die türkischen Moscheevereine des Diyanet-Ablegers Ditib stehen unter enormem Druck. Auch in Krefeld. Hier schwelt der Streit schon lange. Es geht um den Einfluss der türkischen Regierung auf die Vereinsarbeit vor Ort, die in Krefeld zuletzt mit immerhin 10 000 Euro für einzelne Projekte auch aus städtischen Mitteln subventioniert wird. Und es geht um die Spaltung der 15 000 Türken in Krefeld in Freunde und Gegner des umstrittenen Präsidenten Erdogan. An der Gladbacher Straße will Ditib eine neue Moschee bauen, mit stillem Minarett und Tiefgarage. Die Politik drängt auf Informationen für die Öffentlichkeit, zumindest CDU und FDP haben deutlichen Gesprächsbedarf.

Die WZ auch. Und sie bekommt Antworten von der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Krefeld. Sprecher Erdinc Sezer bestreitet die Einflussnahme der Türkei auf die Vereinsarbeit in Krefeld vehement.

Die Stimmung ist explosiv. Noch im September streiten CDU und SPD öffentlich und lautstark über die Rolle der SPD-Ratsfrau Halide Oezkurt, die gleichsam für Ditib arbeitet. Linksgerichtete Türken schimpfen auf Gemeinden, die Gülenanhängern den Zutritt zu Moscheen verweigere, die Ditib keilt zurück. Und nun das: Erst zitiert der Deutschlandfunk aus der Ditib-Satzung, derzufolge Bedienstete des türkischen Präsidiums für Religiöse Angelegenheiten in Ankara (Diyanet) Sonderrechte in den Vereinen vor Ort genießen. Dann die Spitzel-Affäre um die Imame und jetzt verschärft CDU-Bundesvize Julia Klöckner am Wochenende erneut den Ton. Ditib sei kein verlässlicher Partner, die Zusammenarbeit ein Fehler.

Vorwürfe, denen sich Krefelds Ditib-Mitglieder, entschieden entgegenstellen. „Die Ditib in Krefeld steht nicht unter dem Einfluss der türkischen Regierung. Auch sind keine Personen der türkischen Regierung in die Vereinsarbeit eingebunden. Es ist richtig, dass der hier tätige Imam von Diyanet entsandt wurde, aber er hat keinen Einfluss auf die Arbeit des gewählten Vorstands. Es sollte beachtet werden, dass unsere Gemeinde seit 1987 als Verein eingetragen ist, aber bereits 1981 gegründet wurde. Über die nahezu vier Jahrzehnte hat sich die Gemeinde auf die Belange der türkisch-islamischen Community in Krefeld konzentriert“, sagt Erdinc Sezer und bestreitet nicht, dass die Situation in der Türkei sich auf das Zusammenleben der Türken in Krefeld auswirkt: „Es ist gemeinhin bekannt, dass die türkische Community in Deutschland aufgrund zahlreicher Ereignisse in der Türkei polarisiert ist. Die emotionale Betroffenheit ist sehr intensiv. Wir machen auch daraus keinen Hehl.“

Im Gegenteil sehe er seine Gemeinde dort in der Pflicht. „Es ist seit jeher die Aufgabe einer Gemeinde, Menschen in der Überwindung solcher Polarisierungen, Konflikte, Ängste, Sorgen oder Missverständnisse zu unterstützen und sie wieder im Sinne eines friedlichen Mit- und Füreinanders zusammenzuführen. In der aktuellen Situation bemühen wir uns in kleinen Schritten und in vielen geduldigen Gesprächen, die Gemeinde zusammenzubringen, was uns gut gelingt.“

Dabei helfe das Bauprojekt der neuen Moschee an der Gladbacher Straße. „Sie führt der Gemeinde vor, dass sie und ihr Glauben zu dieser Stadt gehören und willkommen sind und daher auch eine Verantwortung tragen, den Frieden hier nicht zu stören. Im Gegenteil — sogar zum friedlichen Miteinander beizutragen.“

Bei der Stadt bestätigt Sprecher Timo Bauermeister eine entsprechende Bauanfrage, einen Vorbescheid gebe es auch, zu Baudetails könne er sich aber nicht äußern. Dafür erklärt Sezer, dass die Öffentlichkeit schon in Kürze umfangreich über die Baupläne informiert werden soll.

Bauermeister bestätigt auch Überlegungen eines Umbaus der Moschee an der Viersener Straße zwischen Tannenstraße und Deutschen Ring. Das allerdings ist kein Ditib-Projekt und eine Bauvoranfrage wurde bislang noch nicht eingereicht.

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