Sicherheit Versicherer fordern erneut Fahrprüfung für Senioren

Düsseldorf. Autofahrer ab 75 Jahren verursachen laut Statistik dreiviertel der Unfälle, an denen sie beteiligt sind, selbst. Diese Quote ist höher als bei den 18- bis 21-jährigen Fahranfängern.

Ältere Autofahrer sind im Straßenverkehr oft überfordert, sagen Unfallforscher.

Ältere Autofahrer sind im Straßenverkehr oft überfordert, sagen Unfallforscher.

Foto: dpa

Das sagte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Versicherer fordern deshalb erneut, Fahrprüfungen für Senioren einzuführen. „Die Statistik zeigt, dass 75 Jahre ein sinnvolles Alter sind, Fahrprüfungen durchzuführen, so Brockmann weiter. In diesem Bereich vermeide man auch den Vorwurf der Altersdiskriminierung. In den nächsten zehn Jahren sollten die Prüfungen laut Brockmann freiwillig sein, dann aber zur Pflicht werden.

„Der demografische Wandel kommt noch“, meint der Unfallforscher. In Zukunft werden viel mehr ältere Menschen am Straßenverkehr teilnehmen als in der Gegenwart. „Viele Frauen um die 75 haben derzeit überhaupt keinen Führerschein oder haben ihn nie benutzt, weil immer der Mann gefahren ist“, sagte Brockmann. „Das wird sich deutlich ändern“. Das Bundesverkehrsministerium mit Alexander Dobrindt (CSU) an der Spitze hat bisher eine klare Position vertreten: Es seien keine Pflicht-Tests für Senioren geplant. Man setze auf eine freiwillige Überprüfung der älteren Verkehrsteilnehmer hinsichtlich ihrer Fahrtauglichkeit. Dabei besteht allerdings das Risiko, dass „nicht diejenigen hingehen, die man meint“, warnt Unfallforscher Siegfried Brockmann. Auch der ADAC befürwortet Fahrprüfungen für Senioren — aber eben nicht als Pflichtveranstaltung.

„Wir empfehlen darüber hinaus allen Autofahrern, sich regelmäßig untersuchen zu lassen“, sagt Roman Suthold, Verkehrsexperte des Automobilclubs. Das gelte bei zunehmenden Alter natürlich vor allem für das Sehvermögen, aber auch für gesundheitliche Probleme, die sich negativ auf die Teilnahme am Straßenverkehr auswirken können. Suthold betonte, dass Fahrtauglichkeit nicht eine Frage des Alters ist. Der ADAC bietet seit zehn Jahren einen Fahrfitness-Check an, bei dem die Teilnehmer 45 Minuten lang mit eigens dafür geschulten Fahrlehrern ihr Können auf den Prüfstand stellen.

Das Angebot (49 Euro für Mitglieder, sonst 69Euro) richtet sich nicht nur an Senioren, sondern auch an Autofahrer, die zum Beispiel einen schweren Unfall oder eine schwere Krankheit hatten. „Danach gibt es im Vier-Augen-Prinzip ein Feedback“, sagte Suthold. Halte man einen Teilnehmer für fahruntauglich, so werde dies deutlich angesprochen — weitergegeben werden diese Informationen aber nicht, versichert Suthold.

Die Entscheidung, den Führerschein abzugeben, trifft der Teilnehmer selbst. „Im tiefsten Herzen wissen diejenigen, die ein Risiko für den Straßenverkehr darstellen, um ihre Schwäche“, sagte Suthold. „Viele Senioren glauben, mit dem Führerschein verlieren sie ihre Mobilität“, so die Erfahrung des Verkehrsexperten. Daher sei die Hürde so hoch, zur Fahrprüfung anzutreten.

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