Düsseldorf Notfallpraxis zählt 100 000 Patienten

Die Kinderärzte und die Internisten sind auch in den neuen Räumen an der Florastraße am meisten gefragt.

Düsseldorf. Ende September zog die Notfallpraxis (NFP) ohne viel Aufhebens von der Kronenstraße einen Block weiter zur Florastraße. „Die Patienten haben uns sofort gefunden“, sagt Ulrike Heidelberg. Die Kinderärztin ist zweite Vorsitzende des Vereins „Notfallpraxis Düsseldorfs“ mit rund 900 niedergelassenen Ärzten. An der Kronenstraße war die NFP Nachbar der EVK-Notfallambulanz. Nun ist der Verein Mieter im EVK-Neubau an der Florastraße und hat weiterhin direkten Zugang zur Klinik. Heidelberg spricht von einer „win-win-Situation“ und sagt: „Bei wirklichen Notfällen haben wir kurze Wege.“

Düsseldorf: Notfallpraxis zählt 100 000 Patienten
Foto: Melanie Zanin

In den neuen Räumen haben vor allem die Helfer nun bessere Arbeitsbedingungen. Die Anmeldung liegt geschützt hinter Glas und ist videoüberwacht. Die Abschirmung sei nötig geworden, weil an der offenen Anmeldetheke in den alten Räumen Wartende auch schon handgreiflich wurden. „Leider hat dort auch mal jemand einer Schwester einen Kinnhaken verpasst“, berichtet Heidelberg. Manche Leute seien einfach außer sich, wenn sie lange warten müssen.

An diesem Mittwochnachmittag, die Notfallpraxis hat gerade ein paar Minuten geöffnet, herrscht vor allem beim Kinderarzt großer Andrang. Drei Behandlungszimmer gibt es für die kleineren Patienten. Darunter einen Infektionsraum, der gebraucht wird, wenn beispielsweise ein Kind an Windpocken erkrankt ist. Kinderarzt Norbert Lüttringhaus hat heute Dienst und wundert sich nicht über die vielen Patienten, die ihn schon kurz nach seinem Dienstbeginn brauchen: „Viele haben zurzeit Brechdurchfall und hohes Fieber“, erklärt Lüttringhaus.

Doch auch wenn keine Infektionen grassieren, haben die Kinderärzte und Internisten in der Notfallpraxis am meisten zu tun. Der stärkste Andrang ist samstags, „da kommen im Schnitt zwischen 8 Uhr abends und 7 Uhr früh 400 Patienten“, sagt Marion Rosenkränzer von der Verwaltung des Vereins. Der Spitzentag 2016 war Heiligabend mit 500 Menschen, die hier Hilfe suchten.

Allerdings bestätigt Ulrike Heidelberg, dass viele „mit banalen Sachen“ kommen. So erzählt sie von der Mutter eines Babys, die spät in der Nacht die NFP aufsuchte, weil das Kind knapp über 37 Grad Temperatur und Schnupfen hat. Früher hätte sie Eltern auch mal gesagt, dass dies kein Grund sei, das Kind aus dem Bett zu reißen. Doch inzwischen seien Mütter viel ängstlicher. „Heute versetze ich mich in ihre Lage und versuche, ihnen mit Verständnis entgegenzutreten.“ Die Ärztin weiß zudem: „Manche Patienten haben gar keinen Hausarzt und kommen immer nur zu uns, wenn sie etwas haben.“

Ulrike Heidelberg hat den Verein 1992 mitgegründet. Sie ist froh über die Organisation des Notdienstes an einer zentralen Stelle. „Zuvor musste ich bei einem Notdienst ein großes Gebiet abdecken, das reichte von Hamm über Bilk bis zur Altstadt.“ Mit Eröffnung der Notfallpraxis 1992 in Räumen an der Erkrather Straße sei der Notdienst einfacher geworden. 2005 zog die NFP dann in die EVK-Räume. Und zählt seither fast konstant 100 000 Patienten im Jahr, davon rund 90 Prozent in der Praxis, rund zehn Prozent werden durch Hausbesuche versorgt.

Die niedergelassenen Ärzte versehen hier im Schnitt sechs Dienste im Jahr. Pro Behandlung erhält der Verein 32 Prozent der Kosten von der Kassenärztlichen Vereinigung. Bei Privatpatienten muss der behandelnde Arzt eine Pauschale von 12,50 Euro an den Verein abführen. Der bezahlt die Miete, beschäftigt 29 Helfer und stellt Geräte und Material.

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