Krefeld Pinguine Vasiljevs: Die Narben einer Karriere

Der Pinguine-Kapitän blickt nach dem Ende seiner langen Laufbahn nicht zuletzt auf zahlreiche Verletzungen zurück.

Krefeld Pinguine: Vasiljevs: Die Narben einer Karriere
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Krefeld. Sein Spind ist leer. An seinem Platz in der Kabine weist nur noch sein Namensschild auf den Capitano hin. Sein Abschied auf und außerhalb des Eises war emotional — für Herberts Vasiljevs, aber auch für seine Mitspieler und die Fans der Krefeld Pinguine.

 Herberts Vasiljevs bei seiner Verabschiedung.

Herberts Vasiljevs bei seiner Verabschiedung.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Über Jahre war der Deutsch-Lette neben Daniel Pietta und Martin Schymainski eines der Gesichter der Schwarz-Gelben. Eine Identifikationsfigur, die auch in der Kabine ein hohes Standing hatte. Eishockey war für Vasiljevs lange Zeit weitaus mehr als ein Beruf. Jetzt ist seine aktive Zeit vorbei. Dass das trotz aller Wehmut auch gut so ist, gibt ihm jeden Tag aufs neue einer zu verstehen: sein Körper.

Über 20 Jahre als Eishockeyprofi haben ihre Spuren hinterlassen. Heute, so sagt Vasiljevs im Gespräch mit unserer Zeitung, tue ihm auch die linke Schulter jeden Tag weh. Obwohl eigentlich nur die rechte im Laufe seiner Karriere dreimal schwer geschädigt wurde. Ob er im Vergleich mit anderen Spielern besonders viele Verletzungen davon getragen habe, vermag Vasiljevs nicht zu beurteilen. „Es gab halt unterschiedliche Zeiten“, sagt er.

Alles begann eigentlich mit seinem Engagement in Nordamerika bei den Carolina Monarchs. „Als junger Europäer musstest du dich behaupten. Im Gegensatz zu heute waren die Methoden damals etwas rauher“, schmunzelt Vasiljevs, der in der Saison 1996/97 nicht nur vier Schneidezähne verlor, als er im Training einen Schläger ins Gesicht bekam, sondern im gleichen Jahr auch noch von einem Verteidiger in der AHL „begrüßt“ wurde. „Der Kerl drehte sich einfach um und schlug mir auf die Nase - ich sah Sterne“, sagt Vasiljevs. An der Bande hätte der Physiotherapeut die gebrochene Nase kurz gerichtet. „Damals galt nur das Prinzip ‘Immer weiter’. Man ging nicht für einen Wechsel vom Eis bei einer Verletzung, sondern nur dann, wenn nichts mehr ging.“

Der Traum von der Profikarriere in der NHL überwog alles. Ein Visier damals? Kein Thema für den Deutsch-Letten. „Die Amerikaner und Kanadier haben dich als Europäer ja ausgelacht, wenn du eins hattest und gesagt: Geh wieder nach Europa, hier schaffst du es nie.“ Doch Vasiljevs blieb, auch nachdem er im Trikot der Beast of New Haven einen Schläger ins Auge bekam. „Damals hatte ich wirklich Angst um mein Augenlicht und entschied mich fürs Visier“, sagt der 40-Jährige, der sich ausgerechnet 2002 im letzten Spiel vor den Olympischen Spielen einen Kreuzbandriss im linken Knie zuzog. Die Ausfallzeit: ein halbes Jahr.

Vasiljevs entscheidet sich für einen Wechsel in die russische Liga zu Amur Khabarovsk. „In Russland gibt es gegen jeden Schmerz die passende Spritze - nur meine Rücken- und Nackenprobleme gingen damals nicht weg.“ Wie sich Jahre später bei einer MRT-Untersuchung in Deutschland herausstellte, war von den russischen Ärzten damals ein gebrochener Nackenwirbel unbemerkt geblieben. „Das war schon ein Schock, zum Glück war alles verheilt, aber das hätte bei einem weiteren Check auf die Stelle auch anders enden können“, sagt Vasiljevs, der von Russland damals in die DEL zu den Nürnberg Ice Tigers wechselte, wo es „ein wenig gesitteter zuging“.

Doch eine schwere Gesichtsverletzung im Training und eine ausgekugelte Schulter warfen Vasiljevs damals erneut zurück. Was folgte, war der Wechsel nach Krefeld, wo er zweimal an der Schulter operiert werden musste. „Hinzu kam der Knöchelbruch, bei dem auch Schien- und Wadenbein in Mitleidenschaft gezogen wurden“, sagt Vasiljevs. Nicht wenige Experten schrieben den Deutsch-Letten (Saison 2013/14) ab. Doch der Pinguine-Kapitän kämpfte sich zurück, bevor er im Alter von 40 Jahren seine Karriere vor einer Woche beendete.

Wie hart sie war, davon erzählen auch die unzähligen Narben, die Vasiljevs zurückbehalten hat. „Ja es gab schmerzhafte Tage, aber Fleisch und Knochen heilen. Manchmal muss man auch Geduld haben als Spieler, aber ich habe nie den Mut verloren und wollte immer wieder aufs Eis zurück.“ Wie es nach der aktiven Karriere weitergeht, weiß Vasiljevs noch nicht. „Es wird sich schon was ergeben, erstmal besuche ich meine beiden Söhne in den USA“, berichtet er. Ob er die nach seinen Verletzungserfahrungen von einer Eishockeykarriere abhalten würde, sagt er nicht. Vielleicht auch, weil seine Schulter in diesem Moment wieder etwas zu sehr schmerzt.

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