Kultur in Düsseldorf „Don Pasquale“ in der Düsseldorfer Oper: Ehe-Intrige in der Villa Kunterbunt

Rolando Villazón verwandelt Donizettis „Don Pasquale“ in eine farbige Slapstickkomödie im Künstler-Milieu.

Kultur in Düsseldorf: „Don Pasquale“ in der Düsseldorfer Oper: Ehe-Intrige in der Villa Kunterbunt
Foto: Hans Jörg Michel

Düsseldorf. Die Buffo-Oper „Don Pasquale“ des Italieners Gaetano Donizetti ist recht simpel gestrickt und besitzt eine entsprechend einfache Botschaft: Ein alter Geizhals soll die Finger von Liebesangelegenheiten lassen, denn dergleichen sei allein Sache der verschwenderischen Jugend. Der Plot der musikalischen Komödie kommt turbulent daher. Mit dem Mexikaner Rolando Villazón, der als Tenor weltbekannt ist, aber auch gelegentlich Opern inszeniert, fand sich nun ein Regisseur, der die Buntheit des Sujets auf die Spitze treibt und sich dafür allerhand Freiheiten nimmt.

Villazón lässt ein Künstler-Milieu in die Oper Einzug halten. Pasquales nichtsnutziger Neffe Ernesto versucht sich als Maler, und auch dessen Geliebte, die junge hübsche Norina bewegt sich in Künstlerkreisen. Und der wohlhabende Don hat seinen geräumigen Salon mit wertvollen Ölgemälden vollgestellt. Sogar Leonardo da Vincis Mona Lisa lächelt dem Zuschauer entgegen. Daraus, dass Kunst eine Rolle spielen soll, macht der Regisseur kein Geheimnis. „Art“, das englische Wort für „Kunst“ steht in knallbunten Lettern auf einem Schild auf dem Vorhang. Da kann man den Eindruck gewinnen, Villazón habe mal ein perfektes Beispiel zur Erklärung des Adjektivs „plakativ“ konstruieren wollen.

Die ganze Inszenierung wirkt wie Villazón selbst: Sympathisch, überdreht und etwas albern. Viele Momente erinnern an filmische Slapsticks. Zu den Kuriositäten gehören auch stumme Rollen wie die eines Kunsträubers in rabenschwarzer Tarnung und mit leuchtenden Froschaugen. Immer wieder versucht die dunkle Gestalt — auch von der Decke hinab schwebend — eine weiße Skulptur zu erbeuten. Dies hat Symbolcharakter für den schwer zu ergatternden Zankapfel Liebe.

Bühne (Johannes Leiacker) und Kostüme (Thibault Vancraenenbroeck) sind facettenreich. Im Dritten Akt ist der gediegene Gemälde-Salon verwandelt in eine blitzblanke Popart-Galerie inklusive Andy Warhols Marilyn Monroe und Statisten mit der markanten hellen Warhol-Perücke. All das macht die Handlung zwar nicht klarer, doch angesichts ihrer unkomplizierten Art richten Verfremdungen auch keinen großen Schaden an. Dass die Titelfigur nicht als alter Trottel, sondern als Beau in den besten Jahren präsentiert wird, macht durch Donizettis einfache Rechnung einen Strich: Der reife Don passt nämlich optisch ganz vorzüglich zur jungen Norina.

Nun ist Bassbariton Lucio Gallo von Natur aus eine präsente Bühnenpersönlichkeit mit markantem Charisma. Er gibt einen eleganten und starken Don Pasquale ab, dem amouröse Abenteuer durchaus zuzutrauen sind. Er verfügt über ein dazu passendes kraftvolles Stimm-Timbre. Sopranistin Elena Sancho Pereg bezaubert mit strahlend hellem Gesang und quirligem Spiel. Sie setzt der ganzen Aufführung vokale Glanzlichter auf. Fast ebenso glänzend singt Tenor Ioan Hotea den Ernesto. Er verfügt über leichte Höhen und den passenden Jammer-Tonfall der Figur.

Allerdings klingen manche Töne auch etwas eng und nasal. Glück im Unglück hatte die Deutsche Oper am Rhein mit dem Ersatz für einen erkrankten Sänger. Für die Rolle des intriganten Arztes Doktor Malatesta konnte Bariton Mario Cassi gewonnen werden, der die Partie gerade noch an der Wiener Staatsoper gesungen hat. Cassi verfügt über eine brillante Gesangstechnik, die ihm agile Koloraturen gestattet. Ihm galt besonders starker Applaus in der insgesamt begeistert umjubelten Premiere. Mit Recht bekamen auch Chor und Düsseldorfer Symphoniker unter Leitung des jungen australischen Dirigenten Nicholas Carter kräftigen Beifall für italienisch spritzige musikalische Gestaltung.

Inszenierung: 3 Sterne von 5

Sänger: 4 Sterne von 5

Orchester: 4 Sterne von 5

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