Kleidungsempfehlung Neusser Berufskolleg: Schülerinnen sollen auf Hotpants verzichten

Sind kurze Hosen zu heiß für die Schule? Ein Aushang an einem Neusser Berufskolleg sorgt für Zündstoff. Dort versteht man die ganze Aufregung nicht.

Neuss. Wenn die Temperaturen im Sommer nach oben klettern, wird bei vielen die Kleidung luftiger — oder knapper. Gerade junge Frauen greifen dann gerne zu kurzen Hosen und knappen Tops. Und mit kürzer werdender Kleidung flammt immer wieder die Diskussion auf: Wie kurz ist zu kurz? Vor allem wenn es nicht nur um den privaten Bereich, sondern um das Auftreten in der Schule geht.

Das Erzbischöfliche Berufskolleg in Neuss hat seine Schülerinnen aufgerufen, sich bei warmem Wetter nicht zu freizügig zu kleiden. Auf einer digitalen Anzeigetafel der Schule waren rot durchgestrichene Fotos von Mädchen in bauchfreien Tops oder knappen Hotpants zu sehen. Dazu der Aufruf: „Auch wenn es in den nächsten Tagen sehr heiß wird, versuchen Sie bitte, sich in der Schule angemessen zu kleiden. Als stilsichere Marienbergerinnen sollten Sie durch die Schönheit Ihres Charakters überzeugen, und nicht durch die Schönheit Ihres Körpers.“ Dieser Aushang sorgte für viele Diskussionen — auch in überregionalen Medien.

Hintergrund des Aufrufs sei der wirtschaftliche Schwerpunkt der Mädchenschule, sagte Schulabteilungsleiter Matthias Holländer. „Wir wollen die Schülerinnen nicht nur fachlich, sondern auch formal auf Berufe in dieser Branche vorbereiten.“ Neu sei der Hinweis für die 170 Schülerinnen des Berufskollegs nicht gewesen, wohl aber der Aushang. Bisher habe man an den ersten heißen Sommertagen jedes Jahres während der Unterrichtsstunden das Gespräch gesucht. „Wir wollen mit den Schülerinnen darüber sprechen, bevor es tatsächlich Thema wird.“ Wegen Krankheitsfällen im Kollegium sei in diesem Jahr aber keine Gelegenheit für die Gespräche gewesen — Holländer habe sich daher für den Aushang entschieden.

Was passierte, als jemand ein Foto der digitalen Anzeige mit dem Aufruf im Internet teilte, ist für Holländer nicht nachvollziehbar. „Wie das Thema durch die Medien geht, ist aberwitzig“, sagt Holländer. An der Schule herrsche ein besonderes Klima zwischen Lehrern und Schülerinnen. Es habe in diesem Zusammenhang nie Probleme gegeben.

Anders als an anderen Schulen, die schon wegen desselben Themas in der Kritik standen. Vor zwei Jahren wurde heftig diskutiert, als an einer Realschule in Baden-Württemberg Schülerinnen mit „unpassender“ Kleidung den ganzen Tag ein überdimensioniertes T-Shirt über zu kurzen Hosen und Tops tragen mussten. Im Folgejahr wurde gemeinsam mit Schülern eine Liste mit verbotener und erlaubter Kleidung zusammengestellt.

In Neuss sei das etwas anderes. Es handle sich eben nicht um ein Verbot, sondern um einen Hinweis. „Wenn Schülerinnen der Empfehlung nicht nachkommen möchten, haben sie keine Sanktionen zu befürchten“, betonte Holländer.

Rechtliche Vorgaben, welche Kleidung Schüler in NRW zu tragen haben, gebe es nicht, erklärte auch eine Sprecherin des Schulministeriums. Allerdings könnten die Schulen vor Ort frei über bestimmte Vorgaben entscheiden.

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