Prozess Raubmord-Prozess: "Der Murat war total voll Blut"

Die Aussagen von einem jungen Beschuldigten im Tönisvorster Raubmord-Prozess standen vor Gericht im Fokus. Er sei von dem gewaltsamen Vorgehen der vier weiteren Angeklagten überrascht worden.

Prozess: Raubmord-Prozess: "Der Murat war total voll Blut"
Foto: dpa

St. Tönis/Krefeld. Bei der Neuauflage des Raubmord-Prozesses ist am Dienstag ein Polizist befragt worden, der einen der fünf jungen Angeklagten nach seiner Festnahme vernommen hat. Almir R. soll laut Staatsanwaltschaft zurück zum Auto gegangen sein, während die vier anderen Angeklagten im Oktober 2014 einen 81-Jährigen in seinem Haus in St. Tönis ausgeraubt und misshandelt haben. Der Senior verstarb kurz nach dem Überfall.

Der Polizist aus Mönchengladbach hatte Almir R. kurz nach seiner Festnahme im Januar 2015 in ein Präsidium gefahren und ihn dort vernommen. „Ihm war offensichtlich klar, dass er großen Mist gebaut hatte“, sagte der Beamte gestern vor dem Landgericht in Krefeld. Bei seiner Vernehmung habe R. deutlich gemacht, dass er das gewaltmäßige Vorgehen der vier anderen jungen Angeklagten in keiner Weise befürworte.

Am Tag des Geschehens hatten sich die fünf Tatbeteiligten nach einer seiner Aussagen an einer Tankstelle getroffen. Ein weiterer Angeklagter habe gesagt, „dass es jetzt losgehen“ solle. Es sei die Rede davon gewesen, dass einer den Senior festhalten und einer seinen Mund verkleben werde, erinnert sich der Polizist gestern an eine Aussage von Almir R. Letzterer hatte nach seiner Festnahme zunächst angegeben, dass er sich dem Haus des Seniors nicht genähert habe, sondern am Auto gewartet hatte.

Einen Tag später hatte er diese Aussage bei einer weiteren Vernehmung revidiert. Da die übrigen Angeklagten so lange im Haus des Rentners geblieben seien, sei er nachschauen gegangen. Auf der Hälfte des Weges seien ihm nach dem Vernehmungsprotokoll die vier jungen Leute aus dem Haus entgegengekommen und hätten „Lauf“ gerufen. Auch im Fahrzeug haben sich laut verschieden Aussagen von Almir R. hektische Szenen abgespielt. „Bei der Rückfahrt muss ziemlich viel durcheinander gesprochen worden sein, einer war blutverschmiert“, sagte der Polizist gestern. Hier sei Almir R. bei der Vernehmung emotional geworden.

Er habe sich aufgeregt, dass die weibliche Angeklagte einen Elektroschocker eingesetzt hatte. Nach einem weiteren Protokoll habe sich Madonna R. nach der Tat darüber lustig gemacht. Zwei Angeklagte seien geschockt gewesen. Der blutverschmierte Murat C. habe gesagt: „Hoffentlich ist dem Mann nichts passiert.“

Bei einer Einlassung am vergangenen Verhandlungstermin hatte Almir R. vor Gericht bekannt gegeben, dass lediglich abgesprochen worden sei, dass die Angeklagten Meto K. und Madonna R. in das Haus einbrechen. Erst während der Hinfahrt seien die Absprachen zum gewaltmäßigen Vorgehen getroffen worden. Auch bei einer zweiten Vernehmung nach der Festnahme hatte Almir R. gesagt, dass er erst im Nachhinein erfahren hatte, dass es sich um eine alten Mann handelt: „Hätte ich das gewusst, hätte ich das nicht gemacht.“

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