Duisburg Mädchen aus Schule geholt und abgeschoben

14-Jährige wurde aus dem Unterricht geholt und mit ihren Eltern nach Nepal abgeschoben.

 Symbolbild

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Foto: Daniel Maurer

Duisburg. Die Szene werden die Schüler des Duisburger Steinbart-Gymnasiums wohl nicht so schnell vergessen: Mitarbeiter der städtischen Ausländerbehörde platzten unvermittelt in den Unterricht hinein, um eine 14-jährige Schülerin abzuholen. Grund: Das Mädchen sollte mit seinen Eltern nach Nepal abgeschoben werden. Nach der Abholung wurde die Familie zum Frankfurter Flughafen gebracht und dort der Bundespolizei übergeben. Wie die Stadt Duisburg mitteilte, hat die Familie das Land bereits am Montag verlassen.

Zuvor hatten mehrere Medien über den Fall berichtet. Nach Angaben der Sprecherin war die Aufenthaltserlaubnis der Familie bereits Ende 2013 ausgelaufen. Die letzte Klage der Betroffenen gegen die Entscheidung wurde demnach im März 2016 abgewiesen, kurz danach lehnte auch die Härtefallkommission des Landes NRW einen Antrag ab. Erstmals sei der Asylantrag vor etwa 15 Jahren abgelehnt worden, sagte die Sprecherin. Danach ging der Fall durch alle Instanzen. Weitere Hintergründe zu dem Fall könne die Stadt aus Datenschutzgründen nicht bekanntgeben.

Ein Lehrer hatte die in Deutschland geborene Schülerin am Montag aus der Klasse geholt und über die Gründe der Abschiebung informiert, teilte die Stadt weiter mit und machte in einem Statement deutlich: „Auch uns geht das Schicksal des Mädchens sehr nahe. Den Mitarbeitern fällt es niemals leicht, solche Abschiebungen durchzuführen und sie nehmen solche Momente auch mit nach Hause.“ Immerhin habe man der 14-Jährigen die Gelegenheit gegeben, sich von ihren Mitschülern kurz zu verabschieden.

Diese zeigten sich von den Ereignissen entsprechend schockiert: „Sie ist meine beste Freundin und ich kenne sie seit der ersten Klasse“, sagt die 14-jährige Alev im Gespräch mitunserer Zeitung immer noch spürbar mitgenommen. „Sie wollte immer Ärztin werden, aber in Nepal hat die Familie doch gar keine Perspektive“, befürchtet die 14-Jährige. Über Whatsapp steht sie mit ihrer Freundin laufend in Kontakt.

Ungeachtet der Rechtmäßigkeit des Prozederes sorgte das Vorgehen der Behörde an der Schule und in den sozialen Medien für harsche Kritik. „Für die Kinder war das ein traumatisches Erlebnis. Ich hätte mir da mehr Fingerspitzengefühl gewünscht“, sagt Lehrer Sascha Thamm, der die Aktion begleitete. „Der Schutzraum Schule wurde hier missachtet.“

Ein Vorwurf, den die Stadt so nicht stehenlassen will: Abschiebungen dürften aus gesetzlichen Gründen nicht angekündigt werden, der Handlungsspielraum für die Behörde sei somit sehr klein gewesen, hieß es aus dem Presseamt.

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