Jetzt auch Melamin in Eiern aus China

Der Melamin-Skandal in China zieht immer weitere Kreise: Mit der gesundheitsschädlichen Chemikalie ist nicht nur die Milch gepanscht, sondern auch Hühnerfutter künstlich aufgebessert worden.

Peking. Der Melamin-Skandal in China zieht immer weitere Kreise: Mit der gesundheitsschädlichen Chemikalie ist nicht nur die Milch gepanscht, sondern auch Hühnerfutter künstlich aufgebessert worden. In immer mehr Eiern werden unzulässige Melaminwerte entdeckt.

Während der Ermittlungen sei der Direktor einer Futtermittelfabrik in der Provinz Liaoning festgenommen worden, berichtete am Donnerstag die Pekinger Zeitung "Xinjingbao". Es wird vermutet, dass auch andere Hersteller den Proteingehalt ihrer Futtermittel mit der giftigen Chemikalie künstlich erhöht haben. Melamin wird in der Industrie als Bindemittel eingesetzt und darf nicht in Lebensmitteln benutzt werden.

In Deutschland waren in mehreren Bundesländern Bonbons entdeckt worden, die Melamin enthielten. Dabei handelte es sich um Süßigkeiten der Marke "White Rabbit", die in Asia-Läden vertrieben werden.

In Baden-Württemberg, wo ebenfalls "White Rabbit"-Bonbons und chinesische "Koala"-Kekse mit Melamin aufgetaucht waren, ging die Lebensmittelkontrolle auch Hinweisen aus der EU-Kommission nach den möglicherweise verseuchten chinesischen Ei-Produkten nach. Wie das Verbraucherministerium am Donnerstag in Stuttgart mitteilte, wurde jedoch nichts gefunden.

Aus dem brandenburgischen Cottbus wurden am Donnerstag neue Funde von mit Melamin belasteten chinesischen Sahnebonbons der Marke "White Rabbit" bekannt. Die Fachbereichsleiterin Lebensmittelüberwachung der Stadt Cottbus, Ingrid Schütze, betonte:

"Beim Genuss einzelner Bonbons bestand keine Gesundheitsgefahr." Die Ware werde aber vernichtet. In Brandenburg waren zuvor auch Desserts aus Malaysia und Waffelgebäck aus Hongkong aufgetaucht, die Melamin enthielten. Auch sie wurden vom Markt genommen.

Die Hongkonger Nahrungsmittelaufsicht hatte drei Sorten importierter Eier aus verschiedenen Provinzen beanstandet. Es sei ein "offenes Geheimnis", dass Melamin aus Industrieabfällen verbotenerweise in Viehfutter gemischt werde, schrieb die Zeitung "Nanfang Ribao".

Ähnlich wie nach der Entdeckung der Chemikalie in Milchpulver, an der 54 000 Kleinkinder in China erkrankten und mindestens vier starben, wurden erste Erkenntnisse über die belasteten Eier seit Wochen vertuscht.

Erst als die Hongkonger Nahrungsmittelaufsicht Eier aus dem Handel zog, reagierten auch chinesische Behörden. Schon Anfang Oktober sei gegen den Hersteller Minxing ermittelt worden, der Futter an den Hersteller Hanwei (Hanovo) in Dalian (Liaoning), geliefert hatte. Mit drei Millionen Hühnern ist Hanwei einer der größten Produzenten von Eiern und Ei-Produkten in China und exportiert auch.

Der Direktor von Hanwei räumte ein, Ende September die Chemikalie im Hühnerfutter entdeckt zu haben, wie die "China Daily" berichtete. "Wir sind ziemlich geschockt." Die Behörden trugen dem Unternehmen auf, alle belasteten Eier zurückzurufen und Exporte einzustellen.

In Japan war nach Presseberichten Melamin in importiertem, getrocknetem Ei-Pulver von Hanwei entdeckt worden, das in Bäckereien und Nudelfabriken verwendet wird. In Südkorea wurden 23 Tonnen importierte Eier-Produkte von Hanwei wegen zu hoher Melamin- Belastungen vernichtet.

Als Konsequenz aus dem Skandal wollen die Behörden die Produktionsstandards für Viehfutter überarbeiten. Es sei bisher nicht zwingend auf Melamin getestet worden.

Die Chemikalie war bereits vor einem Jahr in den USA in Hunde- und Katzenfutter entdeckt worden, dessen Grundstoffe aus China importiert worden waren. Der Skandal flog erst auf, als Tiere verendeten.

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