Düsseldorf Wie Düsseldorf Jazz-Geschichte schrieb

Peter K. Kirchhoff erzählt, wie der Jazz an den Rhein kam und über Jahrzehnte die Clubszene prägte.

Düsseldorf: Wie Düsseldorf Jazz-Geschichte schrieb
Foto: Droste Verlag

Düsseldorf. Es gibt nicht mehr viele, die dieses Buch hätten schreiben können. Peter K. Kirchhoff war 2003 Kurator der Ausstellung Jazz City Düsseldorf und hat unendlich viel Material über die Geschichte des Jazz gesammelt. Bevor Fotos, alte Plakate und Eintrittskarten oder andere Erinnerungen endgültig in Vergessenheit geraten, hat der 72-Jährige ein Buch daraus gemacht. „Downtown Düsseldorf — Jazz am Rhein“ heißt es und beschreibt ein wichtiges Kapitel Musikgeschichte. Denn Düsseldorf spielte über Jahrzehnte eine führende Rolle für die Szene. „Jazz ist die Musik des 30. Jahrhunderts“, stellt Kirchhoff fest.

Düsseldorf: Wie Düsseldorf Jazz-Geschichte schrieb
Foto: Judith Michaelis

Bereits in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es viele Clubs und Kneipen, in denen neue Töne aus Amerika zu hören waren. Daran hatte die 1926 eröffnete Ausstellung Gesolei großen Anteil, die vom damaligen Oberbürgermeister Robert Lehr initiiert wurde. Mehr als sieben Millionen Besucher kamen nach Düsseldorf. In der Zeit gründeten sich erste lokale Bands, es gab „Neger-Revue-Operetten“ mit farbigen Musikern und Charleston-Wettbewerben. Berühmt war der „schwarze Jazz-König“ Sam Wooding.

In der Nazi-Zeit fand der „undeutsche Jazz“ praktisch nur noch in privaten Zirkeln statt, doch nach dem Kriegsende entwickelte sich die Szene rasant. Maßgeblichen Anteil daran hatte Klaus Doldinger, dessen Feetwarmers in den 50er Jahren deutlich machten, dass auch deutsche Musiker international mithalten können. Das Düsseldorfer Amateur Jazz Festival galt als wichtiges Sprungbrett.

Innerhalb von wenigen Jahren schossen die Jazz-Clubs nur so aus dem Boden. Kirchhoff erzählt vom New Orleans, von der Oase und besonders ausführlich vom Downtown, das 21 Jahre lang Jazz-Geschichte geschrieben hat. Aber er schlägt auch den Bogen zu großen Konzerten mit Weltstars wie Duke Ellington, Ray Charles oder Oscar Peterson. Und beschreibt die Krise des Jazz, als viele junge Leute sich dem Rock’n Roll zuwandten.

Von der Clubszene ist kaum noch etwas übrig geblieben. Zu den letzten Locations, die durchgehalten haben, gehörte das Dr. Jazz. Regelmäßige Live-Musik gibt es nur im Pöötzke und manchmal vor dem Uerige. „Aber der Jazz ist nicht tot, er findet nur an anderen Orten statt“, so Kirchhof. Beispielhaft nennt er die Jazz-Schmiede an der Himmelgeister Straße, die von dem Verein „Jazz in Düsseldorf“ in eigener Regie geleitet wird.

Außerdem gibt es die Reihe „Jazz im Hofgarten“, die sehr entspannt zum musikalischen Picknick einlädt. Und mit der Jazz Rally am Pfingstwochenende, die gerade ihr 25-jähriges Bestehen feierte, ist das besucherstärkste deutsche Festival in Düsseldorf zu Hause. Mit Klaus Doldinger als Schirmherrn bleibt ein Stück Musikgeschichte lebendig.

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