Gewalt gegen Polizisten steigt rasant

Es gab zwei schwere Attacken in wenigen Tagen gegen Polizisten. Ein Beamter stürzte in eine Fensterscheibe. Der Chef der GdP fordert ein Glasverbot in der Altstadt.

Gewalt gegen Polizisten steigt rasant
Foto: Gewerkschaft der Polizei NRW

Düsseldorf. Es waren zwei schwere Vorfälle innerhalb von wenigen Tagen, die Kopfschütteln verursachen: Am Wochenende versuchte ein Mob von 30 Personen, die Wache der Bundespolizei zu stürmen. In der Nacht zum Mittwoch wurde ein 26 Jahre alter Polizist von einem Randalierer in die Glasscheibe eines Altstadt-Lokals gestürzt und so schwer verletzt, dass er mehrere Wochen dienstunfähig ist. Die Zahl der Angriffe auf Polizeibeamte ist in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen (siehe Grafik). Arnold Plickert, der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, fordert, dass auch in der Altstadt über ein Glasverbot an den Wochenenden nachgedacht wird: „In Hamburg und Freiburg hat man damit gute Erfahrungen gemacht.“

Gewalt gegen Polizisten steigt rasant
Foto: Melanie Zanin

Dramatische Szenen spielten sich am Mittwoch um 1.50 Uhr auf der Bolkerstraße ab. Der Türsteher des Kuhstalls hatte drei Randalierer beobachtet, die Mülltonnen umwarfen und Sonnenschirme aus Verankerung rissen. Als die ersten Polizisten eintrafen, griff ein 22-Jähriger die Beamten sofort an. Er schlug dem 26-Jährigen mit der Faust ins Gesicht. Danach stürzte der Schläger zusammen mit dem bereits verletzten Polizisten in die Fensterscheibe des Bar-Restaurants Mississippi. Dabei brach sich der Beamte eine Hand und zog sich eine blutende Wunde am Kopf zu. „Er ist für mehrere Wochen krankgeschrieben“, erklärte Polizeisprecherin Anja Kynast.

Gewalt gegen Polizisten steigt rasant
Foto: Gewerkschaft der Polizei NRW

Auch danach trat der 22-Jährige weiter um sich und verletzte eine weitere Polizistin, bevor er endlich überwältigt werden konnte. Dem Randalierer wurde eine Blutprobe entnommen. Es wurde Anzeige wegen Widerstand und Körperverletzung erstattet.

Erst am Wochenende hatte die Landespolizei den Kollegen der Bundespolizei am Hauptbahnhof zu Hilfe kommen müssen. Ein Mob von 30 Randalierern, der sich zufällig zusammengefunden hatte, wollte einen 26-Jährigen mit Gewalt aus der Wache befreien. Einer der Chaoten soll sogar damit gedroht haben, einen Diensthund umzubringen.

Für Arnold Plickert ist das eine dramatische Entwicklung: „16 700 Kollegen wurden 2016 Opfer von Gewalt. Das sind über 20 Prozent mehr als im Vorjahr.“ Als Ursache sieht er den Werteverfall und die zunehmende Respektlosigkeit: „Früher war die Uniform für uns ein Schutz. Heute ist es eher das Gegenteil.“ Im Rahmen einer Art von „Event-Kultur“ gebe es die bedauerliche Entwicklung, dass der Frust an Beamten abgelassen wird: „Das betrifft auch Feuerwehr und Rettungskräfte.“

Der Gewerkschafter begrüßt, dass der Strafrahmen für Widerstand auf drei Monate angehoben werden soll. Das sei aber nicht genug. Gerade in der Altstadt solle freitags und samstags ein Glasverbot beschlossen werden: „Oft werden Polizisten mit Aschenbechern, Gläsern oder Flaschen angegriffen.“ In den Außenbereichen könnte nachts auch ein Alkoholverbot ausgesprochen werden: „Und die Beamten sollten Body-Cams tragen.“

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