Düsseldorf Verdi: Personalmangel am Düsseldorfer Flughafen gefährdet Sicherheit

Sicherheitsmitarbeiter beklagen in einer Überlastungsanzeige die schlechten Arbeitsbedingungen am Düsseldorfer Airport.

Düsseldorf: Verdi: Personalmangel am Düsseldorfer Flughafen gefährdet Sicherheit
Foto: SL/op

Düsseldorf. Das Essener Sicherheitsunternehmen Kötter bekommt Druck von der eigenen Belegschaft. Weil seit Beginn der Sommerferien nicht genug Personal am Düsseldorfer Flughafen im Einsatz sei und die geforderte Luftsicherheit in Stoßzeiten nicht mehr garantiert werden könne, haben Mitarbeiter eine kollektive Überlastungsanzeige an ihren Arbeitgeber gerichtet. Das war zuvor auf einer Betriebsversammlung mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi beschlossen worden.

Düsseldorf: Verdi: Personalmangel am Düsseldorfer Flughafen gefährdet Sicherheit
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Damit stehen die Kötter-Beschäftigten rechtlich auf der sicheren Seite, sollte wegen ihrer Überlastung beim Sicherheitscheck etwas durchgehen. Laut Verdi haben bisher rund 100 von etwa 400 einsatzbereiten Luftsicherheitsassistenten das Schreiben unterzeichnet. Die Anzeigen würden jetzt geprüft, so Kötter.

In Spitzenzeiten fliegen täglich rund 90 000 Passagiere vom größten NRW-Flughafen in Düsseldorf ab, das sind fast ein Drittel mehr als in der Nebensaison. Die Gewerkschaft Verdi prangert schon lange die schlechte Vorausplanung der Bundespolizei und das hohe Arbeitspensum des Sicherheitspersonals am Flughafen an. Laut Verdi fehlen in den Stoßzeiten täglich 70 bis 100 Mitarbeiter. Endlos-Wartezeiten am Check-in-Schalter und im Sicherheitsbereich, gestresste und aggressive Fluggäste sind die Konsequenz. Die langen Schlangen führten in den vergangenen Wochen auch schon dazu, dass Passagiere zusammengebrochen sind und Urlauber ihren Flug verpasst haben (siehe Kasten).

Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim geht davon aus, dass der Personalengpass bis in den Oktober anhalten wird, neue Mitarbeiter könnten so schnell nicht eingestellt und ausgebildet werden. Nicht nur die Fehlplanung, auch der hohe Krankenstand von 20 Prozent habe weitreichende Folgen, kritisiert Tarim. Wer bis zu sechs Stunden am Stück Passagiere und Gepäck kontrolliere, könne kaum noch konzentriert und fehlerfrei arbeiten. „Die Mitarbeiter müssen anzeigen, dass die Aufgaben nicht mehr zu schultern sind. Hier muss mehr Personal her, die Kollegen müssen entlastet werden“, fordert der Gewerkschaftler und verweist auf das Arbeitsschutzgesetz.

Die Kritik wendet sich sowohl an die Firma Kötter, die das Personal stellt, als auch an die Bundespolizei, die Auftraggeber am Airport ist. Die Überlastungsanzeige befreit die Securitykräfte zwar nicht von ihrer individuellen Verantwortung, sie entlastet sie jedoch in gewissem Maße, wenn im schlimmsten Fall doch ein gefährlicher Gegenstand übersehen werden würde.

Der Geschäftsführende Direktor von Kötter, Peter Lange, spricht von einer schwierigen Situation und einer Riesenherausforderung. „Ich habe einen hohen Respekt vor der Leistung der Mitarbeiter und weiß, wie gewissenhaft sie arbeiten“, sagt er. Er teile die Auffassung daher nicht, dass die Sicherheit gefährdet sei. Die Bundespolizei habe zu kurzfristig mehr Personal angefordert. „Im April hatten wir keine Chance mehr zu reagieren“, sagt Lange und hofft, dass es 2018 mit sorgfältiger Vorbereitung besser läuft.

Der Vorschlag von Verdi, Sicherheitspersonal der Bundespolizei einzusetzen, stößt bei Polizeisprecher Jörg Bittner auf Erstaunen. Die etwa 80 Kontrolleure der Bundespolizei seien im Schichtdienst in Sonderpositionen eingesetzt, etwa am Sperrgepäck-Schalter oder an der Last-Gate-Kontrolle. „Das sind klare gesetzliche Aufgaben, die wahrgenommen werden müssen“, sagt Bittner. „Wir haben schon einen Mindestbestand.“

Kötter-Mitarbeiter Andreas Leß eilt am Mittwoch direkt nach seiner Frühschicht zur Betriebsversammlung im Airport-Hotel. Seine Augen sind gerötet, er trinkt den zweiten Kaffee. „Mein Immunsystem ist völlig im Keller. Während der Schicht habe ich nur einen Schluck Wasser getrunken. Wir können nicht mehr als arbeiten“, sagt er und hofft darauf, dass jetzt gemeinsam eine Lösung erarbeitet wird.

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