IS reklamiert Terroranschlag für sich Tote und Verletzte bei Terroranschlag in Barcelona - zwei Festnahmen

Nizza, Berlin, jetzt Barcelona: Ein Lieferwagen rast in der katalanischen Metropole in eine Menge voller Menschen, viele sterben. Die Terrormiliz IS bekennt sich zu dem Anschlag. Zwei Verdächtige wurden verhaftet. Unklar ist, ob Deutsche unter den Toten sind.

IS reklamiert Terroranschlag für sich: Tote und Verletzte bei Terroranschlag in Barcelona - zwei Festnahmen
Foto: dpa-infografik GmbH

Barcelona. Bei einem Terroranschlag mit einem Lieferwagen sind auf Barcelonas berühmter Flaniermeile Las Ramblas mindestens 13 Menschen getötet worden. Weitere 80 Menschen wurden verletzt, wie der katalanische Innenminister Joaquim Forn mitteilte.

 Polizisten und Sanitäter tragen eine verletzte Frau über die Straße.

Polizisten und Sanitäter tragen eine verletzte Frau über die Straße.

Foto: Oriol Duran

Laut Augenzeugen ist ein Mann mit etwa 80 Stundenkilometern im Zickzack auf die Leute zugefahren. Anschließend sei er geflohen. Die Zeugen beschreiben den Fahrer als jung, mit dunklen Haaren.

 Polizisten sperren den Bereich um die beliebte Einkaufsstraße ab.

Polizisten sperren den Bereich um die beliebte Einkaufsstraße ab.

Foto: Manu Fernandez
Kleintransporter fährt in Barcelonas Zentrum in Menschenmenge
23 Bilder

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Nach dem Anschlag mit einem Lieferwagen in Barcelona sind nach Angaben des katalanischen Regierungschefs Carles Puigdemont zwei Verdächtige festgenommen worden. Einer der Festgenommenen wurde als Driss Oukabir identifiziert, wie ein Sprecher der Polizeigewerkschaft sagte. Die Beamten dementierten am Donnerstagabend, dass sich ein anderer Verdächtiger in einer Kneipe verschanzt habe.

Eine spanische Zeitung hatte zuvor darüber berichtet, dass sich der oder die Täter in einem Restaurant in der Nähe des Tatortes in Barcelonas Stadtzentrum verschanzt haben sollen. Die Sicherheitskräfte hatten einen großen Teil der Innenstadt abgesperrt. Ein Aufgebot an Antiterrorkräften sei im Einsatz.

Bei dem Terroranschlag mit einem Lieferwagen in Barcelona sind mindestens 13 Menschen getötet worden. Mehr als 80 weitere wurden verletzt, wie der katalanische Innenminister Joaquim Forn am Donnerstagabend auf Twitter mitteilte.

Laut Auswärtigem Amt ist unklar, ob unter den Todesopfern des Terroranschlags in Barcelona auch Deutsche sind. „Wir gehen allen Hinweisen auf betroffene Deutsche mit Hochdruck nach“, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums am Donnerstagabend in Berlin. Das ZDF hatte zuvor unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, unter den Toten in Barcelona seien drei Deutsche. Die Sprecherin des Auswärtigen Amtes teilte weiter mit: „Das Generalkonsulat Barcelona und das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts stehen mit spanischen Behörden in engem Kontakt.“ Ob deutsche Staatsangehörige betroffen sein könnten, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar.

Bei dem weißen Lieferwagen, der für das Attentat benutzt wurde, soll es sich nach Medienberichten um ein gemietetes Fahrzeug gehandelt haben. Ein zweiter Lieferwagen, mit dem die Attentäter womöglich hätten fliehen wollten, sei nahe Barcelona gefunden worden, schreiben die katalanischen Zeitungen „La Vanguardia“ und „El Periódico de Catalunya“ unter Berufung auf die Polizei. Laut Polizeiangaben von Donnerstagabend ist der Fahrer des Wagens weiterhin auf der Flucht.

Die IS-Terrormiliz hat laut ihrem Sprachrohr Amak den Terroranschlag mit einem Lieferwagen in Barcelona für sich reklamiert. Einer „der Soldaten des Islamischen Staates“ habe die Tat ausgeführt, meldete Amak am Donnerstag im Internet unter Berufung auf nicht näher genannte Sicherheitsquellen.

Ein deutscher Augenzeuge berichtete, in der Innenstadt von Barcelona seien an mehreren Stellen Menschen in Panik umhergelaufen. Er selbst sei auf dem Weg in Richtung der Flaniermeile Las Ramblas gewesen, sagte Albert Zeitler, der seit einiger Zeit in Barcelona lebt, der Deutschen Presse-Agentur am Telefon.

Der deutsche Augenzeuge Albert Zeitler berichtete weiter, in einer Querstraße zum Museum für zeitgenössische Kunst sei es wie in einer „Kriegszone“ gewesen. „Polizisten mit Maschinengewehren und Gewehren im Anschlag kamen in der Straße auf mich zugerannt.

Und alle flüchteten in die Läden.“ Die Geschäfte hätten die Rollläden runtergelassen. Auch an einem anderen Platz seien viele Polizisten gewesen. Er denke, zwei Fahrer seien gejagt worden. „Die waren auf der Flucht“, sagte der Deutsche.

Ihm seien Leute entgegengerannt gekommen. „Bei den Leuten im Gesicht war Chaos“, sagte Zeitler. Die Polizei habe mit Bändern die Straße abgesperrt. Er habe gesehen, dass Einkaufswagen verstreut herumlagen. „Und eine Person lag verletzt oder tot, ich weiß es nicht, auf dem Boden.“ Die Polizei sei auch fast in Panik gewesen.

Polizisten suchten offensichtlich im Gebiet um das Stadtviertel El Raval nach Tätern. Sie hätten - teils mit Masken und Schutzanzügen - die Leute angeschrien, die Straßen zu verlassen. „Ich habe so etwas noch nie erlebt. Es war schon fast ein Kriegserlebnis“, sagte er.

Seine Frau habe in einem Einkaufszentrum an der Plaça de Catalunya eine Zeitlang festgesessen, weil die Eingänge geschlossen worden seien. Die Menschen seien durch Hintereingänge rausgelassen worden. Beide seien nun wohlbehalten zu Hause. „Wir dachten immer, Barcelona ist eine friedliche Stadt“, sagte Zeitler.

Ein französischer Tourist erzählte dem Sender BFMTV, das Fahrzeug sei Zickzack gefahren, „um ein Maximum an Fußgängern zu erwischen“. „Das ist ein Lieferwagen, der in die Fußgängerstraße gerast ist“, sagte Henry, der den Angriff nach eigenen Angaben aus nächster Nähe miterlebte.

„Ich bin einfach so nah wie möglich an einen Ort gerannt, wo ich mich schützen konnte.“ Die Person hinter ihm sei angefahren worden. „Als das Fahrzeug vorbei war, haben wir denen geholfen, die am Boden lagen“, sagte der Mann. „Die Polizei hat sehr gut reagiert.“ Er habe sich später in eine Bar geflüchtet, die zur Sicherheit den Fensterladen heruntergelassen habe.

Nach dem Anschlag hat die Polizei zahlreiche Menschen in Sicherheit gebracht, die in einem Einkaufszentrum nahe der Flaniermeile Las Ramblas Zuflucht gesucht hatten. Im staatlichen Fernsehen TVE war zu sehen, wie Beamte die Menschen aus dem Gebäude geleiteten. Alle öffentlichen Veranstaltungen in dem Gebiet wurden abgesagt.

Ein Reporter des staatlichen spanischen Fernsehens berichtete von einem riesigen Polizeiaufgebot, auch zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Viele Menschen liefen offenbar in Panik über die Straßen. Naheliegende U-Bahn-Stationen und andere öffentliche Verkehrsmittel seien geschlossen worden, hieß es.

Wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtet, hat die Polizei die Menschen per Megafon darüber informiert, dass es einen Terroranschlag gegeben habe. Die Beamten begannen mit der Evakuierung des nahegelegenen Plaza Catalunya sowie eines Umkreises von 200 Metern rund um den Anschlagsort.

Augenzeugen berichteten, der Verkehr im Zentrum sei nach dem Vorfall zusammengebrochen. Die Geschäfte auf den Ramblas hätten geschlossen und ihre Fensterläden heruntergelassen. dpa/afp

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