Bundestagswahl 2017 TV-Duell: Merkels Flüchtlingspolitik fällt durch - Schulz überzeugt Unentschlossene

Im Debat-O-Meter konnten Zuschauer Schulz und Merkel beim TV-Duell in Echtzeit bewerten. Rund 20.000 nutzten die Gelegenheit.

 Bei den Debat-O-Meter-Teilnehmern konnte Martin Schulz vor allem bei Unentschlossenen punkten.

Bei den Debat-O-Meter-Teilnehmern konnte Martin Schulz vor allem bei Unentschlossenen punkten.

Foto: ARD

Berlin. Wer war besser im Kanzlerduell? Fragt man die Teilnehmer beim Debat-O-Meter, hat Martin Schulz gewonnen. Rund 20.000 Zuschauer nutzten das Online-Tool von Uni Freiburg und unserer Zeitung und gaben bei der Show Bewertungen in Echtzeit ab. Knapp 11.000 nahmen im Anschluss auch an einer Nachbefragung teil. Hier sahen 40,3 Prozent den SPD-Mann als Sieger, 38,9 Prozent votierten für Merkel.

Dass ein Debatten-Sieg aber nicht gleich die Kanzlerschaft bedeutet, zeigt sich in der Antwort auf eine andere Frage: Wenn man den Bundeskanzler direkt wählen könnte, würden sich 46,5 Prozent für Merkel entscheiden. Schulz käme auf 39,2 Prozent. 14,3 Prozent würden keinen der beiden im Amt sehen wollen.

Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man nur Zuschauer betrachtet, die in der Vorbefragung noch unentschlossen waren: Von ihnen wollten nach dem Duell 44,3 Prozent Schulz wählen, 34,2 Prozent Merkel, 21,5 Prozent keinen der beiden. Vor dem Duell hätten aus dieser Gruppe 33,4 Prozent Merkel ihre Stimme gegeben, Schulz kam auf 30 Prozent. Hier kann der SPD-Kandidat also deutlich zulegen.

In der Vorab-Befragung wurde zudem die politische Grundhaltung der Teilnehmer ermittelt. 26,4 Prozent gaben an, die CDU wählen zu wollen. Für die SPD wollten 19,3 Prozent stimmen. Den Grünen standen 5,3 Prozent nahe, der FDP 10,8 Prozent, der Linken 6,3 Prozent und der AfD 8,1 Prozent. 23,4 Prozent der Teilnehmer gaben vor der Debatte an, noch unentschlossen zu sein. Es dominierte also keine Partei klar — im Gegensatz zum Duell der kleinen Parteien am Mittwoch. Hier hatte es besonders die AfD geschafft, Anhänger zu mobilisieren.

Nach dem Duell stellte sich die Verteilung wie folgt dar:

CDU: 29,1 Prozent
S
PD: 25,1 Prozent
Grüne: 5,9 Prozent
FDP: 11,3 Prozent
Die Linke: 5,9 Prozent
AfD: 8,2 Prozent
Unentschlossen: 14,4, Prozent

Die übrigen gaben an, gar nicht wählen zu wollen.

Der Anteil der Unentschlossenen nimmt also deutlich ab - offenbar kann das Duell bei der Entscheidung doch helfen. Union und SPD können beide gewinnen - die SPD ein bisschen mehr.

Als wichtigste Themen nannten im Vorfeld 24,4 Prozent der Teilnehmer den Komplex Flüchtlinge und Asylpolitik, 20,6 Prozent die Innere Sicherheit. Soziale Gerechtigkeit war für 17,2 Prozent der Befragten das wichtigste Thema. Es folgten Rentenpolitik (11,3 Prozent) und Bildung (7,2 Prozent).

Bei der Echtzeit-Bewertung konnten die Teilnehmer pro Sekunde eine Bewertung abgeben. Die Skala reichte von - - (=sehr schlecht) über — (schlecht) und + (=gut) bis ++ (sehr gut). Aus den Bewertungen ergibt sich eine Platzierung auf einer Skala von -2 (=sehr schlecht) bis +2 (=sehr gut). Insgesamt 1,53 Millionen solcher Stimmen gingen ein.

In der Analyse halten die Politikwissenschaftler fest:

Beim Themenfeld Migration liegt der SPD-Kandidat bei allen Teilnehmern vorn (Bewertung: 0,35 (Merkel: 0,31)). Bei den Unentschlossenen fällt die Wertung sogar noch deutlicher aus: Schulz erreicht einen Gesamtwert von 0,48, Merkel nur schlappe 0,08.

Dieses als wichtigstes Thema genannte Feld kann Merkel zwar nicht für sich entscheiden — dafür die Innere Sicherheit. Hier verliert Schulz mit 0,23 deutlich gegen die Kanzlerin, die mit ihren Argumenten einen Wert von 0,64 erreicht. Auch die Unentschlossenen billigen Merkel auf diesem Themenfeld mehr Kompetenz zu - und bewerten ihre Argumente insgesamt mit dem Wert 0,57 auf der Skala von -2 (=sehr Schlecht) bis +2 (=sehr gut). Schulz kommt hier auf 0,45.

>>> Am Donnerstag, 21. September, gibt es mit der "Schlussrunde" das dritte und letzte TV-Duell vor der Wahl. Auch hier werden wir wieder ein Debat-O-Meter schalten.

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