ZDF weist Kritik zurück AfD-Kandidatin verlässt Sendung vorzeitig

Berlin (dpa) - Das ZDF hat nach dem abrupten Abgang von AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel in der Wahlsendung „Wie geht's, Deutschland?“ den Vorwurf der Partei zurückgewiesen, Moderatorin Marietta Slomka habe parteiisch und unprofessionell agiert.

ZDF weist Kritik zurück: AfD-Kandidatin verlässt Sendung vorzeitig
Foto: dpa

Weidel hatte die live ausgestrahlte ZDF-Diskussionsrunde am Dienstagabend aus Protest vorzeitig verlassen. ZDF-Chefredakteur Peter Frey erklärte dazu, Slomka habe die Runde mit sieben Politikern und sechs Bürgern fair und gelassen moderiert. „Ich hoffe, dass bei künftigen Wahlformaten nicht Inszenierungen, sondern der politische Streit im Mittelpunkt steht.“

Bundesjustizminister Heiko Maas, der an der Sendung teilgenommen hatte, unterstellte der AfD-Politikerin politisches Kalkül. Auf seiner Facebook-Seite schrieb der SPD-Politiker: „Wir sollten uns hüten, auf diese geplante, peinliche Inszenierung hereinzufallen.“ Es sei ein billiger Trick von Rechtspopulisten, sich als Opfer darzustellen. In Wirklichkeit sind es geistige Brandstifter. Demokraten debattieren, aber daran hat die AfD keinerlei Interesse“. Weidel hielt derweil an ihrer Kritik an der Sendung fest.

Unmittelbar vor Weidels unerwartetem Abgang hatte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sie aufgefordert, sich vom Co-Spitzenkandidaten Alexander Gauland und dem Thüringer AfD-Landesvorsitzenden und Rechtsausleger Björn Höcke zu distanzieren. Gauland habe Höcke als Seele der AfD bezeichnet, sagte Scheuer. „Für mich ist er einfach ein Rechtsradikaler.“ Weidel, die zuvor schon einmal gedroht hatte - „Frau Slomka, lassen sie mich endlich ausreden, ansonsten kann ich mir das hier sparen“ - packte daraufhin ihre Notizen ein und ging.

In einer Reaktion auf Twitter schrieb Weidel über Slomkas Moderation: „Sie hat sich mit der frechen Intoleranz und der plumpen Argumentation von SPD und Grünen gemein gemacht. Das ist eines öffentlich-rechtlichen Senders nicht würdig.“ Die AfD verbreitete schon wenige Minuten, nachdem Weidel aus dem Studio gerauscht war, eine gemeinsame Erklärung von Weidel und Gauland. Darin kritisierten sie ebenfalls Slomka. Die Attacke von Scheuer blieb dagegen unerwähnt, was bei einigen Beobachtern die Vermutung aufkommen ließ, es handele sich um eine vorbereitete Erklärung.

ZDF-Chefredakteur Frey sagte: „Wer austeilt, muss auch einstecken können. Das gehört zur Diskussionskultur in Talksendungen. Eine Livesendung zu verlassen, bringt zwar Aufmerksamkeit, verhindert aber eine politische Auseinandersetzung in der Sache. Die Kritik von Frau Weidel an der Moderatorin weise ich mit Nachdruck zurück.“

Weidel gab sich indes betont selbstbewusst. In einem Video, das sie am Mittwoch auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte, kommentierte sie den Ablauf der Sendung mit den Worten: „Das merken wir uns natürlich alles, sagen „Danke“ und wir sehen uns am 24.9. wieder.“

Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pforzheim nannte sie die Sendung am Abend eine „Narrenposse“. Vor AfD-Anhängern sagte sie mit Blick auf die Positionen der Vertreter der anderen Parteien zur „illegalen Einwanderung“: „Ich stand da gestern Abend und dachte mir: Wer hat die Käfigtür offen gelassen?“

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