Düsseldorf Neuer Verein kritisiert Stadt: „Sie tritt das Architektur-Erbe mit Füßen“

Vom Umbau des Commerzbank-Turmsüber den Abriss der alten West LB bis zum Gründerzeithaus — Initiatoren nennen viele Beispiele.

Düsseldorf: Neuer Verein kritisiert Stadt: „Sie tritt das Architektur-Erbe mit Füßen“
Foto: Lepke

Düsseldorf. Der Verein „denkmal düsseldorf“ hat sich in diesem Jahr gegründet. Auslöser war der politische Beschluss zum Abriss der alten West-LB-Zentrale auf dem Grundstück Fürstenwall/Friedrichstraße. Zuvor hatte Vereinsvorstand Thorsten Graeßner — noch in seiner Funktion als Bezirksvertreter der Grünen — den Denkmalschutz für die „Keimzelle der West LB“ in der Friedrichstadt angemahnt. Doch die Denkmalschützer der Bauaufsicht hatten das Gebäude, das von 1949 bis 1952 gebaut worden war, als „ein 08/15-Bürohaus“ eingestuft. Zum Bedauern von Graeßner, aber auch Anliegern in Friedrichstadt, bleibt vom alten West-LB nur ein kleiner Teil der historischen Fassade der ehemaligen Landesbank aus dem Jahr 1895 stehen und wird in den Neubau integriert.

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Foto: Lepke

Viel zu wenig, wie auch Ingo Schiweck findet. Er hat mit Graeßner den Verein gegründet. Der promovierte Historiker, 1974 in der Landeshauptstadt geboren, ist auch an Architektur interessiert. Er nennt sich selbst einen „überzeugten Düsseldorfer“. Mit dem Verein, der inzwischen zehn Mitglieder zählt, möchte er verhindern, dass „Düsseldorf weiter sein historisches Erbe mit Füßen“ tritt.

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Foto: Kürschner

Schiweck ist unzufrieden: „Der Fall des West LB-Gebäudes hat gezeigt, dass man als normaler Bürger viel zu spät von den Projekten erfährt.“ Er wirft Politikern vor, Bauvoranfragen oder -anträge oft „durchzuwinken.“ Der Verein, der auch den Abriss des einst unter Denkmalschutz stehenden Tausendfüßlers kritisiert, will nun mit „Leuchtturmprojekten“ das Architektur-Erbe in den Fokus rücken.

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Foto: verein denkmal

Dazu nennt Ingo Schiweck aktuelle Beispiele. Am kommenden Dienstag, 19. September, 17 Uhr, steht in der Bezirksvertretung 3 eine Bauanfrage zur Brunnenstraße 27 auf der Tagesordnung. Der Eigentümer will das Haus abreißen. Auf dem Grundstück soll ein Haus mit 27 Appartements für Studenten entstehen. Der Verein sehe zwar auch die Notwendigkeit des Wohnungsbaus, doch er möchte das gründerzeitliche Gebäude „als architektonisches Zeugnis der Bilker Geschichte“ retten.

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Foto: Lepke

Das Haus sei etwa 1890 erbaut worden, damals war der Fuhrunternehmer Anton Schmalscheidt hier ansässig. Daran erinnert heute noch die Pferdekopfskulptur über der Durchfahrt zum Hof. An der Fassade sehe man zudem mit dem Schriftzug „Papierverarbeitung“ eine Reminiszenz an die wichtige Rolle der Papierindustrie in Bilk. Der Verein möchte, dass das Haus erhalten bleibt. Dazu hat er vor ein paar Tagen die Feststellung des Denkmalwertes des Hauses mit dem Pferdekopf beantragt.

Ingo Schiweck betont: „Es geht uns nicht darum, nur Elemente zu erhalten, die wir für schön halten. Es geht um die Stadtgeschichte.“ So sei es richtig, dass die Stadtkämmerei — die die Stadt verkaufen möchte — unter Denkmalschutz stehe. Auch wenn sie NS-Elemente enthalte. Es sei wichtig, auch die fortgesetzte Naziarchitektur zu zeigen.

Als „Verschandelung“ bezeichnet der Verein auch, was gerade mit dem ehemaligen Commerzbank-Turm von Architekt Paul Schneider-Esleben an der Kasernenstraße passiere. Im Rahmen des Projektes „Carlsquartier“ wird der denkmalgeschütze Turm von Investor Hines in den Neubau integriert. Deshalb, so Ingo Schiweck, werde wohl im Erdgeschoss vor den ehemaligen Drive-in-Bankschalter und der Pförtnerloge Glas gesetzt. Die Gestalt des Gebäudes ändere sich entscheidend. Dazu hat der Verein eine Anfrage bei der Denkmalbehörde gestellt und wartet noch auf eine Antwort.

Dass Bürger oder ein Verein Erfolgt haben können, wenn es um den Erhalt historischer Gebäude geht, hat Ingo Schiweck schon erlebt. Er hatte mit der Bürgerinitiative den Antrag gestellt, den Bilker Bunker an der Aachener Straße unter Denkmalschutz zu stellen. Dem Anliegen folgten die Denkmalschützer. Der Abriss zugunsten eines Luxuswohnungsbaus wurde verhindert. Allerdings hat sich der Wunsch der Anwohner, den Bunker als kulturelles Zentrum oder Kino zu nutzen, bislang nicht erfüllt.

www.denkmal-duesseldorf.de

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