Fakten und Fälschungen Das FBI knöpft sich das russische Unternehmen „Sputnik“ wegen Agententätigkeit vor

Neuland. Margarita Simonowna Simonjan (37), operative Chefin des staatlich-russischen Propaganda-Unternehmens „Sputnik“ (Jahresetat: geschätzt rund 500 Millionen US-Dollar), hält bekanntlich den zum Konzern gehörigen Sender „RT“ (vormals Russia Today) für das „Verteidigungsministerium“ des Kreml und „eine Waffe wie jede andere auch“ (siehe Jahresbericht „Reporter ohne Grenzen“ 2013, Seite 35: goo.gl/1ECRgX).

 Der französische Präsident Emmanuel Macron bezeichnet die Journalisten von Sputnik und Russia Today als Verbreiter „falscher Propaganda“.

Der französische Präsident Emmanuel Macron bezeichnet die Journalisten von Sputnik und Russia Today als Verbreiter „falscher Propaganda“.

Foto: Vadim Ghirda

Der deutschsprachiger Ableger „RT deutsch“ erfreut sich besonders bei AfD-Aktivisten großer Beliebtheit.

Wozu braucht Putins „Verteidigungsministerium“ noch gleich diese „Waffe wie jede andere“? Ach ja: In Friedenszeiten erscheine ein Auslandsender „nicht unbedingt nötig. Aber im Krieg kann er entscheidend sein. Eine Armee gründet man ja auch nicht erst eine Woche vor Kriegsbeginn“, so Simonjan. Es gehe darum, einen Kanal zu schaffen, „an den sich die Leute gewöhnen, der ihnen gefällt — und im Ernstfall zeigen wir ihnen, was nötig ist“.

Dem schiebt die amerikanische Justiz nun mit Hilfe eines Gesetzes aus dem Jahr 1938 einen Riegel vor: Damals wurde der „Foreign Agents Registration Act“ (siehe: fara.gov) erlassen, mit dem Nazi-Propagandisten von der Unterwanderung der US-Öffentlichkeit abgehalten werden sollten. Nun hat das FBI laut Yahoo News (Bericht siehe hier: goo.gl/GprmBK) einen früheren „Sputnik“-Mitarbeiter unter dem Verdacht vernommen, dass es sich bei seiner Arbeit für Simonjans Desinformations-Truppe nicht um Journalismus, sondern eine russisch-staatliche Agententätigkeit gehandelt hat.

Das wird Putin selbst kaum wundern, da seinen Propagandisten auch in Frankreich der Wind ins Gesicht bläst. Dort erklärte Präsident Emmanuel Macron im Mai im Beisein Putins, bei den Beschäftigten von Sputnik und Russia Today handele es sich nicht um Journalisten, sondern Verbreiter „falscher Propaganda“ (siehe goo.gl/V1niSY). Offenbar will Simonjan keine Anklage abwarten und drohte auf ihrem deutschen Kanal: „Kein Zweifel, dass Russland auf die FBI-Ermittlungen reagieren und die Arbeit der amerikanischen Journalisten in Moskau unter die Lupe nehmen wird“ (siehe goo.gl/1Y37fw).

Bei RT muss die Verzweiflung groß sein: „Deutsche Kritik an FBI vs. Sputnik: „Durchgeknallt“ und „grotesk“ — EXKLUSIV“, verkündete die Propagandaseite am Montag. Eine von zwei Quellen der „Kritik“: CDU- Dissident Willy Wimmer (siehe goo.gl/qBeoWa), den seine Partei offenbar immer noch nicht rausgeworfen hat.

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