Nach Air Berlin-Insolvenz: Großer Einbruch bei den Fernflügen am Flughafen Düsseldorf

Airberlin war die klare Nummer 1 auf der Langstrecke in Düsseldorf. Am 15. Oktober stellt die Fluggesellschaft ihr Fernstreckenangebot ab Lohausen komplett ein. Die Frage ist: Wie viel übernimmt die Konkurrenz?

Nach Air Berlin-Insolvenz: Großer Einbruch bei den Fernflügen am Flughafen Düsseldorf
Foto: dpa

Düsseldorf. Zumindest zwischenzeitlich dürfte der Flughafen Düsseldorf auf den Status eines Kurz- und Mittelstreckenairports zurückfallen. Denn mit der schon seit Wochen eingeläuteten Streichung aller Übersseverbindungen bei der insloventen Airberlin geht ein Großteil der Langstrecke verloren. Am 15. Oktober stellt die Fluggesellschaft ihr Fernstreckenangebot ab Lohausen komplett ein. Eine Alternative gibt es nicht, denn die Leasingfirmen ziehen ihre Airbus A330-Jets zurück.

Für den Flughafen ist das ein Schlag ins Kontor. Denn Airberlin flog in der aktuellen Sommersaison 84 Mal pro Woche nonstop zu acht Zielen allein in den USA: Boston, Chicago, Fort Myers, New York, Miami, Los Angeles, Orlando und San Francisco. Begonnen hatte der sukzessive Abbau bereits Mitte September mit den Flügen von Düsseldorf nach Orlando und Boston. Die Verbindung nach LA wurde vergangenen Montag eingestellt. Auch die Strecken nach Curaçao, Cancun, Havanna und Varadero, Punta Canaund Puerto Plata(Dominikanische Republik) wurden gestrichen. Hinzu kommen nun noch bis Mitte Oktober Fort Meyers(letztmalig am 12. Oktober), San Francisco(letztmalig am 14. Oktober) New York (letztmalig am 15. Oktober), Miami (letztmalig am 15. Oktober). Toronto, ursprünglich ab 1. Mai 2018 geplant, taucht online schon gar nicht mehr auf.

„Für den erfolgreichen Abschluss der Transaktionen und die anschließende Überführung in neue Hände ist ein stabiler Flugbetrieb Grundvoraussetzung“, hieß es zwar von Unternehmensseite. Doch dass man in der Realität von einer vermeintlichen Stabilität entfernt ist, zeigen die Zahlen. Neun attraktive Langstreckendestinationen sind (erst mal) weg. Für betroffene Fluggäste gilt: Wenn die Buchung vor 15. August 2017 getätigt wurde, ist keine Erstattung möglich. Sie können Ihre Forderung nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens zur Insolvenztabelle anmelden. Rund 100 000 Kunden bekommen wohl für ihre gestrichenen Flüge erst einmal kein Geld zurück.

Ungefähr ein Drittel des Gesamtverkehrs und etwa 40 Prozent der Langstreckenflüge in Düsseldorf werden bislang von Airberlin abgewickelt. 2016 zählt die Airline 7,5 Mio Passagiere (von insgesamt 23,5 Mio): „Airberlin hat oder hatte 22 Flugzeuge in Düsseldorf stationiert. Im Sommer 2017 sprechen wir über 38 Ziele. Wie viele Strecken hiervon kurz- oder längerfristig ,ersetzt’ werden können, wird sich zeigen“, sagt flughafensprecher Christian Hinkel. Welche finanziellen Einbußen dies für den Flughafen bedeute, dazu will er keine Angaben machen.

Des einen Leid ist des anderen Freud: Dass andere schnell in die frei gewordene Marktlücke stoßen, zeigt sich jüngst am Beispiel der Lufthansa. Denn ab dem 8. November wird ein Airbus A330 drei Mal wöchentlich (Montag, Mittwoch, Freitag) von der Rheinmetropole nach Miami abheben. Das verkündete das Unternehmen just am vergangenen Mittwoch, wies aber auch daraufhin, dass dies als Interimslösung gedacht ist. Angestrebt wird eine viel stärkere Präsenz der Tochter und Low-Coast-Airline Eurowings. Auch die hat bereits schnell auf die Lücke reagiert: Ebenfalls ab 8. November erweitert sie ihr Langstreckenprogramm um eine Maschine für Karibikflüge (Puerto Plata, Punta Cana, Cancun, Varadero) von Düsseldorf aus. Konkurrent Condor fährt die gleiche Strategie und bietet ähnliche Routen.

„Im Sommerflugplan 2018 wird die Eurowings-Langstrecke ihren Wachstumskurs weiter beschleunigen und die Flotte auf insgesamt zehn Flugzeuge aufstocken. Dabei wird die Lowcost-Airline in NRW besonders stark vertreten sein und mit mindestens sieben Langstrecken-Flugzeugen Ziele weltweit bedienen“, teilt der Mutterkonzern Lufthansa mit.

Man wolle jetzt weiter wachsen, bekräftigt auch Matthias Eberle von Eurowings: „Wir haben vor zwei Wochen Stellen ausgeschrieben und es haben sich 2000 Menschen beworben. Jetzt haben wir bereits die ersten Piloten von Airberlin angestellt“, berichtet Eberle. Düsseldorf sei ein enorm wichtiger Standort und habe viele Vorteile.

Doch Thorsten Dirks, Chef von Eurowings, schränkt auch ein: „Voraussetzung für ein stärkeres Engagement in Düsseldorf ist, dass die wirtschaftlichen Konditionen des Flughafens stimmen.“ Denn, dass „der Flughafen Düsseldorf besonders teuere Gebühren hat“, darüber sind sich Lufthansa und Eurowings einig. Auch wolle man kein Chaos mehr bei den Sicherheitskontrollen sehen oder Pannen bei der Gepäckausgabe. „Wir reden über ein hohes Commitment. Jede Verspätung, jeder Ausfall bedeuten steigende Kosten“, Eberle.

Flughafensprecher Hinkel ist freilich zuversichtlich: „Wir selbst ein ausgesprochen hohes Interesse daran, dass sich die operativen Abläufe verbessern. Darum unterstützen wir die Airlines, Behörden und Dienstleister bei der Optimierung von Prozessen am Standort.“ Die angekündigte Streckenaufnahme der Lufthansa unterstreiche die Attraktivität des Standorts Düsseldorf und der gesamten Region. Hinkel: „Wir werden sicher nicht zu den Verlierern der Air Berlin-Insolvenz gehören.“

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