Die große Serie - Der letzte Weg Hilfe auf dem letzten Weg

Sterben und Tod sind immer noch ein Tabu-Thema. Unsere große Serie zeigt Wege und gibt Tipps, was im Fall der Fälle zu tun ist.

Die große Serie - Der letzte Weg: Hilfe auf dem letzten Weg
Foto: D. Young

Düseldorf. Alle sieben Jahren wechseln die Deutschen im Durchschnitt ihr Auto. Alles sechs Jahre ziehen sie statistisch um. Alle zwei bis drei Jahre schaffen sie sich ein anderes Handy an. In all diesen regelmäßig wiederkehrenden Fällen wissen die meisten, was zu tun ist und worauf sie achten müssen. Sie sind gut organisiert, sie vergleichen Preise und Leistungen. Doch wenn es um die letzten Dinge geht, sind viele hilflos.

Das liegt nicht nur daran, dass Tod und Trauer in Deutschland zu einem der letzten echten Tabu-Themen geworden sind, sondern ganz schlicht an einem Mangel an Erfahrung: Wie eine Verbraucherinitiative für Bestattungskultur herausgefunden hat, haben es die Deutschen nur alle 18 Jahre im engeren Familienumfeld mit einer Bestattung zu tun — und dabei wird dann weder über Geld noch über den Tod oder gar das Sterben geredet.

Was sich heute laut Umfragen die meisten wünschen — einen möglichst raschen, schmerzlosen Tod — galt über Jahrhunderte als das schlimmste Ende des Lebens, das einen ereilen konnte. Noch bis vor zwei Generationen wurde am 1. November in der katholischen Allerheiligen-Litanei voller Überzeugung gebetet: „Bewahre uns vor einem plötzlichen Tod.“

Im Kölner Wallraf-Richartz-Museum ist ein Gemälde des Antwerpener Maler Joos van Cleve von etwa 1515 zu sehen, das den „Marientod“ als den vorbildlichsten aller christlichen Tode festhält: Es ist ein öffentliches Ereignis. Die Muttergottes empfängt die Sterbesakramente, nimmt Abschied, betet, regelt die letzten Dinge. Gemalt wurde das Bild für eine Kölner Privatkapelle. So, wie Maria starb, wünschte sich der Auftraggeber des Bildes auch seinen Tod und betete dafür. Die christliche Sterbe-Tradition hielt in Form von Ritualen — Totenwache halten, Rosenkränze beten, eine Totenvesper feiern — viele Möglichkeiten bereit, Abschied zu nehmen, zu trauern und schließlich einen lebbaren Alltag wiederzufinden.

Das „Kuratorium Deutsche Bestattungskultur“ beschäftigt sich Mitte Oktober in Essen auf einer Tagung mit dem Titel „Friedhof 2030“ mit der Frage, wie Friedhöfe (die heute allegemein eher in schlechtem Ruf stehen) „positive Spiegelbilder unserer Gesellschaft“ werden können, die dokumentieren, wie die Gesellschaft heute den Tod, den Umgang mit dem Sterben versteht. In versöhnter Verschiedenheit könnten dann auf unseren Friedhöfen unterschiedliche Grabfelder zu finden sein, die Christen genauso beherbergen wie Menschen ohne religiöse Bindung oder aus fremden Kulturen.

Was kaum jemand weiß: Auch heute ist es nicht nötig, einen Verstorbenen sofort in ein Bestattungsinstitut zu überführen. Gute Bestatter beraten Angehörige dabei, wie ein Verstorbener problemlos bis zu 36 Stunden zu Hause zum Abschiednehmen aufgebahrt werden kann. Genau darum geht es in unserer Serie „Der letzte Weg“: Wege und Hilfen aufzuzeigen, damit aus Sterben und Tod kein Trauerspiel wird. Es geht aber auch um Sterbehilfe und die Rechtslage in Deutschland, die Wahl des richtigen Bestatters und wie man angemessen kondoliert, in Traueranzeigen und Online-Portalen wie zum Beispiel „trauer.wz.de“.

Mit lokalen Experten schreiben wir in den kommenden Wochen auf, was zu tun ist, wenn der plötzliche Tod einen Angehörigen trifft. Wie wir ohne Scheu mit Sterbenden sprechen können. Welche Wünsche die Friedhofsordnung erlaubt, welche alternativen Bestattungsformen zulässig sind, wie teuer eine Beisetzung werden kann (aber nicht muss), und wie man den Streit ums Erbe vermeiden kann.

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