Misshandelter Junge aus Neuss: Jugendamt wusste von Vorstrafe des Onkels

In Neuss wurde ein Junge misshandelt und lebensgefährlich verletzt. Hauptverdächtiger ist der Onkel des Jungen, dessen Familie seit Jahren vom Jugendamt begleitet wird. Nun diskutierte darüber der Stadtrat.

Misshandelter Junge aus Neuss: Jugendamt wusste von Vorstrafe des Onkels
Foto: Patrick Seeger

Neuss. Reiner Breuer hatte traurige Nachrichten zu vermelden: „Der Junge kämpft immer noch um sein Leben. Zurzeit muss ich leider mitteilen, dass es um ihn nicht gut bestellt ist.“ Der Bürgermeister nutzte den Hauptausschuss gestern Abend, um die Gewalttat an dem elf Jahre alten Jungen aus Weckhoven zu thematisieren, der am 5. Oktober reanimiert werden musste. Der Junge liegt mit lebensgefährlichen Verletzungen im Düsseldorfer Uniklinikum. Sein Onkel, Sven F., in dessen Wohnung das Kind seit rund zehn Wochen lebte, sitzt in Untersuchungshaft und ist geständig, seinem Neffen die Verletzungen zugefügt zu haben.

Dass der 41-Jährige bereits eine Haftstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung verbüßen musste, sei der Stadtverwaltung bekannt gewesen. „Es bleibt aber herauszustellen, dass in der Vergangenheit nie eine Kindeswohlgefährdung bei einem seiner sechs eigenen Kinder festgestellt wurde“, betonte Breuer. Über Jahre hinweg habe die Familie des Verdächtigen Hilfen des Jugendamtes „bei Problemen im Zusammenhang mit der Alltagsbewältigung“ erhalten. Die Stadt kümmere sich nun darum, die Familie — insbesondere die leiblichen Eltern — zu begleiten und zu unterstützen.

Ob die Tat hätte verhindert werden können? „Das ist schwierig zu beantworten. Ich finde aber, dass man in dieser Situation auch sachlich über die Frage diskutieren darf, ob wir ausreichend Sicherheit gewährleistet haben“, so Breuer.

Reiner Breuer, Bürgermeister

Unter anderem sprach sich Angelika Quiring-Perl (CDU) dafür aus, die Daten für das Sozialmonitoring häufiger zu aktualisieren. „Viele Daten stammen noch aus dem Jahr 2012. Die in den Stadtteilen tätigen Verbände und Einrichtungen arbeiten aber mit solchen Unterlagen und sind drauf angewiesen, dass sie auf dem neuesten Stand sind“, sagt die Stadtverordnete.

Dietmar Dahmen (SPD) bezeichnete die Sozialarbeit in Weckhoven als „sehr positiv“ und nannte gestern die Stadtteilkonferenz, in der regelmäßig unter anderem Vertreter aus Politik, Verbänden und sozialen Einrichtungen zusammenkommen, als Beispiel. Die nächste findet am kommenden Dienstag statt. Bürgermeister Breuer kündigte gestern an, daran teilnehmen zu wollen.

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