Apollo Varieté: Die Traumfabrik an der Kniebrücke

Vor 20 Jahren hob sich zum ersten Mal der Vorhang im neuen Apollo Varieté.

Düsseldorf. Ob Zeitreise in das Shanghai der 30er und 40er Jahre, wo die Schwerkraft nicht zu existieren scheint. Gauklerische Experimentierfreudigkeit und Zauber einer fremden Welt bei „1001 Nacht Marrakesch“. Oder Glamour und Glitzer wie in Hollywood: In der Traumfabrik Apollo Varieté fühlt man sich wie in einer anderen Welt.

Apollo Varieté: Die Traumfabrik an der Kniebrücke
Foto: Apollo

Es ist schon ein ganz besonderes Flair, das die Besucher im Apollo Varieté umgibt. 20 Jahre ist es nun her, dass sich der Vorhang zum ersten Mal hob. Als die ersten Gerüchte aufkamen, dass das Apollo Varieté direkt am Rhein wieder aufgebaut werden soll, war die Aufregung groß. Bernhard Paul, Chef des Zirkus Roncalli, bezeichnete es damals so: „Ein kleiner Bruder des Zirkus.“

Paul hatte schon länger den Wunsch, ein Varieté im Rheinland zu etablieren und fand im damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau einen prominenten Unterstützer. Außerdem gelang es Paul, die damalige Oberbürgermeisterin Marlies Smeets, Stadtdirektor Jörg Bickenbach und den Architekten der Rheinuferpromenade, Professor Nikolaus Fritschi, für seine Idee zu begeistern. Der präsentierte im Mai 1996 der Öffentlichkeit seine Pläne für den Glasbau unter der Kniebrücke. Er hatte die schwere Aufgabe, unter einer ungemütlichen Autobrücke ein gemütliches Varieté zu bauen.

Ende 1996 gab der Rat grünes Licht. Die Finanzierung stand zu diesem Zeitpunkt mit Hilfe von Stadt-Sparkassen-chef Hans Schwarz. Die geschätzten 8,3 Millionen Mark sollten von Privatleuten über einen Fond bereitgestellt werden und über Mieteinnahmen und Einkünfte aus Werberechten zurückgezahlt werden.

Die einzige Möglichkeit war, dieses Theater modern und zeitgemäß zu gestalten. Das Ergebnis: Von außen betritt man ein modernes, gläsern-kühles Varieté, und wenn man das Schneckenhaus ergründet und tiefer hineingeht, wird es wärmer. Man endet im Theater-Saal, wo man den typischen Roncalli-Stil wiederfindet. Rot und Gold, Plüsch und Messing. Befürchtungen, der Landtag würde durch den Glasbau optisch von der Stadt abgeschnitten, begegnete man mit einem originalgetreuen Modell, das 14 Tage unter der Brücke stand und alle Zweifel ausräumte.

„Der sogenannte Ämterumlauf zur Baugenehmigung dauerte knapp zwei Stunden“, sagte Architekt Fritschi vor Jahren. Im Januar 1997 wurde das Fundament gelegt. Am 17. Oktober feierte das „Roncalli’s Apollo Varieté“ seine umjubelte Premiere. Mit den Bauarbeiten klappte es schneller als mit der Baugenehmigung. „Die hat man mir bei der Premiere in die Hand gedrückt“, erinnert sich Paul.

Die Resonanz des Publikums war überwältigend. In der Kasse hing ein Spielplan der nächsten Monate, auf dem nur wenige Tage markiert waren, an denen es noch Restkarten gab. Bernhard Paul hatte sich seinen großen Traum erfüllt. Weil er als kleiner Junge immer zu Streichen aufgelegt war, hatte seine Mutter einst zu ihm gesagt: „Wenn’s so weitermachst, landest Du noch beim Zirkus oder unter der Brücken.“ Bernhard Paul hat beides geschafft. Doch sicherlich nicht so, wie seine Mutter es vor vielen Jahren gemeint hatte.

Immer mehr Veranstaltungen fanden auf dem einstmals trostlosen Platz statt. So war es konsequent, dass die Postanschrift „Haroldstraße 1“ nach einigen Jahren Geschichte war und die weite Fläche unter der Brücke offiziell in Apollo-Platz unbenannt wurde.

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