Kampf zwischen Heimatstil und Moderne

Der neue Prachtband von Spohr und Küffner widmet sich den vielen Seiten der Altstadt.

Kampf zwischen Heimatstil und Moderne
Foto: STA

Wenn Edmund Spohr und Hatto Küffner, Weggefährten seit 40 Jahren, ein Düsseldorf-Buch herausbringen, dann wird es ein Prachtband. Diesmal übertreffen sie sich selbst, denn auf 320 Seiten bieten sie 482 Abbildungen, davon knapp 30 Prozent unveröffentlichtes Material. Hochkarätige Fachleute, Denkmalschützer, Historiker und Stadtgeografen machen mit, gilt es doch, die Altstadt historisch korrekt zu beleuchten. Das Buch entstand in 15-jähriger Arbeit. Es ist spannend und mutig zugleich, denn die Autoren nehmen kein Blatt vor den Mund.

Das beginnt gleich in den einleitenden Seiten. Da wird der „Gigantismus“ des neuen Andreasquartiers kritisiert. Man habe zwar die Struktur von Einzelfassaden übernommen, sich aber in den Proportionen und Bauhöhen von den historischen Vorbildern der Altstadtstruktur entfernt. Die Fassaden seien bloß „beschönigende Kulissen“ für eine stark verdichtete Innenhofbebauung. Das alles habe nichts mehr mit der traditionellen Altstadt zu tun. Das sei eine „überzogene Nutzung“, vor allem an der Ratinger Straße.

Auch ehemalige Baumeister werden kritisiert, wenn in den 1950er Jahren die relativ gut erhaltene Fassade des Palais Spinrath auf dem Gelände des ehemaligen Coelestinerinnen-Klosters durch eine Banalität ersetzt wurde.

Viele Informationen machen das Buch zum Standardwerk. Denkmalschützer Jörg Heimeshoff schildert den Architektenstreit nach dem Krieg zwischen „Heimatarchitektur“ und Moderne und erläutert dies am Bau der Stadtkämmerei. Spohrs Bruder Heinrich Spohr widmet sich den Straßennamen und steuert Anekdoten bei. Claus Torsten Schmidt öffnet sein Archiv an alten Grafiken und Fotos.

Wer weiß schon, dass die Schneider-Wibbelgasse im Heimatstil als erste Fußgängerzone Düsseldorfs errichtet wurde oder dass es die Idee von Bernhard Pfau anno 1930/31 war, den Durchbruch der Bolkerstraße zu bewirken und so eine Verbindung zwischen der heutigen Heinrich-Heine-Allee und dem Rhein zu schaffen. Das Ziem-Haus ist ein prächtiger Hingucker, womit sich der Architekt des Schauspielhauses beizeiten ein Denkmal setzte und im Obergeschoss ein eigenes Atelier einrichtete.

Jörg Heimeshoff berichtet über das Karnevalsmuseum Zollstraße 9, seine reparierten oder ausgewechselten Deckenbalken und die Rettung der barocken Treppenanlage. Aber auch von den Resten der Ratinger Mauer oder dem historisch wertvollen Stadthaus als Nobelhotel ist die Rede.

Info: Spohr/Küffner: Die Altstadt im Wandel, Band 2, Droste-Verlag, 34,90 Euro.

ISBN 978-3-7700-6019-1

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