Düsseldorf im Ausnahmezustand - Schwere Krawalle bei Kurden-Demo

Düsseldorf. Es hätte eine friedliche Demonstration für die Rechte der Kurden werden können. Mit Musik und Tanz fing alles bei strahlendem Sonnenschein vor dem DGB-Haus an der Friedrich-Ebert-Straße an.

Am Ende waren es aber ganz andere Bilder, die hängenbleiben: Steine und Fahnenstangen, mit denen Polizeibeamte attackiert wurden, Wolken von Tränengas, aggressive Demonstranten, die verbotene Öcalan-Fahnen schwenken, und eine Innenstadt für mehr als sieben Stunden im Ausnahmezustand. Die Bilanz: Zwölf Polizisten wurden verletzt, drei davon schwer. Zwei Demo-Teilnehmer erlitten leichte Verletzungen. Neun Personen wurden festgenommen. Gegen einen 34-Jährigen, der mit einer Zwille Münzen auf Polizeibeamte abgeschossen hatte, wurde Haftbefehl erlassen. Er hatte noch 30 Münzen in der Tasche, die Zwille hatte er noch bei sich.

Noch am späten Freitagabend hatte das Oberverwaltungsgericht entschieden, dass PKK-Fahnen und Bilder des inhaftierten Kurden-Führers Abdullah Öcalan nicht gezeigt werden dürfen. Die Veranstalter hatten auch zugesagt, die Entscheidung zu respektieren. Bereits vor dem DGB-Haus tauchten aber aus mehreren Seitenstraßen kurz vor dem Start plötzlich sehr aggressive Gruppen auf, die Öcalan-Fotos auf der Kleidung trugen. Trotzdem setzte sich der Demonstrationszug dann leicht verspätet in Bewegung.

Auseinandersetzungen während Kurden-Demo in Düsseldorf
66 Bilder

Auseinandersetzungen während Kurden-Demo in Düsseldorf

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An der Ecke Steinstraße/ Königsallee kippte die Stimmung innerhalb von nur zwei Minuten. Aus einem Fahrzeug der Veranstalter wurden hunderte Fahnenstangen und Flaggen mit Öcalan-Porträts an die Kurden verteilt. Ganz offenbar eine geplante Aktion, mit der sämtliche vorher vereinbarten Zusagen gebrochen wurden. Von dem Augenblick an verhielten sich auch viele Teilnehmer aggressiv.

An der Kreuzung Breite Straße/ Trinkausstraße eskalierte die Veranstaltung. Die Polizei stoppte den Zug, der eigentlich zu den Rheinwiesen wollte. Was folgte, war ein stundenlanger Verhandlungsmarathon. Die Demonstranten sollten die verbotenen Symbole wieder einpacken. Doch stattdessen begannen gewaltbereite Teilnehmer damit, die Polizisten mit Fahnenstangen und Steinen anzugreifen, die offenbar von der Commerzbank-Baustelle stammten. Der 34-Jährige, der durch Videoaufzeichnungen überführt wurde, schoss mit der Zwille gezielt Münzen auf Beamte.

Die Polizei setzte Tränengas ein und nahm einige der mutmaßlichen Rädelsführer fest. Erst nachdem Reiterstaffel, Hundestaffel und zwei Wasserwerfer aufgefahren wurden, beruhigte sich die Lage. Kurz danach zogen sich die Demonstranten etwa 50 Meter zurück, die Angriffe auf Polizisten wurden eingestellt. Um 17 Uhr wurde die Veranstaltung vorzeitig beendet. Zu dem Zeitpunkt waren noch 3000 der ursprünglich 6000 Teilnehmer dabei. Gerechnet hatte der Veranstalter mit 25 000 Demonstranten.

„Für die Polizei war das ein sehr schwerer Einsatz. Ich war selbst vor Ort und erschrocken über das aggressive Verhalten der Versammlungsteilnehmer“, erklärte Polizeipräsident Norbert Wesseler, der selbst mit seinem Fahrrad die Lage inspizierte. Nun werden die Videoaufnahmen ausgewertet, um möglicherweise weitere Randalierer im Nachhinein identifizieren zu können.

Bei allem Stress hatte die Polizei noch Zeit für einen 100-Jährigen, für den ein Festgottesdienst in St. Andreas an der Bolkerstraße organisiert war. Er wurde von einem Streifenwagen sicher durch das Chaos bis in die Altstadt gebracht.

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