Air-Berlin-Pleite: Experten sehen den Düsseldorfer Flughafen als Verlierer

Durch die Air-Berlin-Pleite hat Lufthansa in Düsseldorf auf 22 Strecken ein Monopol — auf so vielen wie an keinem anderen Flughafen.

Air-Berlin-Pleite: Experten sehen den Düsseldorfer Flughafen als Verlierer
Foto: Andreas Wiese

Düsseldorf. Es gibt eine alte Airline-Regel, die besagt: „Ein richtiger Wettbewerb entsteht erst, wenn drei Airlines eine Strecke fliegen.“ Und dass sie momentan aktueller denn je ist, zeigt sich derzeit am Düsseldorfer Luftfahrt-Himmel. Drei Wochen sind mittlerweile nach dem Flug der letzten Air-Berlin-Maschine vergangen. Schon sind die Tickets knapp, die Preise jedoch gestiegen. Der Wettbewerb fehlt. Es gibt einen großen Gewinner des Air-Berlin-Insolvenz-Dramas. Er heißt: Lufthansa. Es gibt zwei Verlierer: die Passagiere und den Düsseldorfer Flughafen.

Thomas Jaeger, Gründer des Schweizer Informationsanbieters ch-aviation, hat das Streckennetz von Air Berlin analysiert. Mit seinem Team untersuchte er den Zeitraum von Mitte Juni bis heute. Das Ergebnis: Auf insgesamt 22 Strecken hat die Lufthansa in Düsseldorf nun ein Monopol. Im Vergleich dazu: In Berlin sind es sieben, in Hamburg vier und in Frankfurt ist es nur eine Route. Neben innerdeutschen Strecken wie Berlin Tegel, Dresden, Hamburg, München und Nürnberg, finden sich auch Destinationen wie Miami, New York, Orlando, Puerto Plata und Varadero. Kein Ersatz gibt es bisher für die Strecken nach Boston, Curacao, Fort Myers, Havanna, Los Angeles und San Francisco. Wer jetzt einen Flug bucht, der zahlt, zumindest für eine innerdeutsche Kurzstrecke, rund 32,5 Prozent mehr als noch vor einem Monat. Das geht aus einer Studie des Portals mydealz.de hervor, das die Preisentwicklung auf den von Airberlin geflogenen Strecken analysiert hat.

Luftfahrtexperte Cord Schellenberg sieht für die Preiserhöhung zwei Gründe: Zum einen übersteigt die Nachfrage das Angebot, denn im Flugverkehr herrscht nach der Airberlin-Pleite ein Kapazitätsengpass. Zum anderen fehlt der Wettbewerb. „Die Buchungssysteme registrieren die verstärkte Anfrage und heben die Preise automatisch an“, erklärt er. „Man muss sich aber auch vorstellen, dass in der Brust einer Airline zwei Herzen schlagen: Sie will den Kunden nicht verprellen, aber auch nicht alle Plätze zu einem günstigen Preis verkaufen.“

Dass Monopolsituationen tendenziell zu höheren Preisen führen, bestätigt auch Luftfahrtjournalist und -experte Stefan Eisinger. Er sagt: „Wo früher auch Air Berlin flog, fliegt jetzt nur noch die Lufthansa-Gruppe. Solche Monopolsituationen führen zu höheren Preisen.“ Weitere Folgen für die Passagiere: Neben den steigenden Preisen, gebe es weniger Verbindungen. Die Auswahl werde eingeschränkt auch in Bezug auf Flugzeiten.

Dass die Situation aber nicht nur schwierig für die Passagiere, sondern auch für den sich stets zuversichtlich gebenden Düsseldorfer Flughafen ist, bestätigen alle drei Experten. Er könnte langfristig zum großen Verlierer werden. Für Thomas Jaeger hängt nun viel an der Entscheidung der Billigfluggesellschaft Easyjet.

Er erklärt: „Es kommt darauf an, was Easyjet in Deutschland konkret vor hat. Wenn sich die Airline nur auf Berlin konzentriert, wird es in Düsseldorf auch nach der ersten Übergangsphase bis Anfang Januar noch ein Vakuum geben und wichtige Strecken für Geschäftsreisende würden nur von der Lufthansa-Gruppe bedient wie München, Wien, Zürich, Hamburg. Das wäre sicherlich nicht im Sinne des Flughafens.“ Die Schwierigkeit bestünde darin, jemanden zu finden, für den es außer Easyjet strategisch interessant sei, mit verfügbar werdenden Slots in Düsseldorf eine Basis aufzumachen.

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