Attacke auf Premierministerin Trump-Tweets führen zu Schlagabtausch mit Großbritannien

London/Washington (dpa) - Diplomatische Krise unter Freunden: US-Präsident Donald Trump und die britische Regierungschefin Theresa May haben sich im Streit um Twitter-Botschaften einer rechtsgerichteten britischen Gruppe einen Schlagabtausch geliefert.

Attacke auf Premierministerin: Trump-Tweets führen zu Schlagabtausch mit Großbritannien
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Trump hatte zuvor mehrere islamfeindliche Videos der Gruppe „Britain First“ mit seinen 43,7 Millionen Twitter-Abonnenten geteilt. Am Donnerstag erneuerte May bei einer Pressekonferenz im jordanischen Amman ihre Kritik an Trump. Es sei falsch gewesen, die Botschaften weiterzuverbreiten, so die Premierministerin. Trump hatte May zuvor auf Twitter scharf zurechtgewiesen. Sie solle sich nicht um ihn, sondern um islamistischen Terrorismus kümmern, so Trump.

Die Einladung an Trump für einen Staatsbesuch in Großbritannien will May aber trotz der Verstimmung nicht zurückziehen. „Die Einladung für einen Staatsbesuch ist ausgesprochen und sie wurde akzeptiert. Wir müssen noch einen Termin festsetzen.“

Trump hatte drei Beiträge mit Videos der „Britain-First“-Vizechefin Jayda Fransen weitergeleitet. Darauf zu sehen sind gewalttätige Übergriffe auf Menschen und die Zerstörung einer Marienstatue. Im Begleittext hieß es, die Täter seien Muslime. Das Büro der britischen Premierministerin bezeichnete die Aktivitäten von „Britain First“ in einer Reaktion darauf als „hasserfüllt“. Sie würden rechtschaffene Bürger verängstigten. Trump habe einen Fehler gemacht.

Daraufhin wandte sich Trump über Twitter direkt an die britische Regierungschefin: „Konzentrieren Sie sich nicht auf mich, konzentrieren Sie sich auf den zerstörerischen radikal-islamischen Terrorismus im Vereinigten Königreich“, schrieb er. „Wir kommen schon klar!“

Fransen ist in Großbritannien keine Unbekannte. Sie wurde bereits wegen Beleidigung einer Muslimin verurteilt und unterliegt einem gerichtlichen Verbot, Moscheen und ähnliche Einrichtungen in England und Wales zu betreten. „Britain First“ war 2011 von Mitgliedern der rechten British National Party (BNP) gegründet worden. Umso unverständlicher erscheint den Briten, dass ein US-Präsident Videos Fransens über Twitter einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert.

In einer Twitter-Mitteilung drohte Fransen am Donnerstag Reportern der US-Zeitung „New York Times“ mit „Hausbesuchen“. Sie reagierte damit nach eigenen Angaben auf den Versuch der Zeitung, sie an ihrer Wohnadresse zu interviewen. Sie habe zuvor eine Interviewanfrage abgelehnt, so Fransen. Die Zahl ihrer Twitter-Abonnenten schnellte von Mittwoch auf Donnerstag von etwa 50 000 auf mehr als 80 000 in die Höhe.

Auf einem der von Trump weitergeleiteten Videos ist zu sehen, wie ein bärtiger Mann in muslimischer Kleidung eine Marienfigur zerschellen lässt. In einem zweiten Video ist zu sehen, wie ein Mann von einem Dach fällt - dem Begleittext zufolge soll er gestoßen worden sein. Ein drittes weitergeleitetes Video zeigt, wie ein dunkelhaariger junger Mann eine blonde Person schlägt.

Niederländische Behörden wiesen darauf hin, dass der Schläger weder Muslim noch Einwanderer sei. Es handele sich um einen 16-jährigen gebürtigen Niederländer, der für seine Tat eine Strafe verbüßt habe. „Fakten zählen“, twitterte die niederländische Botschaft in den USA.

„„Britain First“ versucht, Gemeinschaften durch ihre hasserfüllten Erzählungen zu spalten, die Lügen verbreiten und Spannungen anheizen. Sie erzeugen Angst bei rechtschaffenen Leuten“, sagte ein britischer Regierungssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, sprach von einer „Bedrohung für unsere Gesellschaft“. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, forderte Trump auf, seine Tweets zu löschen.

Erneut forderten zahlreiche Politiker, den im kommenden Jahr geplanten Staatsbesuch des US-Präsidenten in Großbritannien abzusagen, darunter auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan. Er sprach von einem Vertrauensbruch in der besonderen Beziehung zwischen den USA und Großbritannien. Bei dem Staatsbesuch soll Trump auch von Königin Elizabeth II. empfangen werden und in einer vergoldeten Kutsche mit ihr auf einer Prachtstraße fahren. Auch ein gemeinsames Dinner ist geplant. Viele Briten halten das schon seit längerem für unangemessen und wollen den Besuch daher herabstufen. Die Regierung lehnt das ab.

Das Weiße Haus verteidigte Trumps Retweets. „Die Bedrohung ist echt, der Bedrohung muss man begegnen und über diese Bedrohung muss man reden“, sagte Sprecherin Sarah Sanders. Trumps Vizesprecher Raj Schah ergänzte, der Präsident habe auf eben diese Sorge mit seinen Erlassen reagiert. Dies zielte auf die mehrfach gerichtlich gestoppten Einreiseverbote für Menschen aus islamischen Staaten, von denen Trump aber stets behauptete, sie seien nicht gegen Muslime gerichtet.

Trump selbst unterlief bei seiner Antwort an May noch ein Fehler. Das Twitter-Konto der Premierministerin lautet @theresa_may, mit Unterstrich; der Präsident richtete seine Mahnung jedoch an @theresamay, das Konto einer anderen Nutzerin. Wenig später wurde der erste Tweet gelöscht und an die richtige Adressatin wiederholt.

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