Hintergründe unklar Paket mit Nägeln: Entschärfung bei Potsdamer Weihnachtsmarkt

Potsdam (dpa) - Bombenalarm am Potsdamer Weihnachtsmarkt: Ganz in der Nähe der vielen Besucher ist ein gefährliches Paket mit Hunderten kleinen Nägeln und einem sogenannten Polenböller entdeckt worden.

Hintergründe unklar: Paket mit Nägeln: Entschärfung bei Potsdamer Weihnachtsmarkt
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Bombenentschärfer machten den Fund unschädlich.

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Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) betonte am Freitagabend, dass von dem Fund Gefahr ausgegangen wäre, wenn der Sprengkörper zündfähig gewesen wäre - das Paket enthielt aber keinen Zünder. Ein Lieferdienst hatte es in einer Apotheke in unmittelbarer Nähe der Weihnachtsmarkt-Buden abgegeben. Rund um das Geschäft wurde ein Sperrbezirk von etwa 100 Metern eingerichtet.

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Die Hintergründe waren bis zum späten Abend noch völlig unklar. Der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz des Landeskriminalamts übernahm die Ermittlungen. Schröter betonte zugleich, es sei zu früh, von einem Anschlag auf den Potsdamer Weihnachtsmarkt zu sprechen. Das Paket könne auch dem Apotheker gegolten haben. Die Polizei warnte vor „voreiligen Schlüssen“.

Die Ermittler wollen nun bundesweit nach möglichen Parallelen suchen. Es werde in den kommenden Tagen geprüft, ob Inhalte des Sprengsatzes ohne Zünder schon einmal irgendwo anders entdeckt worden seien, sagte Schröter am Abend im RBB. Man werde Abfragen an alle Bundesländer richten, sobald der Inhalt endgültig analysiert sei.

Schröter sprach von einem „sehr gut imitierten Sprengkörper“. Der Minister betonte, von einem sogenannten Polenböller gehe in einem fest verschlossenen Behältnis eine erhebliche Sprengkraft aus. Der Vorfall sei komplett überraschend, fügte er hinzu. Es habe im Vorfeld keinerlei Hinweise darauf gegeben. Zugleich kündigte er an, dass die Polizeipräsenz am Weihnachtsmarkt verstärkt werde.

Die Polizei hatte am Nachmittag zunächst von einer „Unkonventionellen Spreng- oder Brandvorrichtung“ gesprochen. Der Begriff wird häufig für eine Bombe benutzt. Dass in dem Paket Nägel waren, zeigte eine Röntgenuntersuchung. Die Polizei sprach von „etlichen Hundert Gramm Nägeln“ sowie Drähten und Batterien. Die Nägel befanden sich in einem Metallgefäß ähnlich einer Konservendose.

Der Apothekeninhaber sagte der Zeitung „Potsdamer Neueste Nachrichten“, beim Auspacken habe man gemerkt, „dass da so komische Drähte herausguckten“. Daraufhin sei das Paket sofort aus der Apotheke getragen worden, und man habe die Polizei informiert. Das Paket wurde von Spezialisten der Bundespolizei mit einem Wasserstrahl eines Spezialroboters geöffnet. Medien berichteten von einem Knall.

Nach dem Fund suchten Polizisten nach möglichen weiteren verdächtigen Paketen, Spürhunde wurden eingesetzt, um mögliche Sprengsätze zu finden. Es bestehe aber keine Gefahrenlage mehr, sagte ein Polizeisprecher am Abend. Kurz vor 22 Uhr teilte die Polizei auf Twitter mit, dass die Suche mit Sprengstoffspürhunden in der Innenstadt abgeschlossen sei: „Sie haben nichts Verdächtiges gefunden!“

Die Apotheke und Teile des Weihnachtsmarkts blieben aber zunächst weiter abgesperrt. Die Feuerwehr stellte deswegen für Anwohner einen Wärmebus zur Verfügung. Die Polizei ging davon aus, dass der Markt bereits an diesem Samstag wieder öffnen werde.

Anfang der Woche waren in Deutschland zahlreiche Weihnachtsmärkte eröffnet worden. Die Sicherheitsvorkehrungen waren nach dem Attentat auf einen Berliner Weihnachtsmarkt vor fast einem Jahr bundesweit verschärft worden. In vielen Städten wurden Betonbarrieren aufgestellt. Gleichzeitig appellierten Politiker an die Menschen, sich von der Terrorbedrohung nicht einschüchtern zu lassen.

Am 19. Dezember 2016 war der Attentäter Anis Amri mit einem entführten Lastwagen in den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gefahren. Er tötete 12 Menschen und verletzte mehr als 70 weitere.

Von der Berliner Polizei hieß es mit Blick auf mögliche Konsequenzen aus dem Potsdamer Fund: „Wir müssen erst abwarten, was genau da vorgefallen ist.“ Ein anderer Polizeisprecher hatte zuvor bekräftigt, dass die Kollegen zum Beispiel auf Streife auf Weihnachtsmärkten sensibilisiert seien.

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