Helios: Sechs Stunden ohne Behandlung

Edith Meyer ärgert sich über einen Besuch im Barmer Klinikum.

Ausnahmesituationen lassen die Wartezeiten in der Notaufnahme in die Höhe schnellen.

Ausnahmesituationen lassen die Wartezeiten in der Notaufnahme in die Höhe schnellen.

Foto: dpa

Wuppertal. Um 13.15 Uhr kam sie, um 19 Uhr ging sie wieder. Edith Meyer hat sich an die WZ gewandt, weil sie im Helios Universitätsklinikum in Barmen fast sechs Stunden ohne Arztkontakt gewartet habe. Sie begleitete nach ihren Angaben als Patin einen verletzten Mann, der mit einer starken Sickerblutung vom Hausarzt ins Klinikum geschickt worden war. Er verließ das Krankenhaus ohne Behandlung. „Es stellt sich mir die Frage, wie es sein kann, dass in einem superreichen Land wie Deutschland solche katastrophalen Bedingungen im Notfallgesundheitswesen herrschen können“, sagt Meyer. Ihre Kritik richte sich dabei ausdrücklich nicht an Ärzte und Pfleger vor Ort, sondern die personelle Ausstattung der Einrichtungen.

„Sechs Stunden, das ist nach unseren Vorstellungen zu lange“, sagt Jörn Grabert, Helios-Sprecher in Wuppertal. Der Freitag, 10. November, an dem sich der Vorfall ereignet hat, sei „ein Problemtag“ gewesen, an dem es bei den Unfallchirurgen einen personellen Engpass gegeben habe. So eine lange Wartezeit sei eigentlich unüblich.

2016 warteten Kranke im Barmer Notfallzentrum nach Helios-Zahlen im Schnitt 33 Minuten bis zum ersten Kontakt mit einem Arzt. Die mögliche Wartezeit vor der Anmeldung wird dabei jedoch nicht erfasst. Nach rechnerischen 161 Minuten ist der Durchschnittsfall komplett bearbeitet. So wird an einem üblichen Tag 130 Patienten geholfen — 49 000 Menschen waren es 2016. Mit den Zahlen ist Helios eigentlich zufrieden. „Wir halten unsere Zielvorgaben in 90 Prozent der Fälle ein“, sagt Grabert.

Die Wartezeigen würden immer dann deutlich ansteigen, wenn die Arztpraxen schließen. „Der hausärztliche Notfalldienst ist nicht jedem bekannt“, sagt Grabert. Zudem variiere die individuelle Wartezeit auch je nach Dringlichkeit des Anliegens. Im Notfallzentrum wird nach dem Manchester-Triage-System gearbeitet, bei dem die Patienten nach der Erstaufnahme in vier Kategorien eingeordnet werden. In der obersten Kategorie kommen die Patienten ohne Wartezeit direkt zum Arzt, Anliegen der Kategorie 4 werden hinter alle dringenderen Fälle zurückgestuft. neuk

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