Fortunas „Flieger“ Raphael Wolf ist nicht abgehoben

Der 29-Jährige sprang für Torhüter Michael Rensing ein und ist inzwischen viel mehr als nur ein Stellvertreter.

Fortunas „Flieger“ Raphael Wolf ist nicht abgehoben
Foto: Christof Wolff

Raphael Wolf zählte in der 2. Fußball-Bundesliga ohne Zweifel zu den (noten-)besten Torhütern der Hinrunde. Selbst für den gebürtigen Münchner ist das eine Überraschung. Der 29-Jährige hat sicherlich nicht an seinem Können und seiner Qualität gezweifelt. Aber den langfristigen Ausfall von Michael Rensing (Rippenbruch) konnte auch er nicht vorausahnen. Die Aussichten auf Einsätze in der Liga waren für Wolf stark eingeschränkt, hatte Rensing doch die letzten beiden Spielzeiten komplett verletzungsfrei überstanden und jede Partie über die vollen 90 Minuten bestritten. Am Ende kam es jedoch anders.

„Als ich zur Fortuna wechselte, musste ich erst einmal wieder zu mir selbst finden und Form aufbauen“, sagte Wolf, der sehr vom kollegialen Miteinander an der Seite von Michael Rensing und der guten Arbeit von Torwarttrainer Claus Reitmaier profitierte. Schnell hatte er zu alter, vielleicht auch neuer Klasse gefunden und in den Testspielen bewiesen, dass der Trainerstab im Fall der Fälle auf ihn bauen könnte.

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Bereits am vierten Spieltag war es soweit. Wolf musste ins Tor, und alle waren gespannt, wie ein Torhüter agiert, der über eine sehr lange Zeit keine echte Spielpraxis mehr hatte. Der 29-Jährige ließ in Sandhausen, bei seinem Debüt weder Nervosität noch eine Unsicherheit erkennen. Und auf einen richtigen Torwartfehler oder ein selbst verschuldetes Tor warteten die Fans zum Glück bis heute vergebens. Sogar als Elfmeterkiller durften die Anhänger ihren Torwart feiern. Moritz Stoppelkamp (MSV Duisburg) scheiterte ebenso wie im weiteren Verlauf der Runde Marvin Ducksch von Holstein Kiel an Fortunas neuer Nummer 1. Wolf wurde so etwas wie ein Publikumsliebling. Das ist auch damit begründet, dass Wolf weit davon entfernt ist, Starallüren auszuleben. Er ist ein natürlicher Typ geblieben und geht offen auf alle Menschen zu. „Ich freue mich über jedes Spiel, dass ich machen darf. Mehr interessiert mich im Augenblick nicht“, sagt Wolf.

Wichtig ist aber auch, dass die Bilanz stimmt. Und das tut sie. Wolf gehört zu den Torhütern mit den meisten Spielen ohne Gegentor. Insgesamt sind es bereits fünf Begegnungen, in denen er nicht hinter sich greifen musste. Zudem haben nur Sandhausen mit 18 und Braunschweig mit 19 weniger Gegentore in den ersten 18 Spielen kassiert. Bei der Fortuna hat es im gleichen Zeitraum 20 Mal eingeschlagen. Das ist allerdings auch ein Verdienst der ganzen Mannschaft, die Wolf nicht (allzu oft) allein im Regen stehenließ.

Es wird spannend, wer in den restlichen Saisonspielen bei Fortuna im Tor stehen wird. Wolf wird seinen Platz nicht kampflos abgegeben, und Michael Rensing möchte so schnell wieder dort stehen, wo er sich für die Fortuna 100 Mal in der 2. Liga befunden hat — zwischen den Pfosten.

„Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken“, sagt Friedhelm Funkel. Der Trainer wird den richtigen Ton treffen, wenn er den Torhütern vor dem Heimspiel am 24. Januar gegen Aue seine Entscheidung mitteilen wird. Einen Kampf auf Biegen und Brechen wird es bei der Fortuna nicht geben, dazu sind beide Torhüter sportlich und fair genug eingestellt. „Mein Anspruch ist es, gut zu spielen, am Ende stellt der Trainer auf. Ich will einfach nur meine Leistung bringen“, sagt Raphael Wolf. Michael Rensing will erst einmal wieder in Form kommen. „Mir geht es gut, mehr kann ich derzeit nicht sagen“, erklärte der 33-Jährige, der in den vergangenen Wochen nur individuelles Training absolvieren konnte. Er freut sich, ab Januar nach der langwierigen Rippenverletzung wieder alles mitzumachen.

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