Silvester-Bilanz "Unfassbar viele Menschen": So lief die Silvesternacht in NRW

Köln. Nach den sexuellen Massen-Übergriffen 2015 in Köln fand NRWs Silvesternacht 2017/2018 unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt. Am Morgen ziehen die Behörden eine positive Bilanz.

 Besucher betrachten am Kölner Dom in die Lichtinstallation des Künstlers Ingo Dietzel. Die Silvesterfeierlichkeiten in der Domstadt fanden unter großen Sicherheitsvorkehrungen statt.

Besucher betrachten am Kölner Dom in die Lichtinstallation des Künstlers Ingo Dietzel. Die Silvesterfeierlichkeiten in der Domstadt fanden unter großen Sicherheitsvorkehrungen statt.

Foto: Henning Kaiser

Zwar habe man durchaus zu tun gehabt, 25 Beamte seien sogar verletzt worden. Insgesamt habe sich das Geschehen aber im Rahmen gehalten.

Die Kölner Polizei ist zu mehreren Schlägereien im ganzen Stadtgebiet ausgerückt. Neun Frauen hätten zudem angegeben, unsittlich angefasst worden zu sein, sagte ein Polizeisprecher am Montagmorgen. Hier seien drei Tatverdächtige identifiziert worden.

Silvester 2017/2018 in Düsseldorf
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Insgesamt sei die Einsatzlage in etwa vergleichbar mit der an einem normalen Wochenendtag. "Es waren unfassbar viele Menschen in der Stadt", sagte der Sprecher. Szenen wie in der berüchtigten Kölner Silvesternacht vor zwei Jahren habe es nicht gegeben. So sei es nirgendwo zu Zusammenrottungen von mehreren hundert Menschen gekommen.

Eine recht ruhige Nacht erlebte auch Wuppertal: Es habe "ein paar kleinere Rangeleien gegeben", so ein Polizeisprecher am Morgen im Gespräch mit unserer Redaktion. Insgesamt sei die Lage vergleichbar gewesen mit einem "gut besuchten Wochenende im Sommer". Gleiches gelte auch für Remscheid und Solingen.

Zwei Schwerverletzte bei Taxi-Unfall
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Zwei Schwerverletzte bei Taxi-Unfall

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Die Wuppertaler Feuerwehr rückte in der Nacht 20 Mal aus - meist zu kleineren Bränden, wie ein Feuerwehrsprecher am Morgen auf Anfrage mitteilte. Hauptsächlich seien Mülltonnen in Brand geraten - "wie das an Silvester eben so vorkommt". Bei einem Kellerbrand in der Sternstraße wurde in Elektro-Unterverteilung so beschädigt, dass in dem Mehrfamilienhaus der Strom abgeschaltet werden mußte. Für fünf Bewohner musste eine vorübergehende Notunterkunft organisiert werden.

Einen etwas größeren Einsatz gab es dann doch: In der Wesendonkstraße brannte ein Auto auf einem Stellplatz neben einem Gebäude, so die Feuerwehr.

Weniger ruhig lief die Nacht für die Feuerwehr in Krefeld: Um 5.07 Uhr rückten die Löschzüge zu einem Einsatz am Voßdyk in Inrath aus: Hier brannte eine Garage in voller Ausdehnung, so ein Sprecher. Die übrigen rund 20 Feuerwehr-Einsätze der Nacht in Krefeld seien "eher Kleinigkeiten" gewesen.

Ähnliches gibt auch die Krefelder Polizei an: Keine besonderen Vorkommnisse, hier und da eine Rangelei. Der Formulierung, Silvester sei gewesen wie "ein gut besuchter Wochenend-Tag" könne sie sich nur anschließen, so eine Polizeisprecherin im WZ-Gespräch.

Für die Polizei in Düsseldorf war die Silvesternacht angeblich sogar ruhiger als ein gut besuchter Samstagabend. Zwar habe es in der bestens besuchten Altstadt einige Schlägereien und Rangeleien gegeben, auch ein paar Taschendiebstähle seien angezeigt worden, so ein Sprecher. 23 Besucher seien in Gewahrsam genommen worden. Aber: "Da haben wir an manchem Sommerwochenende mehr", so die Information. 330 Einsätze habe es zwischen 20 und 6 Uhr gegeben. Im Vorjahr seien es zu Silvester 600 gewesen. 117. Platzverweise seien erteilt worden.

Zudem sei bis 7.30 Uhr am Morgen "kein einziger sexueller Übergriff" angezeigt worden. Das könne sich aber erfahrungsgemäß im Laufe des Tages noch ändern.

"Weitgehend eingehalten" wurde laut Polizei das Feuerwerksverbot in der Altstadt. Ein paar Besucher hätten zwar auf dem Burgplatz Kracher gezündet. Insgesamt sei's aber gut gelaufen, so die Polizei. Nebeneffekt des Verbots: In den Nebenstraßen und am Rand der Verbotszone sei mehr geböllert worden als früher, bestätigen die Beamten. Hier ist ihrer Einschätzung nach aber "das Gefährundgspotenzial nicht so hoch wie auf den großen Plätzen".

Trotz der positiven Bilanz musste im Laufe der Nacht eine Zusatz-Hundertschaft angefordert werden. Mehr als 900 Männer hat sich zu jenem Zeitpunkt auf den Weg vom Hauptbahnhof in die Altstadt gemacht.

Ein spektakulärer Unfall ereignete sich in Düsseldorf-Reisholz: Hier krachten zwei Taxis ineinander, eines schleuderte danach in eine Supermarkt-Filiale. Zwei Personen wurden schwer verletzt.

In der Düsseldorfer Innenstadt wurde am frühen Morgen ein Mann von einem Auto überfahren und lebensgefährlich verletzt. Eine wichtige Ausfallstraße musste zeitweise gesperrt werden.

140 Einsätze insgesamt meldet die Feuerwehr Mönchengladbach am Morgen bis 7 Uhr. 50 davon seien Einsätze des Rettungsdienstes gewesen - zumeist wegen Verletzungen durch Feuerwerkskörper, übermäßigen Alkoholkonsum oder Schlägereien. Zudem habe es insgesamt sieben kleinere Brände gegeben. "Am Ende waren Silvester 2017/18 weniger Einsätze zu verzeichnen als im Vorjahr", so das offizielle Statement. Ähnlicher Tenor bei der Polizei: Es wurden acht Körperverletzungen und zwei Gefährliche Körperverletzungen registriert. Ein Delinquent widersetzte sich der Polizei, und in zwei Fällen wurden Anzeigen wegen - O-Ton Polizei - "Beleidigungen auf sexueller Basis" aufgenommen.

Insgesamt seien 10 Personen wegen "Aggressionsdelikten" oder übermäßigen Alkoholkonsums in Gewahrsam genommen worden. 16 Platzverweise habe es gegeben.

Relativ ruhig und ohne "spektakuläre" Einsätze verlief der Silvesterabend für die Kreispolizeibehörde Viersen, teilt die Polizei mit. Lediglich in Kempen habe ein stark akloholisierter Mann die Nacht im Gewahrsam verbracht. In Tönisvorst wurde ein 33-jähriger Krefelder schlafend und betrunken in seine m Auto aufgefunden - nachdem er es in eine Hecke gesetzt hatte. Wobei: "Wie er mit seinem Auto in die Hecke des Firmenparkplatzes gekommen war, konnte er aufgrund seiner Alkoholisierung von knapp 2 Promille nicht erklären", schreibt die Polizei.

In Oberhausen wurden zwei Polizisten mit einer Silvesterrakete beschossen und verletzt. Die Beamten waren wegen einer Körperverletzung alarmiert worden. Als sie am Tatort eintrafen, seien sie mit der Rakete beschossen worden und hätten ein Knalltrauma erlitten, teilte die Polizei mit. Der mutmaßliche Täter wurde in Gewahrsam genommen.

In Gelsenkirchen explodierte ein Böller in der Hand eines Mannes - ihm seien zwei Finger ganz und zwei weitere teilweise abgesprengt worden.

Weil ihm die Silvesterfeier vor seinem Haus zu laut gewesen sein soll, hat ein 70-Jähriger in Recklinghausen zwei junge Männer niedergestochen. Der Senior sei am frühen Neujahrsmorgen auf die Straße gekommen und habe die jungen Leute beschimpft, die dort den Jahreswechsel feierten, teilte die Polizei mit. Schließlich habe er das Messer gezückt und auf zwei Männer eingestochen. Beide Opfer kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 70-Jährigen wegen versuchten Totschlags.

Beim Versuch, eine Massenschlägerei zu beenden, sind Polizisten in Dortmund angegriffen und bedroht worden. Die Beamten waren am Neujahrsmorgen alarmiert worden, weil in einer Gaststätte rund 15 Menschen mit Fäusten und teilweise mit Glasflaschen aufeinander losgegangen waren. Als die Beamten eintrafen, seien auch sie angegriffen worden, teilte die Polizei mit. Ein 21-Jähriger habe schließlich sogar mit einer täuschend echt aussehenden Gaswaffe auf eine Polizistin gezielt. Die Beamten holten Verstärkung und nahmen schließlich drei Männer fest.

Von 40.000 Polizisten in NRW waren nach Angaben des Innenministeriums 5700 im Einsatz. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) dankte den Einsatzkräften: "Allen Polizistinnen und Polizisten in Köln und überall im ganzen Land einen besonderen Dank für Ihren Einsatz, während andere feiern!", twitterte er.

(mit Informationen von dpa)

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