Wie sich Rettungskräfte vor Gewalt schützen können

Bei einer Schulung trainierten ehrenamtliche Helfer der Johanniter, wie sie sich im Ernstfall am besten verhalten.

Wie sich Rettungskräfte vor Gewalt schützen können
Foto: Judith Michaelis

Angriffe und Gewalt gegen Rettungskräfte kommen in letzter Zeit leider immer häufiger vor — auch in Düsseldorf. Im Rahmen einer Schulung trainierten jetzt ehrenamtliche Helfer der Johanniter-Unfall-Hilfe, wie sie sich schützen und bei Übergriffen agieren können.

Schläge, Tritte und Griffe à la Schwitzkasten erlernen die Männer und Frauen in der Turnhalle der Thomas-Schulean der Blumenthalstraße aber nicht. In einer Übungseinheit vermittelt Karl Heinz Bergers, der seit vielen Jahren gemeinsam mit der Sakura Dojo der Betriebssportgemeinschaft der Stadt das Training leitet, den Teilnehmern, was diese tun können, damit ein Konflikt nicht eskaliert. Bei Rollenspielen schlüpfen die Helfer auch in die Rolle des Unruhestifters.

Gerade geht es um „Deeskalation und Eigensicherung“. Der Arbeitsauftrag lautet: Einen Pöbler von der Einsatzstelle wegbekommen. Oft bleibt in der Realität die Aufforderung der Rettungskräfte („Kommen Sie mal bitte mit“) wirkungslos. Dann greifen andere Maßnahmen. Bergers erklärt: „Wenn ich merke, dass ich ihn verbal nicht kontrollieren kann, dann muss ich ihn auf andere Weise vom Ort der Einsatzstelle weg bekommen.“ Hierfür üben die Helfer den „Streckhebel“, bei dem die gestreckten Arme des Angreifers entgegen der normalen Bewegungsrichtung gedrückt werden. Bergers: „Ich könnte den Teilnehmern natürlich Tritte beibringen, aber eine klassische Selbstverteidigung wäre nicht zielführend. Mir geht es darum, Techniken für einem kontrollierten Umgang einzuüben. Das lässt die Helfer entspannter an künftige Einsätze herantreten.“

„Was mache ich, wenn mir hinten einer am Rucksack zieht?“ fragt ein Teilnehmer. Bergers, der selber lange als Helfer eingesetzt war und nun beim Ordnungsamt im Gesundheitsbereich Aufsicht tätig ist, rät: „Den Rucksack vorne tragen, so dient er auch als Schutz.“ Norman Hofmann von der Johanniter-Unfall-Hilfe berichtet: „Zu aggressivem Verhalten kommt es oft, wenn Alkohol und Drogen ins Spiel kommen oder eine psychische Erkrankung vorliegt.“ So wurde etwa vor einigen Monaten ein Ersthelfer derart heftig angegriffen, dass er Rippenbrüche davon trug. Ein anderer Rettungshelfer erlitt ein Knalltrauma, als jemand Böller neben ihm zündete. Ein Helfer, der seit 13 Jahren „dabei’“ ist, erzählt: „Mich hat mal einer im Rettungswagen plötzlich gewürgt, er hatte sich hinten einfach losgeschnallt“. Zum Glück bekamen er und sein Kollege die brenzlige Situation schnell in den Griff.

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