Was Lothar Matthäus an Borussia Mönchengladbach kritisiert

Im Gespräch mit Journalisten in Düsseldorf sprach Rekordnationalspieler Lothar Matthäus auch über seinen Ex-Verein Gladbach. Neben einigen Spielern kritisierte der 56-Jährige auch die niedrige Erwartungshaltung des Vereins.

 Laut Lothar Matthäus muss in Gladbach eine andere Erwartungshaltung kommuniziert werden.

Laut Lothar Matthäus muss in Gladbach eine andere Erwartungshaltung kommuniziert werden.

Foto: Marius Becker, Arne Dedert

Mönchengladbach. Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus sieht seinen ehemaligen Verein Borussia Mönchengladbach derzeit unter Wert spielen in der Fußball-Bundesliga. „Eigentlich geht Gladbach ausgeruht in das Spitzenspiel gegen belastete Dortmunder. Trotzdem spricht derzeit viel gegen Gladbach“, sagte Matthäus im Rahmes eines Sky Pressegesprächs in Düsseldorf vor Journalisten. „Die Mannschaft hat nach der Winterpause keinen Rhythmus gefunden und hat vier von fünf Spielen verloren, darunter gegen Köln und Stuttgart.“ Als Champions-League-Anwärter, der Gladbach eigentlich sein müsse, würden diese Punkte am Ende fehlen. Selten sei es nämlich so einfach, in der Champions League dabei zu sein.

„In Deutschland brauchst du im Schnitt 1,6 Punkte aus jedem Bundesliga-Spiel. Der Wert ist in anderen Ligen deutlich höher.“ Gladbach fehle allerdings die Top-Qualität. Die Mannschaft sei spielerisch ganz gut und im „Großen und Ganzen in Ordnung“, aber eben nicht überragend. „Die überragenden Spieler spielen woanders, weil dort mehr Geld fließt.“ Spieler wie Christoph Kramer, Matthias Ginter oder Jannik Vestergaard seien viel zu ruhig, kritisierte Matthäus. „Wo sind die bei Gladbach, die auf hohem Niveau ein Zeichen setzen, das Blatt zu wenden? Man braucht Leader, wenn man kontinuierlich Spiele gewinnen will.“ Kramer zum Beispiel sei ein netter und fleißiger Mannschaftsspieler, aber man müsse eben „auch mal ein Drecksack sein, der die Mannschaft mitnimmt“.

Bei Borussia Mönchengladbach müsse eine andere Erwartungshaltung kommuniziert werden. „Ich habe mir immer sehr hohe Ziele gesetzt, um sie auch erreichen zu können. Mindestens intern muss das klar angesprochen werden, der Anspruch muss einfach höher sein“, forderte Matthäus. In Gladbach sei man zu schnell zufrieden. „Man muss den Spielern zeigen: Wir glauben an Euch!“ Die Fohlen müssten mindestens europäisch spielen und mit Schalke und Leverkusen um die Champions-League-Plätze ringen.

Auch verfolgt Matthäus, der in Budapest lebt, die derzeit „beginnende Diskussionen über den Trainer Dieter Hecking“. Der sei aber erfahren genug, um das Steuer zu wenden. „Er sollte wissen, was er zu tun hat. Ich traue es ihm zu“, so Matthäus. „Es gibt jetzt die Diskussion, dass Hecking immer nur ein System spielt. Das stimmt: 368 Spiele hat er mit Viererkette gespielt. Aber er hat im Januar beim 0:2 in Frankfurt mit der Dreierkette auch schon etwas anderes probiert und ist damit auf die Schnauze gefallen. Und er hat das zuvor auch in Aachen schon mal probiert. Aber das war noch in der 2. Liga“

Gladbach sei „immer noch meine Liebe. Ich bin eben Gladbach-Fan und Bayern-Sympathisant“, sagte Matthäus in Düsseldorf. Deshalb tue es ihm auch weh, was er aus Gladbach höre: Wenn die Fans pfeifen oder die Mannschaft gegen Leipzig erst spät angefeuert hätten: „Zu meiner Zeit waren Fans und Mannschaft immer eine Einheit, deswegen wundert mich das wirklich. Und das muss auch in Gladbach wieder so sein. Gerade jetzt gegen Dortmund, wo die Chance wieder da ist, ganz vorne dabei zu sein.“

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