Empörung über mutmaßlich antisemitisch motivierten Mord an 85-jähriger Jüdin

Paris. Der mutmaßlich antisemitisch motivierte Mord an einer 85-jährigen Jüdin hat in Frankreich für Empörung gesorgt. Die Pariser Staatsanwaltschaft beantragte am Montag Untersuchungshaft für zwei festgenommene Verdächtige, wie aus Justizkreisen verlautete.

Symbolbild

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Foto: Ian Langsdon

Die Verdächtigten sollten noch am Montag einem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Frau wegen ihres jüdischen Glaubens Opfer der Gewalttat wurde.

Die von Messerstichen übersäte und teilweise verbrannte Leiche der Frau war am Freitag in ihrer Pariser Sozialwohnung gefunden worden. Eine Nachbarin hatte die Feuerwehr wegen eines Brandes gerufen. Später stellte sich heraus, dass an mehreren Stellen in der Wohnung Feuer gelegt worden war. Am Wochenende wurden zwei Verdächtige festgenommen, unter ihnen ein Nachbar der greisen Dame.

Vertreter der jüdischen Gemeinde reagierten schockiert. Großrabbiner Haim Korsia sprach auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter vom "Horror des Verbrechens" und der "Gewalt der Peiniger". Der jüdische Dachverband Crif forderte von den Behörden "vollständige Transparenz" bei den Ermittlungen und rief für Mittwoch zu einem Gedenkmarsch auf.

Außenminister Jean-Yves Le Drian sagte am Montag bei einem Besuch in Jerusalem, ein judenfeindliches Motiv erscheine "plausibel". Das zeige, wie wichtig der Kampf gegen den Antisemitismus sei. Bestärkt wurde die Empörung durch die Tatsache, dass sich der Mord rund ein Jahr nach der Ermordung einer 65-jährigen orthodoxen Jüdin in Paris zutrug. Erst kürzlich wurde die Bluttat als mutmaßlich judenfeindlich motiviert eingestuft.

Die am Freitag getötete 85-Jährige war nach Angaben ihres Sohnes 1942 nur knapp der Deportation entkommen. Sie war kurz vor einer Großrazzia gegen Juden in Paris nach Portugal geflohen. fs/cp AFP

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