Renaissance des Fado Unterwegs in der ESC-Stadt Lissabon

Lissabon (dpa/tmn) - Im Kellergewölbe des alten „Clube de Fado“ wird das Licht gedimmt. Mario Pacheco gibt mit seiner portugiesischen Gitarre die ersten Moll-Akkorde vor. Die Sängerin Cuca Roseta hat die Augen geschlossen.

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Ihre Stimme durchbricht mit einer so gewaltigen Stärke die Stille, dass selbst die zahlreichen ausländischen Touristen ohne Portugiesisch-Kenntnisse sofort verstehen, worum es beim Fado geht: Sehnsucht, Wehmut, Liebe, Schmerz.

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Ein Fado-Konzert ist ein Erlebnis und eine Chance, tief in die portugiesische Seele zu schauen. Lissabon ist 2018 die Stadt des Eurovision Song Contest - vor allem aber ist es die Metropole des Fado. „Wer keinen Fado gehört hat, hat Lissabon nicht kennengelernt“, sagt Pacheco, dessen „Clube de Fado“ zusammen mit „A Baiuca“, „Casa de Linhares“, „Senhor Vinho“ und „Mesa de Frades“ zu den angesagten Adressen im hügeligen Altstadtviertel Alfama gehört.

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Heute begeistern sich auch wieder viele Portugiesen für ihre melancholisch-nostalgische Traditionsmusik, nicht nur die Touristen. „So populär wie heute war der Fado schon lange nicht mehr“, versichert Pacheco, einer der bekanntesten Fado-Gitarristen des Landes. „Dank einer neuen Generation von Künstlern erlebt der Fado derzeit eine regelrechte Renaissance.“ Pacheco spricht von Künstlern wie Carminho, Mariza, Ana Moura, Ana Sofia Varela - und Cuca Roseta.

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Unter den Jugendlichen galt Fado lange als altmodisch. Doch das hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Joana Almeida ist dafür der beste Beweis. Sie ist 20 Jahre alt. Vor drei Jahren entdeckte sie ihre Liebe zum Fado. „Es sind vor allem die sehr intimen, tiefgehenden Texte, die mich für den Fado begeistert haben. Fado ist gesungene Poesie. Da wurde mir der internationale Pop-Rock-Mainstream irgendwann einfach zu langweilig“, sagt Almeida.

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Es war das ehemalige Maurerviertel Mouraria, in dem der Fado Anfang des 19. Jahrhundertes geboren wurde. „Fado bedeutet Schicksal und wurde vor allem in anrüchigen Kneipen von den Prostituierten gesungen“, sagt Sara Pereira, Direktorin des Fado-Museums in Alfama.

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Wie im Klub „Maria da Mouraria“ treffen sich auch in den zahlreichen Fado-Bars im Bairro Alto spät in der Nacht junge Portugiesen zu Konzerten. Mal wird klassisch-traditioneller Fado gespielt, mal ganz moderner. Es gibt sogar Fusion-Varianten mit Jazz oder Elektro-Musik.

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Das vielleicht bekannteste Beispiel für solche Genremischungen ist der portugiesische Musiker Salvador Sobral, der im vergangenen Jahr mit seinem „Amar pelos dois“ den Eurovision Song Contest in Kiew gewann. So verwandelt sich seine Heimatstadt Lissabon nun vom 8. bis 13. Mai 2018 in Europas Musikhauptstadt.

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Wer durch Lissabons Ausgehviertel wie das Bairro Alto oder Mouraria zieht, kann die facettenreiche und lebendige Musikszene in den vielen Bars genießen. Im Sommer zeigt sich Lissabon mit einer Vielzahl von Festivals und großen Open-Air-Konzerten besonders musikalisch. Das Out Jazz Festival bietet von Mai bis September kostenlose Jazzkonzerte in den schönsten Parks der Stadt.

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