Korken drauf: Düsseldorfer Band "Kraftwerk" lässt Wein verbieten

Ein Winzer in Friesenheim nannte seinen Wein "Kraftwerk" und bekam Post vom Band-Management. Dabei kannte er die Düsseldorfer Musikgruppe überhaupt nicht. Er taufte den Wein nun um.

Korken drauf: Düsseldorfer Band "Kraftwerk" lässt Wein verbieten
Foto: Weingut Lorenz

Düsseldorf. Ihren Namen haben sich Kraftwerk schützen lassen. Und die Band reagiert konsequent, wenn sie ihr Urheberrecht durchsetzt. Zuletzt musste sich eine Unterbilker Kneipe in „K“ umbenennen, weil die Elektro-Popper ihre Anwälte in Marsch setzten. Jüngstes Opfer ist ein Biowinzer aus Friesenheim in der Nähe von Mainz. Johannes Lorenz hatte einen besonders guten Tropfen „Kraftwerk“ getauft. Kurios: Der 35-Jährige kannte die Band gar nicht. Inzwischen hat er das Etikett des vollmundigen Portugiesers ausgetauscht. Der wird jetzt als „Zensiert“ verkauft.

Lorenz ist ein moderner Winzer. Als er vor zwölf Jahren in den Familienbetrieb mit 250-jähriger Tradition einstieg, veränderte er gleich eine Menge. Es wurde auf Bio-Wein umgestellt und er gab den edlen Tropfen fantasievolle Namen. „Urschrei“ nannte Lorenz seinen ersten Rotwein.

Auf den Namen „Kraftwerk“ kam der 35-Jährige, als er einen sehr alten Portugieser-Weinberg betrachtete. Weil das Wasser in dem steinigen Boden sehr schnell versickert, müssen die Trauben sehr robust sein und „hocheffizient“ arbeiten. Lorenz: „Wie ein kleines Kraftwerk eben.“

Mehr als ein Jahr hatte der Winzer den Wein schon im Sortiment, als ein Brief aus Düsseldorf im Postkasten lag. Absender war das Management von Kraftwerk. In sehr bestimmtem Ton wurde darauf hingewiesen, dass der Bandname markenrechtlich geschützt ist und er seinen Wein umbenennen möge. Lorenz: „Ich musste erstmal nachgucken, wer Kraftwerk überhaupt ist. Ich bin mit anderer Musik aufgewachsen. Die Mädels haben immer die Backstreet Boys oder Take That gehört.“

Er konnte auch zunächst nicht einsehen, was denn Elektropop mit Wein zu tun hat. Doch das Band-Management wollte sich auf keine Diskussion einlassen und schickte Briefe in noch schärferem Ton. Möglicherweise hätte die Band diesmal vor Gericht sogar den Kürzeren gezogen. Denn in dem Fall war eine Namensgleichheit nachweislich nicht beabsichtigt. Doch auf einen Prozess gegen die Band mit ihren Top-Anwälten wollte sich Lorenz dann doch nicht einlassen.

Den Portugieser verkauft er immer noch. Mit einem neuen Etikett. „Zensiert“ steht jetzt auf den Flaschen.: „Der aktuelle Jahrgang 2013 ist weiter sehr beliebt.“ Fan des Elektropops dürfte der Winzer aber nicht mehr werden.

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