Wuppertal Wuppertal: Mann springt mit Kind (5) vor Zug

Wuppertal. Ein 23-Jähriger hat am Donnerstag gegen 18 Uhr am Wuppertaler Hauptbahnhof versucht, sich selbst und ein Kind zu töten. Der Gelsenkirchener packte sich nach Angaben der Polizei unvermittelt den fünfjährigen Jungen einer Wuppertaler Familie und sprang ins Gleisbett.

Der Hauptbahnhof in Wuppertal. Archivbild.

Der Hauptbahnhof in Wuppertal. Archivbild.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Die Eltern des Kindes standen mit dem Fünfjährigen und ihren beiden anderen Kindern im Alter von einem und drei Jahren am Bahnhof, als sich der Täter näherte und den Fünfjährigen griff. Der 23-Jährige ging der einfahrenden Lok sogar noch entgegen, bevor er sich mit dem fünfjährigen Jungen zwischen die Schienen legte. Der Lokführer der aus Haltern kommenden S9 leitete sofort eine Notbremsung ein. Trotzdem überrollte sie der Zug, wobei sich der Junge lediglich leicht verletzte, da beide Personen längs zwischen den Schienen lagen. Äußerlich trägt er nur ein paar Schürfwunden davon.

Als auch sein unverletzter Peiniger unter dem Zug auftaucht, wird er sofort von herbeieilenden Passanten gepackt, festgehalten und der Polizei übergeben. Es handelt sich um einen 23-jährigen Inder, der seit vielen Jahren in Gelsenkirchen lebt und der Polizei bereits wegen kleinerer Delikte bekannt ist.

„Das waren Aggressionsdelikte und Schwarzfahren“, sagt Staatsanwalt Hauke Pahre. Nun wird wegen versuchten Mordes gegen den 23-Jährigen ermittelt. Der Staatsanwalt wirft ihm Heimtücke vor. Die Familie des Fünfjährigen und der Verdächtige kennen sich nicht, sind sich laut Ermittlern vermutlich nie zuvor begegnet.

Der Fünfjährige ist das älteste von drei Kindern der betroffenen Familie: Seine ein und drei Jahre alten Geschwister sind ebenfalls mit den Eltern auf dem Bahnsteig und erleben den Horror mit. Die Familie wird danach von Seelsorgern betreut. Auch der Lokführer ist von dem Geschehen mitgenommen: „Er ist heute krank und wird psychologisch betreut“, sagt ein Bahnsprecher am Freitag.

Unklar bleibt das Motiv des Verdächtigen. In der Polizeivernehmung schweigt er. Ein Psychiater wird hinzugezogen. Ihm berichtet der 23-Jährige, dass er schon seit einer Weile Stimmen hört. Der Facharzt attestiert dem Verdächtigen eine schizophrene Psychose. Daraufhin beantragt die Staatsanwaltschaft die Unterbringung in einer geschlossenen Psychiatrie.

Wie am Freitag zudem bekannt wird, hatte das Amtsgericht Gelsenkirchen den psychisch auffälligen Mann bereits unter Betreuung gestellt.

Das Drama an Gleis 5 hatte auch erhebliche Auswirkungen auf den Bahnverkehr und viele Reisende: Der Wuppertaler Hauptbahnhof wird nach dem Vorfall für alle Züge für eine knappe Stunde voll gesperrt und bleibt zum Abschluss der Spurensicherung um 21.14 Uhr drei Stunden teilweise gesperrt. Rund 40 Züge waren nach Angaben eines Bahnsprechers betroffen. Sie Verbindungen fielen ganz oder teilweise aus, Fernzüge seien umgeleitet worden. Es kam zu Verspätungen. Daniel Neukirchen/red/dpa

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