Diskussion Das Kreuz als bayerisches Kultursymbol - und die Kritik daran

Die Landesregierung beschließt die Anbringung von Kreuzen in allen Dienstgebäuden des Freistaats. Ein Pfarrer kritisiert CSU-Ministerpräsident Markus Söder dafür scharf.

Diskussion: Das Kreuz als bayerisches Kultursymbol - und die Kritik daran
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Düsseldorf. „Im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes im Freistaat ist als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns deutlich wahrnehmbar ein Kreuz als sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland anzubringen.“ So steht es im „Bericht aus der Kabinettssitzung“ der bayerischen Staatskanzlei vom Dienstag. Gleich im Anschluss schritt CSU-Ministerpräsident Markus Söder zur Tat und hängte demonstrativ ein Kreuz im Eingangsbereich der Staatskanzlei auf.

„Das Kreuz ist nicht ein Zeichen einer Religion“, kommentierte er den Beschluss. Es aufzuhängen, sei daher auch kein Verstoß gegen das Neutralitätsgebot. Ausgerechnet das Kreuz in der Staatskanzlei ist nun allerdings ein Geschenk des früheren Münchner Kardinals Friedrich Wetter und wurde von diesem auch geweiht.

Die zur Umsetzung des Kabinettsbeschlusses notwendige Änderung der allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaats Bayern übernimmt jetzt das bayerische Innenministerium. Zum 1. Juni soll die Verpflichtung gelten, wenn auch nur für die Ämter des Freistaats.

Über Behörden der Kommunen und des Bundes hat die Landesregierung keine Verfügungsgewalt. Allerdings heißt es aus der Staatskanzlei: „Gemeinden, Landkreisen und Bezirken wird empfohlen, entsprechend zu verfahren.“ Bisher schrieb die Landesregierung Kreuze nur für die Klassenzimmer der bayerischen Grund- und Mittelschulen sowie die Gerichtssäle vor. Kreuze hängen zwar auch in manchen anderen bayerischen Behörden, dort aber bisher in Eigenregie.

Die Kirchen reagierten verhalten positiv. „Wir begrüßen es, wenn christlich geprägte Grundwerte unseres Gemeinwesens, insbesondere Menschenwürde, Nächstenliebe, Toleranz und Solidarität, wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken“, erklärte Prälat Lorenz Wolf, Leiter des Katholischen Büros Bayern, das die Bistümer gegenüber dem Freistaat vertritt. Das Anbringen von Kreuzen umfasse aber mehr als einen rein symbolischen Akt, „der nur eine christlich-abendländische Kultur aus der Vergangenheit zum Ausdruck bringt“. Das Kreuz könne Anstoß für eine gesellschaftliche Wertedebatte sein.

Ähnlich äußerte sich der Münchner Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm: „Ich freue mich, wenn auch in der Öffentlichkeit Kreuze sichtbar sind. Religion lässt sich nicht in die Privatsphäre verbannen.“ Allerdings seien sie auch eine Art öffentlicher Selbstverpflichtung auf das, was den Inhalt des Kreuzes ausmache: „Humanität, Nächstenliebe, Menschenwürde.“ Gerade das Kreuz mache es notwendig, die Politik kritisch zu hinterfragen. „Wir als Christen und wir als Kirchen werden natürlich immer wieder darauf hinweisen, dass das Kreuz zuallererst ein religiöses Symbol ist.“

Schärfer reagierte der katholische Hochschulpfarrer Burkhard Hose aus Würzburg. Auf Facebook schrieb er an Söder: „Viele empfinden es zunehmend als eine Provokation und als Heuchelei, wie Sie über das Christentum öffentlich reden. In unserer Wahrnehmung wird das Christentum von Ihnen dazu missbraucht, um die Ausgrenzung von Menschen anderen Glaubens zu betreiben.“

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