Stern-Ausstellung: Experten geben Stadt einen Korb

Die Stadt Düsseldorf verschwieg zunächst die Absage — und hofft sie nun mit „klärenden Gesprächen“ rückgängig zu machen.

Düsseldorf. Kurz nachdem die Stadt am Donnerstag erste Details zu den Plänen für Ausstellung und Symposium zum jüdischen Kunsthändler Max Stern (1904-1987) bekannt gegeben hatte, kommt nun raus, dass entscheidende Experten bereits ihre Teilnahme abgesagt haben. Das hatte die Stadtspitze zunächst verschwiegen, jetzt aber auf Nachfrage bestätigt. Auch unserer Redaktion liegen entsprechende Informationen vor.

Die Stern-Spezialisten Catherine MacKenzie und Philip Dombowsky hatten die ursprünglich geplante Ausstellung mit vorbereitet, die die Stadt dann kurzfristig auch wegen angeblicher Einseitigkeit mit Blick auf Raubkunst-Streitfälle abgesagt hatte. Das brachte der Stadt international viel Kritik ein, weshalb es zur Absage von der Absage kam und zudem ein Symposium angekündigt wurde. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe hatte unserer Redaktion noch Ende Januar gesagt, dass die Teilnahme der beiden Stern-Experten eine „Grundvoraussetzung“ für die Planung sei. Nun will die Stadt das Vorhaben auch „unabhängig von einer Beteiligung der beiden kanadischen Fachreferenten weiter verfolgen“. Lohe hofft allerdings, dass sie „durch klärende Gespräche — gegebenenfalls in Kanada — für das Symposium und die Ausstellung gewonnen werden können“.

Nur ein solcher Gang nach Canossa könne laut Forscher Willi Korte, der für das Stern-Projekt arbeitet, noch etwas retten, so sauer sei man in Kanada. Und er ist überzeugt, dass Ausstellung und Symposium ohne kanadische Beteiligung keinen Sinn ergeben, wie er auf Anfrage unserer Redaktion sagt.

Wie sehr das Vertrauen in die Kulturpolitik der Stadt gelitten hat, zeigt auch, dass das Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München die Einladung ausschlug, im wissenschaftlichen Beirat zu sitzen. Begründung: Man will es sich nicht mit den kanadischen Experten verscherzen.

Zum Hintergrund: Max Stern hatte eine Kunsthandlung an der Königsallee, musste vor den Nazis fliehen und verlor so seine Sammlung. Das von den Stern-Erben eingerichtete Max Stern Art Restitution Project in Montreal versucht, die Eigentumsverhältnisse wieder herzustellen.

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