Analyse Fortuna Düsseldorf benötigt sechs Neue, die sofort helfen

Der künftige Erstligist wird in den kommenden Wochen seinen Kader renovieren. An vielen Stellen ist ein Umbau nötig - eine Analyse.

 So schön kann Fußball sein: die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf und ihre Fans nach dem entscheidenden Spiel.

So schön kann Fußball sein: die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf und ihre Fans nach dem entscheidenden Spiel.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Der schönste Kater nach dem Aufstieg ist gewichen, Spiele gegen Holstein Kiel in ausverkaufter Arena und der Abschluss in Nürnberg mit dem vermeintlichen Finale um die Zweitliga-Meisterschaft stehen noch aus. Noch-Zweitligist Fortuna Düsseldorf bereitet sich aber schon seit Wochen auf das Abenteuer Fußball-Bundesliga vor.

Die Voraussetzungen sind wohlklingend: Die Zuschauereinnahmen werden von rund sechs Millionen auf etwa 11 Millionen Euro steigen, noch gewaltiger ist der Sprung bei den Einnahmen aus dem Topf, in den die TV-Rechteinhaber einzahlen: Der Anteil wird von 9 Millionen auf knapp über 30 Millionen Euro anwachsen. Dazu gesellen sich höhere Sponsorenzahlungen, weil die Partner in der ersten Liga mehr bezahlen (müssen) als im Unterhaus.

Fortuna-Aufstiegsfeier in der Kabine
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Damit wird ein neuer Kader gebastelt, der in der ersten Liga eine ernsthafte Chance haben soll. Bis zu sechs neue Spieler, die Stammkräfte werden können, sollen kommen. Abgesehen von der Torwartposition, wo man mit Raphael Wolf (Vertrag bis 2021 verlängert) und Michael Rensing (bis 2019) gut aufgestellt ist, herrscht überall Verbesserungsbedarf.

Zumal der Kader substanziell erst einmal verliert: Es drohen, alle Leihspieler zu gehen: Die Japaner Genki Haraguchi (Hertha BSC) und Takashi Usami (FC Augsburg) haben mit sehenswerten Leistungen aufhorchen lassen und spielen auch noch bei der WM in Russland vor. Trotzdem ist möglich, dass sie bleiben. Aber: Vor allem der zuletzt so wichtige Haraguchi hat vor der Ausleihe den Vertrag in Berlin bis 2019 verlängert. Nach der WM hat Hertha also alle Zügel in der Hand.

Auch Flügelspieler Jean Zimmer will Fortuna halten, der 24-Jährige ist vom VfB Stuttgart ausgeliehen, Verhandlungen laufen. Kleines Manko: Der gebürtige Kaiserslauterer brachte zum Ende der Saison nicht mehr die zuvor gelieferte Leistung und verlor seinen Stammplatz.

Auf den Außenverteidigerpositionen gibt es erhöhten Bedarf auf der rechten Seite, auch weil viele Experten dem vor vier Jahren aus Sandhausen gekommenen Julian Schauerte die Bundesliga nicht zutrauen. Dessen Vertrag läuft aus, möglich, dass er nicht verlängert wird. Ob der erst kürzlich verpflichtete Senegalese Jean Ndecky (21, Vertrag bis 2021) den Anforderungen sofort genügt, darf bezweifelt werden.

Fortuna steigt nach Sieg gegen Dresden auf
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Lukas Schmitz, der zuletzt nur noch selten berücksichtiget wurde, dürfte kaum mehr einen neuen Vertrag erhalten. Ein Backup für Außenverteidiger Niko Gießelmann ist so nötig wie ein weiterer starker Innenverteidiger, an dem auch Eigengewächs Robin Bormuth weiter wachsen kann: Zumal nicht ganz klar ist, was mit Kaan Ayhan wird. Der Leistungsträger hat zwar einen bis 2019 laufenden Vertrag. „Noch ist aber das letzte Wort nicht gesprochen“, sagte Ayhan selbst, um den sich mancher Erstligist bemüht. André Hoffmann gilt als weiter gesetzt.

Im Mittelfeld gehen Oliver Fink und Adam Bodzek wohl in ihr letztes Jahr, auf beide aber will Funkel in der ersten Liga setzen, weil sie Ansprechpartner und echte Bindungskräfte im Team sind. Allerdings: Auf der Sechserposition einen jungen Mann neben Marcel Sobottka, dem die erste Liga vorbehaltlos zuzutrauen ist, aufzubauen wäre wichtig.

Und: Einen spielerisch starken Mittelfeldspieler zu finden, der eine ähnliche Rolle wie einst der heutige Hoffenheimer Kerem Demirbay ausfüllen könnte, wird die Hauptaufgabe der Scouts sein. Denn der ausgeliehene Florian Neuhaus steht den Düsseldorfern nicht mehr zur Verfügung, er wird ganz sicher zurück nach Gladbach gehen und dort Teil des engeren Kaders werden.

Falls Usami und Haraguchi gehalten werden können, wird im Sturm ein adäquater Partner für Rouwen Hennings gesucht. Denn auf eine Leistungssteigerung von Havard Nielsen und Emir Kujovic, die beide noch einen laufenden Vertrag haben, aber schon in der 2. Liga kaum zu Spielanteilen gekommen sind, wird Trainer Friedhelm Funkel nicht rechnen können.

Dafür ist das Niveau in der Beletage auch einfach zu gewaltig: Zu allzu viel Torchancen wird Düsseldorf kaum mehr kommen, jetzt braucht es einen, der nicht viele Chancen für Tore benötigt — eine teure Qualität. Fest steht: Alle Spieler, die neu kommen, müssen in der Bundesliga sofort helfen.

Ob die bislang verliehenen Marlon Ritter (mit großartiger Entwicklung in Paderborn) und Emmanuel Iyoha (kommt vom VfL Osnabrück zurück) in der Bundesliga eine Rolle spielen können, muss sich zeigen.

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