Radfahren Neun Dinge, die Düsseldorf von Kopenhagen über das Radfahren lernen kann

Der dänische Experte Andreas Røhl gab bei Fahrradkongress in Düsseldorf Tipps aus der fahrradfreundlichsten Stadt der Welt.

Radfahren: Neun Dinge, die Düsseldorf von Kopenhagen über das Radfahren lernen kann
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Kopenhagen gilt als die fahrradfreundlichsten Stadt der Welt. Bessere Tipps als welche aus der dänischen Stadt hätte sich Düsseldorf bei seinem ersten Fahrradkongress in der Turbinenhalle der Stadtwerke also wahrscheinlich kaum holen können. Vor rund 350 Teilnehmern verriet Andreas Røhl von Gehl Architects, der bis 2015 Direktor des Radverkehrsprogramms der Stadt Kopenhagen war, wie das Miteinander auf den Straßen dort funktioniert und wieso Radfahrer sich dort so wohl fühlen:

1. Es geht um den Menschen Stadtplanung sollte nicht in erster Linie von Gebäuden und Verkehr ausgehen, sagt Andreas Røhl. Denn dann geht oft das, was dazwischen ist, verloren oder gerät zumindest in den Hintergrund: nämlich die Menschen, die in einer Stadt leben. Und um die geht es schließlich. Die sollen sich wohlfühlen. Es sind oft die Städte, in denen Menschen gern raus gehen und unterwegs sind - zu Fuß oder mit dem Rad, die auch die beliebtesten sind.

2. Radfahren ist normal In Kopenhagen wird das Fahrrad als reguläres Fortbewegungsmittel angesehen. Ganz normal, wie auch das Auto oder die Bahn. Und genau deshalb bekommen Radfahrer auch ganz selbstverständlich ihre Spur auf der Straße, ihren Platz zum Fortbewegen. Radwege sind in Kopenhagen Standard und fast überall zu finden.

3. Ziele müssen erreichbar sein Radfahrer sind nicht anders als andere Leute, sie wollen die gleichen Ziele erreichen. Oft liegen Geschäfte, Restaurants und andere Ziele in den Zentren der Stadt. Dort müssen sie mit dem Rad gut erreichbar sein. Übrigens ist es für eine fahrradfreundliche Stadt gut, dass interessante Ziele zentral liegen, sagt Andreas Røhl. Denn Radfahren macht mehr Spaß, wenn man keine 30 Kilometer bis zum nächsten Geschäft oder Restaurant zurücklegen muss.

4. Fahrräder nicht isoliert betrachten Der Radverkehr ist Teil eines Gesamtkonzeptes, und genau so sollte er auch betrachtet werden. Stadtplaner sollten also Fußgänger, Autos und den öffentlichen Nahverkehr, aber auch Spielplätze und andere Dinge genauso im Blick haben, um eine Stadt zum Wohlfühlen zu schaffen.

5. Mit Entwicklern arbeiten Bei Planungen sollten Fachleute immer mit ins Boot genommen werden. Denn vieles ist günstiger, wenn es von Anfang an richtig gestaltet wird, als wenn es später ausgebessert oder komplett überarbeitet werden muss.

6. Kleine Kniffe, große Hilfe In Kopenhagen haben alle Taxis eine Halterung, an der Fahrräder angebracht werden können. Falls einen unterwegs also der Regen überrascht oder die Kraft verlässt, kann man sein Fahrrad immer mit dem Taxi transportieren lassen. Müllfahrzeuge sind so konzipiert, dass der Fahrer und sein Kollege Radfahrer leichter sehen können.

7. Wertschätzung ist wichtig Eine große Straße ohne Radweg oder ein „Supercycle Highway“ - das macht schon einen großen Unterschied. In der Qualität des Radfahrens einerseits, aber auch in der Wertschätzung, die der Radfahrer erfährt. Einen eigenen Highway zu haben, für den die Stadt investiert hat, gibt ein gutes Gefühl. Apropos Wertschätzung: In Kopenhagen werden an Wintertagen Radwege vor Straßen geräumt.

8. Gute Kampagnen Um vielen Menschen das Radfahren schmackhaft zu machen, sind gute Kampagnen wichtig. Initiativen, die nicht auf „edle Motive“ setzen, sondern deutlich machen, wie praktisch das Radfahren ist. Und wie gesund. Und wie viel Spaß es auch noch machen kann. Und wichtiger, als mit Leuten zu reden, die gern radeln, ist dann das Gespräch mit denen, die das Rad lieber stehen lassen.

9. Radfahrer müssen sich sicher fühlen Schönes Wetter, Lust auf Bewegung, aber was nützt das, wenn man auf dem Fahrrad Angst um sein Leben hat (man denke nur an die Hauptstraßen in Düsseldorf)? Es ist wichtig, eine Infrastruktur zu schaffen, die Radfahrern Sicherheit vermittelt.

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