Miet-Horror: Polizei räumt Häuser an Gladbacher Straße

43 Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen — offiziell wegen Mängeln am Brandschutz. Hinter dem Einsatz steckt aber ein Verfahren wegen Steuerbetrugs.

 Mitarbeiter des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen haben am Vormittag mehrere Kisten aus den Gebäuden gebracht.

Mitarbeiter des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen haben am Vormittag mehrere Kisten aus den Gebäuden gebracht.

Foto: samla.de

Krefeld. Es ist 6.35 Uhr, als die Beamten an die Haustüren klopfen. Die Bewohner der drei Mehrfamilienhäuser an der Gladbacher Straße wissen gar nicht, wie ihnen geschieht. Sie werden aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen. 43 Menschen — darunter 15 Kinder — müssen sich auf unbestimmte Zeit eine neue Bleibe suchen. Insgesamt können nach Polizeiangaben zwölf Wohnungen vorerst nicht mehr genutzt werden.

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Der Grund: In den drei Gebäuden seien von Mitarbeitern der Bauaufsicht „erhebliche Mängel“ beim Brandschutz festgestellt worden. So sollen sich im Erdgeschoss der Häuser große Mengen an Sperrmüll befinden, die, wenn sie Feuer fangen, die drei Gebäude schnell in Vollbrand setzen könnten. Die Wohnungen befinden sich ansonsten nach WZ-Informationen in einem normalen Zustand.

Räumung in Krefeld: Zahlreiche Menschen müssen Häuser verlassen
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Neben der Sicherheit der Bewohner soll der Einsatz noch einen anderen Hintergrund haben. So bringen Mitarbeiter des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen am Vormittag mehrere Kisten aus den Gebäuden. Der Inhalt? „Beweismaterial im Rahmen eines staatsanwaltlichen Verfahrens“, sagt ein Polizeisprecher. Nach Informationen unserer Zeitung soll es sich um Steuerbetrug handeln.

Denn die Eigentümer der drei Immobilien sollen die Wohnungen zu horrenden Preisen vermietet und die Einnahmen nicht ordnungsmäßig versteuert haben. Bis zu 1700 Euro seien für eine Drei-Zimmer-Wohnung von den Familien gezahlt worden. Dazu wurden pro Zimmer noch Nebenkosten im dreistelligen Bereich abgerechnet.

Trotzdem haben sich laut Stadt und Polizei bei dem Einsatz keine Hinweise auf Straftaten ergeben. Nach Informationen unserer Zeitung hatte es bereits im vergangenen Jahr einen Versuch gegeben, das Haus zu kontrollieren. Jedoch ohne Erfolg.

Für die aus den Wohnungen geholten Menschen, die nicht bei Verwandten oder Freunden unterkommen können, stellt die Stadt Schlafplätze zur Verfügung. An der Räumung, die nach Angaben der Einsatzkräfte friedlich verlaufen sei, waren 40 Polizisten und 20 Mitarbeiter der Stadt beteiligt.

Gegen die Eigentümer der Häuser werden nach Angaben der Beamten ordnungsbehördliche Maßnahmen eingeleitet.

Neben dem Brandschutz seien auch bauliche Aspekte überprüft worden. Mitarbeiter der Stadt hätten kontrolliert, ob sich Menschen illegal in den Gebäuden aufhalten.

In der Vergangenheit waren bereits mehrfach sogenannte „Problemhäuser“ im Innenstadtbereich geräumt worden. An der Gerberstraße wurde nach einer Räumung im Februar der weitere Zugang zu einer Wohnung aus Brandschutzmängeln untersagt. Weitere Überprüfungen dieser Art sollen folgen, teilten Stadt und Polizei mit.

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