Bei der Schafschur viel zu tun

Rund 10 000 Besucher kamen zum Hoffest auf Gut Heimendahl — zum ersten Mal wurde dort Eintritt verlangt.

Kempen. Ein Paar drehte sofort um, als es erfuhr, dass für das Hoffest auf Gut Heimendahl erstmals Eintritt in Höhe von fünf Euro verlangt wird. „2,50 Euro hätte ich noch bezahlt, aber fünf Euro sind zu viel“, schimpfte der Mann. Fast zeitgleich tönte es aus dem Funkgerät von Projektmanager Andreas Cohrs (51): „Wir brauchen dringend Tickets!“ Viele Besucher ließen sich von dem Eintritt nicht abschrecken wohl auch deshalb, weil sie wissen, dass dieses Geld zum Erhalt des Gutshofs beiträgt — eines Hofes mit denkmalgeschützten Gebäuden, uralten Bäumen und vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen. Am Ende waren es mit rund 10 000 Besuchern aber doch deutlich weniger als im vergangenen Jahr mit rund 20 000 Gästen.

„Wir wollen die Denkmäler erhalten und den Hof erlebbar machen“, sagte Hannes von Heimendahl. „Außerdem wollen wir altem Handwerk einen Ort geben, wo es dargestellt werden kann“, erklärte der 44-Jährige. Wer durch das alte Tor schritt, hörte die Pfauen schreien, konnte sie aber nicht sehen: „Sie haben sich in die Eichen geflüchtet“, verriet von Heimendahl und fügte hinzu: „Diese Bäume sind um die 300 Jahre alt.“

Die Schafschur ist eine der Attraktionen bei den Hoffesten auf Gut Heimendahl, Erich Weckwerth und Thomas Müller hatten mit dem Scheren alle Hände voll zu tun. Sie gingen zügig und routiniert vor, packten sich auch Raritäten wie die Jakobsschafe, die bis zu sechs Hörner haben können oder die ungarischen Zackelschafe.

Gleich daneben wurde Schafwolle nach alter Väter Sitte verarbeitet und zum Kauf angeboten: „Rohwolle zum Spinnen — ein Sack nach eigener Wahl für 20 Euro“, stand da auf einem Schild.

Als das Jagdhornbläsercorps „Kempener Land“ am Samstagmittag aufspielte, war das ein ganz besonderes Signal: Der stattliche Maibaum war wieder um ein weiteres Emblem ergänzt worden und wurde von einem Dutzend starker Männer aufgerichtet. Es wurde in diesem Jahr von den Treckerfreunden Unterweiden gestiftet, die seit vielen Jahren eng mit dem Hoffest verbunden sind. Während der Zeremonie waren die beiden „Treckerfreunde“ Karl-Heinz Metzler mit seinem 61 Jahre alten Eicher und Hardy Ceglarek mit seinem 66 Jahre alten Lanz Bulldog vorgefahren, stellvertretend für die vielen anderen, die ihre Traktoren auf der Wiese in Reih’ und Glied abgestellt hatten und ein entspanntes Lagerleben genossen. Mit dabei: Christoph Oehring — der 78-jährige Unterweidener hatte vor vielen Jahren den Kontakt zwischen den Liebhabern alter Landmaschinen und Gut Heimendahl hergestellt. Er war mit mehreren Traktoren vertreten, unter anderem mit einem „Le Percheron“, Baujahr 1938 mit reichlich Patina und Eisenrädern und einer historischen Schlagkarre.

Julius Travnik aus Tschechien hatte wieder ein knapp 130 Jahre altes Kinderkarussell zur Verfügung gestellt, frei von Farbe und Firlefanz und von Muskelkraft betrieben.

Kinder mit kreativer Ader kamen im schattig gelegenen Pavillon des Familienzentrums „Unter den Weiden“ auf ihre Kosten: „Wir basteln hier mit den Kindern kleine Schafe, Stirnbänder mit Schäfchen drauf, außerdem können Tontöpfe gestaltet werden“, erklärte die Leiterin der Einrichtung, Denise Mackenschins.

Auf dem Hoffest konnten auch diesmal kulinarische Köstlichkeiten probiert werden. In der Hofküche von Gut Heimendahl wurden „Schmörkes“, kleine runde Kartoffeln, gebraten und mit Krautsalat serviert. Eis aus Ziegenmilch gab es diesmal nicht, was ein Besucher prompt vermisste.

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