Fragen und Antworten Unwetter in Wuppertal verursacht Millionenschäden

Die heftigen Gewitter mit Starkregen werden Wuppertal Millionen kosten. Und weitere schwere Gewitter sind möglich. Die wichtigsten Fragen und Antworten nach dem Unwetter-Schock.

Fragen und Antworten: Unwetter in Wuppertal verursacht Millionenschäden
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Wuppertal. Wasser, Wasser, Wasser. Der Schock von Dienstag sitzt noch tief, als heftige Gewitter mit Weltuntergangsszenen und Starkregen vor allem die Städte Wuppertal und Aachen trafen. In Elberfeld und Barmen gingen ab 15.30 Uhr Gewitter mit der höchsten Kategorie runter. In zwei Stunden fielen 80 Liter Wasser pro Quadratmeter vom Himmel. „Das war schon extrem und ist in der Regenmenge etwa das, was normalerweise im Laufe eines Monats fällt“, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Das Ausmaß der Sachschäden in Wuppertal ist weitaus größer als zunächst angenommen. Die Wassermassen überfluteten vor allem Straßen, Keller und Garagen. Wasser schoss aus Gummideckeln, Bäume stürzten um. Die Stadt verzeichnet massive Gebäudeschäden und zerstörte technische Geräte in Kellerräumen. Betroffen sind Schulen, Sporthallen, Kitas, das Museum, die VHS und viele andere öffentlichen Gebäude. Das Dach einer Tankstelle an der B 7 brach nach den heftigen Niederschlägen zusammen. Beim Einsturz war zuvor ein Fahrer, auf dessen Auto das Dach stürzte, leicht verletzt worden. Darunter parkten 14 Fahrzeuge, erklärte die Polizei am Mittwoch. Das Dach sei einsturzgefährdet, der Ort wurde abgesperrt.

Auch die Wuppertaler Universität meldete schwere Schäden: Bis zu 50 Quadratmeter des Daches eines Uni-Gebäudes stürzten ein, der Keller sowie Teile des Erdgeschosses mindestens zweier Gebäude wurden komplett überflutet. Hochschuldirektor Lambert Koch sprach von einem „erheblichem Schaden“. In den Kellerräumen waren demnach Einrichtungen unterschiedlicher Fakultäten untergebracht.

Ins Von-der-Heydt-Museum ist Wasser in Treppenhaus und Aufzug eingedrungen. Das Museum bleibt bis zum Dienstag geschlossen.

Sowohl in der Barmer als auch in der Elberfelder Fußgängerzone dürfte der Schaden in die Millionen gehen. Besonders heftig erwischt hat es die Geschäfte und die Thalia-Buchhandlung im Tiefparterre der City Arkaden, wo die Aufräumarbeiten am Mittwoch noch den Tag über andauerten.

Die Feuerwehr versuchte mit Spezialpumpen die Wassermengen zu beseitigen. Wie hoch die Schäden in den Geschäften sind, ist noch nicht absehbar. Für den, der keine entsprechende Versicherung abgeschlossen hat, kann die Lage existenzbedrohend sein.

Land unter: Zahlreiche Straßen - wie hier in Elberfeld - standen komplett unter Wasser. Foto: dpa

Die Reparatur- und Aufräumarbeiten könnten Wochen dauern und hielten die Hilfs- und Feuerwehrkräfte am Mittwoch pausenlos auf Trab. In rund 600 Fällen hatten sie bis zum Mittag Hilfe geleistet. „Die Infrastrukturschäden werden erheblich sein“, sagte eine Stadtsprecherin. In vielen Fällen sind laut Stadt der Untergrund und die Kanäle in Mitleidenschaft gezogen. Schäden würden zunächst provisorisch mit Schotter beseitigt.

Ganze Straßenzüge waren auch am Mittwoch sicherheitshalber noch stromlos geschaltet, berichtete ein Sprecher der Stadtwerke. Auch einige Schulen müssen wegen Wasserschäden und möglicher Probleme mit der Elektrizität noch geschlossen bleiben.

Die Stadt warnt trotz der zahlreichen Angebote vor der freiwilligen Hilfe von Wuppertalern. Die Einsätze ließen sich nicht ausreichend organisieren, hieß es. „Alle Einsatzkräfte sind voll ausgelastet und eine Einsatzplanung für freiwillige Helfer deshalb nicht möglich.“ Die Stadt rät davon ab, „selbst ans Werk zu gehen“ und zum Beispiel geflutete Keller zu betreten. „Es besteht Lebensgefahr“, warnte ein Sprecher.

Der Versicherungsschutz einer Hausratsversicherung deckt nur Wasserschäden ab, die etwa durch einen Rohrbruch entstanden sind. Vollgelaufene Keller in Folge von Starkregen und Hochwasser sind nicht versichert. Diese Schäden werden nur ersetzt, wenn eine Zusatzversicherung zu Elementarschäden abgeschlossen wurde.

Sturmschäden wie umstürzende Bäume sind über die Hausratversicherung abgedeckt. Baumbesitzer haben allerdings auch eine Werterhaltungspflicht. Haben Bäume ihre Widerstandskraft eingebüßt, kann den Eigentümern gegenüber Schadensersatz geltend gemacht werden, wenn die Bäume bei Sturm oder Starkregen umfallen.

Bei der Finanzierung der Reparaturen wird Wuppertal wohl auf sich gestellt sein, denn die Stadt ist nicht gegen Elementargefahren versichert. Wie hoch die Kosten ausfallen, steht laut Stadtdirektor Johannes Slawig erst nach einer umfassenden Bestandsaufnahme fest, „aber es handelt sich um Millionenbeträge“.

Der Kämmerer hofft, dass Wuppertal wie vor einigen Jahren die Stadt Münster in den Genuss einer Soforthilfe des Landes kommt. Münster erhielt nach dem Jahrhundert-Hochwasser 2014 eine ebensolche Bedarfszuweisung aus dem Gemeindefinanzierungsgesetz vom Land in Höhe von 4,5 Millionen Euro.

Die Stadt Düsseldorf hat keine gesamtstädtische Versicherung gegen Sturm- und Unwetterschäden abgeschlossen. Das wäre absolut nicht wirtschaftlich, weil die Beiträge in keiner Relation zur etwaigen Schadenshöhe stünden, sagt ein Stadtsprecher. Prägnantes Beispiel: Ein Jahresbeitrag sei genauso teuer wie die Beseitigung aller Schäden, die der Orkan Kyrill 2007 in Düsseldorf angerichtet habe. Da sei es sinnvoller, Geld für solche Fälle zurückzulegen, um Schäden dann selbst beheben zu können. Ausnahmen betreffen in der Landeshauptstadt nur herausragende Bauwerke wie das Schauspielhaus oder die Tonhalle, für die es besondere Gebäudeversicherungen gibt.

In Krefeld sieht es ähnlich aus: Dort hat die Stadt ebenfalls vor zehn Jahren Policen gekündigt, weil die Versicherungsprämien nach Kyrill deutlich anstiegen. Die Stadt ist aber gegen Brandschäden versichert. „Wir werden die aktuellen Ereignisse jedoch zum Anlass nehmen, um eine neue Risikoeinschätzung beim Versicherungsschutz vorzunehmen“, erklärte ein Stadtsprecher.

Unwetter in Wuppertal - Tankstellendach bricht zusammen
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Unwetter in Wuppertal - Tankstellendach bricht zusammen

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Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gibt keine Entwarnung im Hinblick auf die Gewittergefahr, Entspannung ist nicht in Sicht: „Es wird wieder krachen.“ Bei schwül-warmen Temperaturen bis 30 Grad könne es am Donnerstag den ganzen Tag über immer wieder Gewitter geben, die am Nachmittag vor allem im Nordosten von NRW Starkregen bringen könnten. Lokal seien Regenmengen von bis zu 60 Litern pro Quadratmeter möglich. Freitag seien neue Gewitter, Starkregen undauch Böen zu erwarten. E.S./ab/A.S./lnw

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