Kommentar Warum die DFB-Elf an der Pleite selber schuld ist

Deutschland hat den WM-Auftakt verloren. Das hat sich die Mannschaft selbst zuzuschreiben. Es hat nicht den Anschein, als hätte sie aus den dürftigen Testspielen gegen Österreich und Saudi-Arabien gelernt. Ein Kommentar.

 Marvin Plattenhardt (M) aus Deutschland und Hector Herrera aus Mexiko kämpfen um den Ball.

Marvin Plattenhardt (M) aus Deutschland und Hector Herrera aus Mexiko kämpfen um den Ball.

Foto: Ina Fassbender

Moskau. Das Unvorstellbare ist also eingetreten: Deutschland, der amtierende Weltmeister, hat sein WM-Auftaktspiel verloren. Gegen Mexiko. Ein Sieg des Fußball-Davids gegen den Goliath. Das wird außerhalb Deutschlands so ziemlich alle freuen, weil es im Sport eigentlich immer das Schönste ist, wenn die Kleinen die Großen ärgern. Und die Mexikaner haben sich den Sieg mit ihrem aufopferungsvollen Einsatz verdient — auch wenn es nicht sehr ansehnlich ist, nach der Pause eine elfköpfige Mauer vor dem Tor zu errichten.

Nein, die Niederlage haben sich die deutschen Elite-Kicker selbst zuzuschreiben. Die Lücken, die sich vor allem vor der Pause in Mittelfeld und Abwehr auftaten, hatten Besorgnis erregende Ausmaße. Die Geschlossenheit, die im PR-Label „Mannschaft“ signalisiert wird, fehlte. Immer noch. Denn es hat nicht den Anschein, als hätte die Mannschaft aus den dürftigen Testspielen gegen Österreich und Saudi-Arabien gelernt.

Deutschland gegen Mexiko - Die Niederlage in Bildern
69 Bilder

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Die flinken Mexikaner liefen Khedira, Kroos und Co. Knoten in die Beine. Der Weltmeister war überrascht, also offenkundig nicht gut vorbereitet, was auch dem Trainer-Team um Joachim Löw kein gutes Zeugnis ausstellt. Und ob es eine gute Idee war, Marco Reus erst nach 60 Minuten einzuwechseln, darüber dürfen nun die Millionen Bundestrainer in Deutschland ausgiebig diskutieren.

Die Niederlage an einzelnen Spielern festzumachen, wäre allerdings etwas billig. Vielmehr weckte das Auftreten der „Mannschaft“ im Spiel gegen Mexiko den fatalen Eindruck, dass man sich etwas zu sicher fühlte. Als wöge der Lorbeer des Weltmeisters schwer wie Blei und würde zu müdem Geist und müden Beinen führen. Nun dräut er also am WM-Horizont, der Fluch der Titelverteidiger, die zuletzt beinahe regelmäßig bereits in der Vorrunde ausgeschieden sind: Frankreich 2002, Italien 2010, Spanien 2014.

So weit ist es noch nicht, aber der Druck steigt. Am Samstag gegen Schweden muss sich zeigen, ob das deutsche Titelverteidiger-Team 2018 bessere Nerven hat als seine Vorgänger. Es wird ein echter Stresstest. Der Goliath wankt.

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