Schönes Wetter, aber mehr Badetote

280 Menschen sind in diesem Jahr in Deutschland schon ertrunken, 38 mehr als im Vorjahreszeitraum. Die DLRG warnt vor Leichtsinn.

Schönes Wetter, aber mehr Badetote
Foto: dpa

Düsseldorf. Die Sonne spiegelt sich im Wasser, am Strand spielt eine Familie Boccia, andere liegen einfach nur faul auf dem Badetuch. Geschrei, Gelächter und vor allem das Planschen des Wassers sind zu hören. Es riecht nach Sonnencreme. Ein typisches Bild — doch Flüsse, Bäder und Seen zeigen in diesen Tagen auch ihre gefährlichen Seiten: In Deutschland sind in den ersten sieben Monaten dieses Jahres 280 Menschen ertrunken, 38 mehr als im Vorjahreszeitraum. Zu den Zahlen der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) kam am Freitag noch ein toter Schwimmer in Schleswig-Holstein hinzu.

Die meisten Menschen seien an ungesicherten Badestellen im Binnenland ertrunken, sagte DLRG-Sprecher Achim Wiese. Deutlich abgenommen hat laut DLRG die Zahl der tödlichen Unfälle an den Küsten. Im Berichtszeitraum ertranken dort neun Menschen, im Vergleichszeitraum 2017 waren es noch 25. In Nordrhein-Westfalen starben sechs Menschen beim Baden. Allein im Kaarster See endete der Badespaß in den vergangenen Wochen für einen vierjährigen Jungen und einen 19-Jährigen tödlich.

Häufig ereignen sich Badeunfälle wegen Leichtsinns, einer hohen Risikobereitschaft und Selbstüberschätzung, sagte Wiese. Bei den Strömungen im Rhein kann der Sog so stark wirken, dass er selbst geübte Schwimmer bis in die Tiefe zieht. Strudel können Schwimmer oftmals gar nicht sehen. Laut DLRG unterschätzen viele auch ihre Schwimmfähigkeit. Manche gingen ins Wasser, obwohl sie nicht schwimmen könnten. Aber auch Eltern, die sich in Wassernähe mehr mit ihrem Handy beschäftigen als auf ihre Kinder zu achten, bereiten der DLRG Sorge.

Da sich die meisten tödlichen Unfälle an unbewachten Badestellen ereigneten, fordert die DLRG Länder, Kommunen und Badbetreiber auf, für mehr Sicherheit zu sorgen. Ein Badeverbotsschild aufzustellen, reiche nicht aus, sagte Wiese. So werden etwa in Neuss seit kurzem Kinder und Jugendliche mit Infoveranstaltungen an den Schulen über die Gefahren aufgeklärt. Dormagen will in Kooperation mit der DLRG ebenfalls für mehr Sicherheit am Goldberger- oder Nievenheimer See sorgen.

Für den See im Wülfrather Steinbruch gilt ein strenges Badeverbot, da an einigen Stellen dicht unter der Wasseroberfläche Steine liegen, die einen Sprung ins Wasser lebensgefährlich machen. Das Gelände der Wülfrather Kalkwerke ist zwar eingezäunt, dennoch wird im See immer wieder geschwommen. Rheinkalk hat daher einen Wachdienst mit zusätzlichen Kontrollen beauftragt. Den Eindringlingen droht eine Anzeige, schon fast 50 Mal seien die Personalien in diesem Sommer an die Polizei weitergegeben worden.

Zunehmend setzen die Rettungsschwimmer der DLRG bei der Suche nach Vermissten auch Drohnen ein. „Die Drohnen helfen uns, vermisste unter Wasser aufzuspüren. Aber das wichtigste Rettungsmittel ist und bleibt für uns der Rettungsschwimmer“, sagte der Bundesbeauftragte der DLRG für den Drohneneinsatz, Alexander Kille. dpa/E.S.

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